Wie machst du das?

Gedicht zum Thema Gleichgültigkeit

von  Tula

(Frage an den Strom)

Das selige Treiben im Gleichtakt der Tage.
Die stinkenden Schlünde in Uferlage.

Das sorglose Plätschern in mäßigen Breiten.
Die Monstren die stumm durch die Fäulnis gleiten.

Die hastige Flucht vor der Felspromenade.
Der Hang zum Versanden an flachem Gestade.

Der Zustrom der Kinder. Voll Drang und Vergnügen.
Der Zwang sich dem Zug träger Massen zu fügen.

Der Aufruhr tief unter den Brückengeländern.
Die Flut ohne jemals die Richtung zu ändern.

Das stetige Abwärts. Das ewige Hin.
Schaum oder nicht Schaum: nach Meer steht der Sinn.


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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(30.04.23, 06:33)
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 Tula meinte dazu am 30.04.23 um 09:14:
Moin Taina
So ist es. Und schade, dass er auch das gelassen trägt, so als wäre das Meer eine Lösung  ;) 

LG
Tula

 A.Reditus (30.04.23, 07:13)
Ich finde das ziemlich gelungen; wäre ich ein freundlicherer Mensch, würde ich "reichlich" sagen.

Der Titel gefällt mir nicht, die (Frage an den Strom) verstehe ich nicht und die Attribute selig und sorglos sind für mein Empfinden in diesem Text störend. Er wertet doch sonst nicht, also auch der Strom tut es nicht.

Ansonsten bietet das Futter und unterstreicht auch stilistisch sehr schön das Strömende, das Pulsierende, die gleichförmige Wiederholung bis zur finalen Erlösung, dem Aufgehen in etwas Größerem.

Mein Highlight des Textes: "Der Zwang, sich dem Zug träger Massen zu fügen". Das Komma habe ich hinzugefügt, das könnte der Autor im Text auch noch an anderen Stellen tun. 

Besten Gruß

Kommentar geändert am 30.04.2023 um 07:14 Uhr

 Tula antwortete darauf am 30.04.23 um 09:24:
Moin Reditus
Danke für deinen Kommentar und kritische Hinweise. Solche findet man hier, d.h  im Sinne kritischer Textarbeit, leider selten, von heftigen rein inhaltlichen Diskussionen mal abgesehen.

Kommasetzung: darüber ließe sich streiten. Ich habe mir die 'dichterische Freiheit' genommen, hier einige auszulassen, weil sie optisch den Fluss eher stören. Es sind ja ohnehin keine geschlossenen Sätze und in Lyrik darf man in Sachen Zeichensetzung wohl großzügig sein  8-)

Sowohl der Titel und die Frage als Untertitel als auch die genannten Adjektive sind mir wichtig. Symbolgedicht oder übergreifende Metapher, wie man es bezeichnen möchte, es geht nicht nur um 'einen' Strom, sondern um den einen und sein leider viel zu gleichgültiges Gegenstück, also um die Widersprüche, auf welche der Text auf seine Art hinzuweisen versucht. Selbst das 'Meer' hat ein nicht nur phonetisches Pendant. 

Dankend lieben Gruß
Tula

Antwort geändert am 30.04.2023 um 09:29 Uhr

 AchterZwerg (30.04.23, 09:35)
Mir gefällt es rundherum:  :) 
Von der Idee und der Umsetzung her. - Selbst die von mir eher ungeliebten Paarreime schmiegen sich hier, weil sie Gegensätzliches verkörpern, das in einem Gewässer gefangen bleibt.

Mützchenschwenkend
der8.

 Tula schrieb daraufhin am 30.04.23 um 18:09:
Hallo lieber 8er
ungeliebte Paarreime?
Aber wehe wehe, wenn ...  :D

Freut mich, dass dir auch dieses gefällt. 
Sonnige Grüße
Tula

 plotzn (30.04.23, 11:40)
Servus Tula,

schönes Gleichnis über den Strom und seine Strömungen. Schade, dass er nicht antworten kann, das Tosen ist zu laut, um solche Gedanken mitzukriegen.

Die Stromschnellen, die nicht umsonst auch so heißen,
die düstere Kraft, alles mit sich zu reißen.

Überbrücken hilft da nur bedingt...

Liebe Grüße
Stefan

 Tula äußerte darauf am 30.04.23 um 18:11:
Servus Stefan
Danke für deine ergänzenden Bilder. So ist es wohl, selbst die größten Dichter und andere nichts als feine Tröpfchen im Schaum. 

Dankend lieben Gruß
Tula

 harzgebirgler (30.04.23, 13:40)
hallo Tula,

alles fließt und ist im fluss
der wo entspringt und münden muss
doch mancher wird von mal zu mal
zur sommerzeit schon zum rinnsal
bevor er einst wohl gar versiegt
und nimmer die meerkurve kriegt.

lg
harzgebirgler

 Tula ergänzte dazu am 30.04.23 um 18:18:
Hallo harzgebirgler
Gewiss, aber:
Manchmal gibt's im Leben eben
Menschen die dagegen- streben,
also -schwimmen, ohne Zauber,
rufen: Strom, bleib lieber sauber!

LG
Tula

 GastIltis (30.04.23, 15:56)
Hallo Tula,
ein Gedicht nach meinem Geschmack!
Die Frage wäre, wie ginge es weiter, wenn kurz vor der Einmündung in das Meer (mit Sinn) noch rein zufällig ein Wehr oder ein Wasserfall bei dir um die Ecke schaute? (Vielleicht mit einem roten Wimpel in der Hand). Ist nur so ein Gedanke.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Tula meinte dazu am 30.04.23 um 18:20:
Hallo Gil
Ich fürchte, rote Wimpel beeindrucken den Strom heute weniger ...  ;)
Mir würde es reichen, wenn er heute nicht Hungersteine freilegt, sondern die Monstren in seinen trüben Tiefen einfach auf die erstbeste Klippe wirft.

Dankend lieben Gruß
Tula

 EkkehartMittelberg (30.04.23, 21:29)
Sehr gelungen, Tula,
ohne eine gewisse Gleichgültigkeit wäre der Strom des Lebens  nicht zu meistern.

LG
Ekki

 Tula meinte dazu am 01.05.23 um 09:50:
Moin Ekki
Gewiss. Wobei heute wieder einer der Tage ist, an welchem nicht alles nur gleichgültig unter den Brückengeländern dahinziehen sollte. Rein theoretisch  :ermm:

LG
Tula
Agnete (66)
(06.05.23, 18:51)
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 Tula meinte dazu am 07.05.23 um 00:00:
Hallo Agnete
Nun ja, der Strom fließt bewusst oder unbewusst in irgendeine Richtung. In der Bedeutung der Metapher, wäre es wünschenswert, wenn er die ganz großen Katarakte wie zum Beispiel in der Form von Weltkriegen verhindert hätte. Aber nein, es ging aus deutscher Sicht bis zum bitteren Ende. 

Was das Klima und Umweltzerstörung angehen ... wer weiß schon auf was für ein Meer wir wirklich zusteuern. 

Dankende und zugleich nachdenkliche Grüße
Tula
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