Biker welcome oder Pfingsten mit viel Wrumm-Wrummm

Dies mit leiser Stimme vorweg: Ich gönne den Zeitgenossen auf ihren Ducatis, Harleys und Hondas ihre Rudelbildung und kernigen Männlichkeitsrituale. Sollen sie gerne haben. Was mich allerdings erheblich stört, ist der übergriffige Lärm, mit dem sie ungehemmt und nach Aufmerksamkeit heischend durch unschuldige Landschaften brettern. So wieder an diesem Pfingsten.

Selbst schwer beladenen LKWs oder Bauernhof-Gespanne machen akustisch nicht so viel Aufhebens um sich wie unsere Freunde im drallen Leder.

Denn da, wo sie schön geschwungene Straßen mit sportlichem Touch vorfinden, da ist – unüberhörbar - ihr Wochenend-Revier.

Ich lebe zur Zeit in einem solchen, bewege mich dort in aller Regel geräuschlos und auf sozialen Frieden bedacht. Nie und nimmer nähme ich mir das Recht heraus, Menschen nachzustellen mit meinem Wrummm-Wrummm ….. bis in ihre Schlafzimmer.

Neuerdings sehe im Umfeld unseres beschaulichen Mittelgebirges an Cafés oder Restaurants Schilder, die ausdrücklich sagen „Biker welcome“. Finde ich bemerkenswert, diese öffentliche Erklärung.

Ehrliche Sympathie scheint aber nicht dahinter zu stecken, eher pekuniäres Interesse. Die Biker kehren nämlich gerne am Rande der Piste ein, und dann wird in fröhlicher Runde konsumiert. So eine potente Klientel darf dann auch ein paar Abgase und Dezibel zu viel ´raushauen – schließlich können Eifel, Hunsrück oder andere strukturschwache Erholungsgebiete nicht allein von asketischen Wanderern profitabel leben.

Im Umkehrschluss läge ja der Gedanke nahe: Überall da, wo das „Biker welcome“ nicht hängt, wären sie „not welcome“. Könnte man denken. Tatsächlich neige ich dieser Interpretation zu. Welcher Normalo will sich schon das liebe Wochenende lang zudröhnen lassen von PS-geilen Spaßvögeln, die offenbar nur eins wollen: Ihrem Ego einen maximal getunten Kick geben.

Dabei ist so ein Motorrad im zivilen Leben ein äußerst praktisches Gefährt. Es braucht wenig Platz, ist so schnell wie ein Auto und dabei noch sparsamer. Warum es sozusagen als Markenzeichen den hochgejazzten Lärmpegel braucht, bleibt mir ein Rätsel.

Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Nutzer damit nicht diskret von A nach B wollen, sondern einen Livestyle zur Schau stellen: Freiheit, Genuss, Speed... und dabei scheint es ihnen egal, welche krank machende Belastung sie für Unbeteiligte links und rechts ihrer Schaubühne bedeuten.

Ich warte schon seit Jahren auf Maßnahmen, auf Appelle, vielleicht freiwillige Rücksichtnahme. Vergeblich. Im Gegenteil, die Invasion der Wrumm-Wrumm-Adepten wird an jedem verlängerten Wochenende massiver.

Meine Hoffnung ist der liebe Gott. Er schenke uns, bitte,bitte, an den Feiertagen mit Biker-Rodeo ganz viel schlechtes Wetter. Gerne einstellige Temperaturen, fiesen Wind, Dauerregen. Ich würde entspannt rausgehen, mich mit geöffneten Armen auf die Straße stellen und leise sagen „Yes! Biker welcome“.