Das Geständnis

Text

von  Mondscheinsonate

"Eigentlich," ich sah ihn von oben bis unten an, "bist du ein extrem gutaussehender Mann, du musst ein bisschen abnehmen, nein, du bist nicht dick, überhaupt nicht, aber ein bisschen weniger würde dir nicht schaden, jetzt fällt mir das erst richtig auf, tatsächlich," sagte ich. Er lächelte, griff sich auf den Bauch, sagte: "Du weißt schon, dass ich dich seit 20 Jahren liebe, nicht wahr, da stört dich der Bauch?" 

Meine Mundwinkel formten ein Lächeln. "Mein Lieber, das war jetzt ein Kunstgriff, pure Eristik, dich provozieren, mit dem Bauch, um das zu hören, was man hören möchte, aber im Übrigen stört der Bauch nicht, keineswegs, ein Bäuchlein."

"Du bist die wahre Romantikerin, hörst die Botschaft, freust dich nur über deinen Sieg."

Ich lachte. "Nun, mein Schatz, man warf mir bereits Narzissmus vor, weil ich verschmähte." 

"Volle Narzisstin!"

Wir lachten. 


Ich gebe zu, ganz unter uns, mich traf seine Aussage sehr tief, es ist etwas anderes, etwas zu vermuten, zu ahnen, als es zu hören, bestätigt zu bekommen.

Er hat sich verändert, in die Richtung, die ich immer wollte. Mit den Jahren lernte er "Nein" zu sagen, wurde gelassener, das Seichte wich und trotzdem blieb sein Herz warm. Wir plaudern immer stundenlang, nichts stoppt uns, über alles können wir sprechen. 

"Ach, wir Zwei," seufzte er, "ewig verliebt in die Liebe."

"Falsch," sagte ich. 

Er sah mich an.

"Du bist immer verliebt in die Liebe gewesen, konntest nie alleine sein, brauchst das Gefühl, bist ein Junkie, deshalb immer "irgendwelche" Beziehungen, ich, hingegen, bin nur in einen Mann verliebt." Ich schwieg, er schwieg. 

Dann sagte er: "Dich liebe ich wirklich, dich als Person."

Gerade als ich etwas erwidern wollte, fuhr er verbal dazwischen: "Ja, ich weiß, ein Kunstgriff!"

"Nein," sagte ich, "schön."

Ich fuhr ihm über seinen aufgekrempelten Hemdsärmel, lächelte noch einmal, sagte: "Du bist ein Schatz, ich muss gehen."

Drehte mich im Gehen nochmals um, verschwand um die Ecke und atmete tief dahinter durch. Ich wünschte, dachte ich, dass ich meine innerliche Blockade auflösen könnte, aber ich kann es nicht, fragte mich noch lange "Warum? Der Mann wäre perfekt."

Wahrscheinlich deshalb. 

 



Anmerkung von Mondscheinsonate:

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