Der Klavierlehrer

Text

von  Mondscheinsonate

Die Direktorin und ich fanden Tage im November, das fand ich wirklich schön. Sie stellte mich Herrn J. vor, dem irgendwann das Blut aus den Adern entzogen wurde, wie ein Vampir stand er vor mir, passte zu Halloween. Er führte mich ins Musikzimmer. Dort stand ein Stutzflügel, glanzlos in braun, wenigstens recht ordentlich gestimmt. 

Aber, er ist echt freundlich, dennoch reserviert. 

"Was wollen Sie spielen?" Er nahm eine Notenmappe in seine weißen Hände und schlug sie auf. Ich fragte, was er so lehre, es seien doch noch Kinder?

Er meinte, viel Mozart und Schubert, kein Chopin, das findet er zu schwermütig für die Kleinen. Ich fragte, ob er denn Chopin überhaupt da habe?

Hatte er, Chopin Op. 9 No.2.

Ich spielte, er hörte entzückt zu, die Jahre schwanden in meinem Kopf. 


Er fragte, was er mir beibringen könnte, ich war im Konservatorium! - Im Privatunterricht, ja, na und? Er auch, sagte ich, sogar, wie mir die Direktorin sagte, als außerordentlich guter Absolvent! Ja, antwortete er, aber er unterrichte kleine Kinder. Ich meinte, da sei kein Unterschied, mir fehle es an Technik, die ich wieder auffrischen muss, er solle mir ruhig langweilige Fingerübungen und einfache Stücke geben, das wäre ganz toll. "Aber, niemals ... !" "Was?" "Für Elise!" Wir lachten. 
Doch ein Netter, der Kerl, das dachte ich. Er taute erst auf. Am Samstag hat er um 7:00 Zeit. "Sie meinen 19 Uhr?" Er schüttelte den Kopf, sagte:" Sieben!" 
Ich schluckte, dann nickte ich. Dafür zwei Stunden. 
Ich sitze über Notenblättern, sehe sie mir an, spiele in Gedanken nach. Ich bin jetzt wieder "im Geschäft", nämlich des Glücklichseins. Neben mir liegt ein Katalog von Bösendorfer, ich blättere nur darin. Das geht ja, träumen darf jeder. 





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Kommentare zu diesem Text


 Hobbes (01.11.23, 09:15)
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gelungen!

Gruß 

Peter

 Mondscheinsonate meinte dazu am 01.11.23 um 09:32:
Danke.

 Dieter_Rotmund (01.11.23, 09:17)
Interessanter Protagonist, mal was anderes als deine ewige Jura-Studentin.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 01.11.23 um 09:31:
🙄

 franky (01.11.23, 17:54)
Hi liebe Cori
 
Bei Deinen Zeilen kommen mir Gedanken, wie mein Weg zu Pianisten begonnen hat.
Mein erster Klavierlehrer war auch Blind ein mürrischer Mensch mit einer kräftigen Schnapsfahne. Die erste Aufgabe war, alle C auf dem Instrument zu suchen und zu finden. Bei jeden Treffer gab er mir eine kräftige Kopfnuss.  
Diesen Lehrer war ich zum Glück bald los;-)

Wünsche Dir noch viel Freude und Erfolg bei Deinen Klavierstunden.  
Liebe Grüß mit Busserl fliegen zu Dir nach Wien von Franky

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 01.11.23 um 17:56:
Hahaha, na servus!
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