Watalappan

Text

von  Mondscheinsonate

Es gibt extrem hübsche Kochbücher, ich habe "Die echte Küche Sri Lankas", das kaufte ich mir nach unserem Urlaub, schon, weil ich wissen wollte, wie man einen "Watalappan" zubereitet.

https://www.joyofeatingtheworld.com/watalappan-sri-lankan-coconut-custard/

Ich erinnere mich noch an das erste Mal, als ich mit dem Löffel in das Dessert stach, einen Bissen in den Mund schob und sich ein Gefühl von Wärme und Glück im Körper breitmachte, eine regelrechte Geschmacksexplosion, hervorgerufen durch Cinnamon.


Dazu noch der Geruch von Ferne und fremdes Stimmengewirr. 

Und, während wir mit dem TukTuk durch die Teeplantagen wackelten, lauter Schlaglöcher, hatte ich den Duft von Jasmin, der den Weg säumte, in der Nase und Watalappan im Kopf, der Suchtfaktor war sehr hoch. 

Danach lief ich förmlich in die Küche des einfachen Hotels, die Damen waren sehr nett, ich sagte auf Englisch, dass ich mich so verliebt hätte! Die Frau des Hotelbesitzers lächelte, fragte, in wem denn? Ich sagte: "Watalappan!" Die Frauen lachten im Chor. Ab da brachte sie mir täglich den Pudding zum Nachmittagstee, zu lieb. "Eine glückliche Frau ist eine schöne Frau!"

das sagte das Mädchen, das ihn brachte. 

Ja, das waren liebe Menschen. Tja, aber wie es oft so ist, kaufte ich mir das Kochbuch, besorgte die Zutaten, buk den Pudding, aß und ja ... er war gut, aber das Gefühl war halb so wild, es fehlte die Insel, die freundlichen Menschen, die Hitze und die schönsten Strände der Welt "Unawatuna" und "Hikkaduwa", es fehlte der unvergessliche rote Sonnenuntergang, die Fischer, die untertags unter umgedrehten Booten schliefen, die freundlichen Gesichter der Frauen, die mir servierten, es war Popsch. Ich aß den Pudding nie wieder. 

Aber, in einem noblen Teegeschäft in Wien besorgte ich mir Ceylon Tea mit Jasmin und öffnete die Packung, da war es wieder, das besondere Feeling, das mich wärmte. 

Dennoch, meine Abschlussarbeit im Umweltrecht schrieb ich über die Kinderarbeit auf Sri Lanka, nichts verblendet, kein schönes Feeling, ich sah sie, die Kinder am Feld, in der Mondsteinmine. Während ich schrieb, fiel mir kein Watalappan ein, sondern nur Leid. Alles hat zwei Seiten, besonders mein überteuerter Tee. 




Anmerkung von Mondscheinsonate:

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