Wer denkt, dass er schon mal eine schwere Prüfung überstanden hat, dem kann ich folgendes sagen: "HA HA HA! NEIN!" Ich sitze über dem Erkenntnisverfahren, der Exekutionsordnung und dem Außerstreitverfahren und es gibt gefühlte Millionen an Begriffen, die man alle auswendig lernen muss. Die ganze ZPO, JN und EO sowie AußerStR. Das ist derart enorm, dass es nicht normal ist. Das Herzstück der Rechtswissenschaften entpuppt sich als Monster.
Meine Güte, was wir Angst hatten vor Rechtsgeschichte, tausend Seiten, dabei war das ein Klacks dagegen. Aber, es geht dann weiter mit der StPO, der Strafprozessordnung, dem nächsten Monster und dem Verwaltungsverfahren, wenngleich das das Schlimmste ist, Durchfallquote bei 95%. Ich bin, durch das Umweltrecht, schon ÖR-Profi, mir macht das wenig Angst, das Öffentliche Recht, aber die Zivilprozessordnung beschert mir Bauchweh. Hausarbeit: Verfassen Sie ein Urteil. Im Namen der Republik!
Ich werde die ganze Nacht sitzen müssen, denn danach kommt noch Gender Studies, dagegen ist Verwaltungs- und Verfassungslehre mit dem philosophischen, aufklärerischen Gefasel über den Gesellschaftsvertrag erholsam, sowas mag ich. Das Personal der Verwaltung habe ich mir derweil aufgespart, Unerträgliches habe ich gerade genug. Aber, morgen wartet die Finanzverfassung, da brauche ich wieder meine volle Konzentration und Europarecht, das ich sehr liebe. Dazu noch eine Hausarbeit auf Französisch im Luftfahrtrecht fertigstellen, da hilft mir eine Freundin bei den Korrekturen und am Donnerstag habe ich BWL-Klausur, daneben 40-Stunden arbeiten, ich lerne gerade das Schwierigste, nämlich das Grundbuch und den Eigentumserwerb, Pfandrecht und Firmenbuch. Rechtspsychologie sind viele Begriffe auswendig zu lernen bis Dezember. Am Freitag kommt mein Klavier, dazwischen drei Stunden bei Emilia und dann soll einmal noch, nur einmal, eine(r) sagen: "Als Studentin der Rechtswissenschaften solltest du aber wissen...", der (die) macht sich derart lächerlich, das es Lächerlicher gar nicht geht, disqualifiziert sich komplett, weil der-oder diejenige gar keine Ahnung hat, wie sich die Rechtswissenschaften anfühlen, geschweige denn funktionieren, die würden nicht mal eine meiner Wochen aushalten, geschweige denn sich irgendwas merken. Aber, im Fernsehstuhl kann man leicht über fremde Personen urteilen. Gusch, heißt das Zauberwort, wirklich Gusch, empfiehlt sich. Sich hinsetzen und selbst noch etwas leisten, dann kann man seine Papperlatur aufreißen.
