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von  Mondscheinsonate

Wenn man also, so wie ich, im Katzenpyjama schnell den Korridor vorlaufen möchte, um die Post aus dem Briefkasten zu holen, jedoch dort angekommen bemerkt, dass man keinen Schlüssel mit hat, dann bricht leichte Panik aus, schließlich hängt da der Wohnungsschlüssel auch daran. 

Nun, da wendet man sich zunächst an die Nachbarin, die man kennt, jedoch, wenn die nicht zuhause ist, an die nächste Tür, an einen gutaussehenden Nachbarn, den man eigentlich gar nicht kennt und dann steht man in Schlappen und Katzenpyjama vor ihm und sagt:"Bitte könnten Sie mir den Schlüsseldienst anrufen?" Er, mich von oben bis unten ansehend, auch verdutzt, nickte, trat zur Seite und lud mich unfreiwillig in seine Wohnung ein. Er war sogar so aufmerksam, mir seinen Bademantel zu bringen, damit ich nicht halbnackt da sitzen musste und machte mir einen Kaffee. Die Situation war allerdings für beide beklemmend, irgendwie schon und da saßen wir hilflos da und warteten 1,5 Stunden auf den Schlüsseldienst. Die Chemie stimmte nicht so ganz, irgendwie nicht, jedoch versuchten wir das Beste daraus zu machen und plauderten über das Wetter, denn es fing gerade der Schneeregen an, machten genug Pausen zwischen den Sätzen, dass uns dieses Thema zumindest 15 Minuten beschäftigte. Dann fragte er, ob mir solche Dinge öfters passieren, was ich verneinte, noch nie, sagte ich, aber es ist Prüfungszeit, mein Kopf ist im Lernen, da steht der Alltag manchmal etwas Kopf und da fragte er, was ich studieren würde, da sagte ich Rechtswissenschaften, da lachte er, meinte, er sei Jurist, kann sich noch gut an Prüfungszeiten erinnern und verstünde jetzt mein Missgeschick besser. So hatten wir plötzlich ein Thema und ich kuschelte mich wohler in den übergroßen Bademantel, wenngleich sich dennoch keine chemische Anziehung ergab, schön war es doch zu wissen, dass ein Jurist neben mir wohnt. Diese hochnotpeinliche Situation, ich im Katzenpyjama ohne Schlüssel, endete mit einem etwas gestressten Herren, der "Typisch, Frau!" sagte und ich darauf "Sonst bekämen's keine 200 Euro ohne Frau" antwortete und mir die Wohnung aufsperrte und mir gleich eine Sicherheitstür aufschwatzen wollte. Ich, noch immer im Bademantel und Katzenpyjama, den Bademantel lieh mir der freundliche, chemielose Nachbar derweil, lehnte dankend ab. 

Die meisten, sogenannten Katastrophen, ja, das dachte ich, sind wirklich hausgemacht, im wahrsten Sinne.


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Kommentare zu diesem Text


 franky (01.12.23, 16:56)
Hi liebe Cori
 
Eine recht spannende Geschichte, zum Schmunzeln.
 
Grüße fliegen zu Dir nach Wien von Franky

 Mondscheinsonate meinte dazu am 01.12.23 um 17:58:
Danke, liebe Grüße!
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