Gedanken

Text

von  Mondscheinsonate

Die letzten Stunden hatte ich keine, zumindest nicht welche, die irgendetwas zermahlen oder zerdenken würden, nein, ich spielte stundenlang Schach, da ist man hochkonzentriert auf das Spiel, ich brauche das, überhaupt nach den anstrengenden Wochen, fünf Klausuren in eineinhalb Wochen, ja, regelrecht ein Klausurenmarathon, irre, das ist unmenschlich, jedoch habe ich mir das selbst eingeteilt, ich war selbst Schuld, sowieso, so wie man immer selbst Schuld ist, nur das sehen die wenigsten ein, zumindest sehen sie ihren Anteil selten bis nie, tatsächlich ist es leichter, die Schuld, wohl den schwarzen Peter, der politisch längst inkorrekt geworden ist, ich aber stets einen Kater mit Stiefeln, einen schwarzen, weil ich ihn so im Kartendeck hatte, zuschieben, ja, das Kartendeck war lieb, ich habe aber keine Ahnung mehr, wie man Schwarzen Peter spielt, aber das muss ich auch nicht mehr wissen, weil man das Spiel sowieso längst nicht mehr spielt, aber auf jeden Fall, so ist es, ist man zumeist, ich relativiere, selbst Schuld, irgendwie eben immer oder meistens, hier ein dicker fetter Punkt.


Und, da höre ich Musik, gerade "Runaway" von Del Shannon, irgendein Lied, das ich früher liebte, auch heute noch, ich erinnere mich noch, da begann es zu schneien, das Schneien ist immer friedlich, es war Nacht, gerade machte ein "Wir waren drei Wochen zusammen"-Typ, Kategorie unnötig, Schluss und ich hörte am Walkman, lustig - Walkman -, das Lied, ist mir gerade eingefallen, ich, im hyperteuren Dufflecoat, den mir die Mama in einem Anfall von Wahnsinn kaufte, der kostete dreimal die Miete, dafür hatten wir dann das ganze Monat kaum etwas zu Essen, nur um an einem Beispiel ihre Mutterliebe zu demonstrieren, faszinierend, wie Lieder hängen bleiben, emotional war ich aufgebracht, vermutlich muss Herzschmerz in der Pubertät riesengroß sein, damit man intensive Gefühle kennenlernt und damit umgehen lernt, aber nein, solche schmerzhaften Gefühle hatte ich nie für den, der mir nachhängt, Schmerz ist da überhaupt keiner, nie gewesen, alles war so wie es sein musste, spannend überhaupt, dass ihm die Mädls nachliefen, ich nicht, er tat immer so als ob ihn keine interessieren würde, überhaupt niemand, mich interessierte er nicht, im nachhinein, doch, aber eben nicht so wie das "normal" war, mich interessierten unsere Gespräche, die waren schön.

Immer das Herz auf der Zunge, der sprudelte, wir lachten viel, aber das wusste keiner, bei anderen stand er und sah auf sie hinunter, außer mit Mario, der war gleich groß, mit dem sprach er gerne. Der bunte Vogel trägt jetzt Anzug und Krawatte, äußerst sexy, ich sehe mir Fotos selten an, sonst schmelze ich und ich schmelze äußerst ungerne, kann das Schmelzen überhaupt nicht leiden, nie, aber, wenn ich ihn ansehe, denke ich, dass ich - das geht jetzt zu weit. 

Auf jeden Fall höre ich jetzt "Swallow", das hörte immer der Ex, null Emotion, ich hätte keine 16 Jahre verbleiben sollen, nein. Er ist lieb, nicht missverstehen, aber ein Bremser. Das Schachspielen entspannt mich ungemein, denn morgen wird es ungemütlich, ich muss, wie schon die letzten 10 Jahre, den Christbaum alleine kaufen und schleppen, ich hasse es, in der Früh habe ich den Vampir, der ist aber nett und mein Klavier entpuppte sich als Staubfänger, das ich jeden Tag abstauben muss, ich muss mir eine Haushälterin leisten, wenn ich auf den Kohlmarkt ziehe, ich hasse Hausarbeiten, ich bin ein Geistesmensch, durchbreche die weibliche Linie in der Familie, das waren alles Putztiere, ich hasse es, wirklich. Emilia forderte mich heute wieder drei Stunden, danach musste ich schachspielen, es ist anstrengend gewesen, ich war nicht im Flow. Sie, mit ihrem Tschaikowsky spielen, ich liebe ihn, aber es ist anstrengend, man verliert sich selbst dabei, wirklich, in die Tasten hineinHAUEN! Ich gebe aber zu, genau mein Gefühl, das Pianokonzert No.1.

ASK me, schrieb er, ich würde soviel fragen, damit er antwortet, ich möchte ihn reden hören und wärend er redet, würde ich ihn gerne betrachten, nicht anhimmeln, ein Engel ist er nicht, sondern der Teufel im Tarot, der ist viel spannender als alles andere. 

Er glaubt an Nummerologie, gut, ich nie, bis er mir meine Glückszahl mitteilte: Justice, sehr lustig oder die Hohepriesterin, zieht man die Quersumme. Vielleicht ist doch etwas dran? 

Draußen frißt ein Kater, er ist orange und heißt Julius, die Nachbarin hat es mir vorgestern gesagt. Ich gehe jetzt ins Bett, es war anstrengend, alles, die letzten Wochen, ja, es geht aber weiter, am 10.Jänner beginnt, da hat mein Bruder Geburtstag, der heißt genauso wie er, der hat aber ein paar Tage vorher Geburtstag und ist ganz anders, faul ist mein Bruder, seit 10 Jahren macht er den Bachelor, ich liebe ihn sehr. Die Beistriche lassen Fragen offen, recht so.

Ach ja, es beginnt der weitere Horror, genau am 10.Jänner.



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