Wiener Humor wird vom Tiroler übertrumpft!

Text

von  Mondscheinsonate

Gestern zog eine Bestattung in unser Einkaufzentrum. Ist dieses nicht überdacht, heißt es Ekazent. Dieser Umstand ist äußerst skurill, denn eine Bestattung in einem Ekazent gab es noch nie, Premiere sozusagen, hier eben in folgender Reihenfolge: Frisör, Discount Parfümerie, Nagelstudio, Sonnenstudio, Bestattung, nebst leerem Geschäftslokal, daneben ein China Restaurant. 

Papa sagte:"Na, Servas, fehlt nur noch eine Trafik (Tabakgeschäft)!" Ich lachte, sagte:"Papa, die ist neben dem Chinesen." Wir lachten beide. "A schene Leich', zuerst Frisör, dann Nagelstudio, Solarium und dann ab ins Holzpyjama!" Wir lachten wieder. Meine Frisörin meinte, es wäre doch super, wenn neben der Bestattung ein Fleischer einziehen würde, dann geht keiner mehr zum Chinesen. Wir lachten so viel. Es ist so ekelhaft, aber wir Wiener müssen den Tod mit Humor nehmen.

Papa sagte ernst:"Na ja, da muss ja wer einziehen, sonst zahlen die Mieter mehr Miete." Ich sagte:"Bald nicht mehr." Wir lachten wieder.

Aber, Spaß bei Seite, das ist ja nur ein Verkaufsgeschäft, ohne Verstorbene, also, ich meine, hoffentlich. Ich habe in Innsbruck wirklich über einer Bestattung gewohnt, die Wohnung war sehr sehr schön, mit Blick auf den Berg Isel, extremes Nobelviertel, aber eben über einer Bestattung. Da hat man sich nicht einmal lachen getraut. Aber einmal war der Lebensgefährte betrunken und ich musste ganz schnell zum Bahnhof. Unten rauchte (makaber) ein Bestattungsfahrer in Anzug eine Zigarette, ich bat ihn, ob er mich schnell zum Bahnhof fahren könnte. Er lächelte freundlich und öffnete mir die Vordertüre (ES GAB KEINE HINTERTÜRE!). So ein netter Mensch. Er raste mit mir durch Innsbruck, legte sich mit 90-100 km/h in die Kurven, hinter mir schepperte es, da rüttelte es den Sarg hin und her. An der Ampel bremste er sich ein, der Sarg donnerte gegen meinen Sitz und krachte an die gepolsterte Türe, war mittlerweile bedrohlich schief gekommen. Ich fragte:"Ist da wer drinnen?" Er lachte, sagte auf Tirolerisch:"Ja, Mädl, was glaubschst n' du?" Ich sank in meinem Sitz ein, eigentlich dachte ich, dass er erst jemanden abholen musste. Da lachte der nette Mann, meinte:"Der beischt di nimmer!" 

Ich gebe zu, das war eine Spur zu gruselig, der Zufall war, es war Halloween. 


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Kommentare zu diesem Text

Muckelchen (70)
(17.12.23, 10:56)
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 Mondscheinsonate meinte dazu am 17.12.23 um 11:39:
Also, die, im Einkaufszentrum, das lässt mich auch nicht ganz kalt.

 Beislschmidt antwortete darauf am 17.12.23 um 11:41:
Der Tod und die Kunst haben in Wien Tradition, ebenso die Fachausdrücke fürs Sterben. Jetzt drah i mi ham, heißt es bei Ambros. Zahlreich auch die Schmäh über den Zentralfriedhof.
Schöne Gschicht über das Einkaufszentrum.
Beislgrüße

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 17.12.23 um 11:48:
Danke, ich sitz eh grad in der U-Bahn zum Zentralfriedhof :D

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 17.12.23 um 18:56:
Übrigens... es gibt T-Shirts von der Bestattung: "Irgendwann bleib i dann durt...":D Soviel zu STS.
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