MITTEN IM LEBEN
Gedicht zum Thema Tod
von hermann8332
MITTEN
IM LEBEN
I IM FELD
UND AUF
DER WIESE
Ich zog mit meinem Hunde
zur morgendlichen Stunde
mit frohem Mut
und heiterem Sinn
durch die grüne Flur dahin
und lief
über ein Feld hinweg
und hatte an den Schuhen
Dreck
Und hörte
ein jämmerliches
Schrein
und sah von fern
den Traktor wenden
weit voraus
auf dem Feldrain
mit einem Mähwerk
hinterdrein
und ging nun näher
zum Gejammer
und habe mich
etwas gebückt
und habe dort
etwas erblickt
das mich heute
noch bedrückt
und schrak zurück
ging weinend fort
verließ
diesen verfluchten Ort
II AM WALDRAND
Ich kam grade
vom Wald heraus
und draußen sah es
herrlich aus
Die Sonne scheint
Die Lerchen trillern
und auf dem Gras
Tautropfen schillern
Da hör ich einen
hellen Knall
und hör am Berghang
gegenüber
den dumpfen
dunklen Widerhall
Ich hielt mir gleich
die Ohren zu
sinnlos
und nachträglich
und tiefe Schwermut
packte mich
und ich litt
unsäglich
Das lastete auf mir
wie Blei so sehr
und drückte auf
mein Gemüt
recht schwer
was ich da
schleifte heim
beladen mit dem
Verdikt
vom Sein
und dem Fluch
im Sein
III AUF DER SRRASSE
Ich führ die Strasse
nachts entlang
und eine weite Kurve nahm
vor mir ihren sanften Anfang
und zog sich dann
recht übersichtlich
in die Dunkelheit hinein
Und ich sah
im Fernlichtschein
dort wo die Kurve endet
ein Hindernis
auf dem Asphalt
Und ich machte halt
Besser wärs
ich hätt nicht gehalten
und wäre weiter gefahren
Denn was ich dort sah
das ging mir sehr sehr nah
Und wenn ich nachts im Auto
auf einsamen Waldstrecken
die Warnschilder vor mir seh
tuts mir im Herzen weh
IV AM HANG
Ich stieg mit meinem Hund
zur mittäglichen Stund
aus dem Auto aus
und er sprang flugs heraus
und rannte schnell davon
Da hörte ich hinter der Hecke
einen klagend heiseren Ton
Ich dachte schon
er sei verunglückt
Hätte gebrochen
sich das Genick
Und rannte den Hang
hinunter,
bis ich ihn schließlich sah
Er saß gelassen da
und fünf Meter weiter
was mich stimmte nicht
heiter
lag …
ich hab
nicht näher hingesehn
lud ihn ins Auto ein
Und rief die Haftplicht an
und auch den Pächter
Zwar bin ich
meines Hundes Wächter
aber ich war nicht so geschockt
entsetzt wie in den Versen oben
auch wenn er sowas
hat verbockt
Mitleid verspürte ich schon
Doch nicht den Spott und Hohn
und die Brutalität
die das Fatum bereithält
auf der Wiese und am Waldrand
auf der Straße, auf dem Feld
mitten im Leben
wie es ihm grad gefällt
mutwillig und willkürlich
und gar nicht manierlich
IV sah ich mehr natürlich an
im Einklang mit der Welt
Zwar war ich entsetzt
Doch mein Gemüt
war nicht verletzt ...