Für das Geburtstagskind

Text

von  Mondscheinsonate

Ich schenke Dir das Wertvollste, das ein Mensch zu geben hat, nämlich Zeit. 

Jetzt eben nur, durch das Schreiben dieser Zeilen, ich habe Prüfungsphase, jede freie Minute gehört der Universität, dies trägt auch Früchte, erinnerst Du Dich, ich sagte Dir ab wegen Linz, das brachte ein "Bestanden", mehr wollte ich gar nicht, heute habe ich es erfahren. 

Meine "Leerzeit", wo ich mir erlaube, einfach nur meinen Gedanken nachzuhängen, das sind 40 Minuten in die Arbeit und zurück, die "Bimzeit" und gerade, als ich las, so ein Schwachsinn, dass Hunde "Reggae" gern haben, das beruhigt sie, musste ich laut auflachen, weil ich mir einen Dreadlock- Bobtail kiffend vorstellte. Ich schrieb gleich einem Freund, der hat zwei, der lachte auch, meinte, seine gehen brav zum Hundefrisör, die sind versnobbt, er ist ein aufstrebender Immobilienmakler, der mit 50 nochmals neu begann. Es ist nie zu spät.

Und, während ich erholsamen, verblödeten Gedanken nachhing, stieg ein junger Mann in die Straßenbahn mit einer Armytasche ein, so wie sie alle hatten, erinnerst Du Dich, mir scheint, du auch, was sonst auch, Du warst cool, in dem Moment meldete sich mein Handy, das Deinen Geburtstag für 3.1. mitteilte. Unnötig, dachte ich, das hätte ich nicht vergessen, auch, wenn ich mich nicht gemeldet habe. 

Feiertage sind strikt für Familie da, ganz einfach. Einen anderen Grund gab es nicht. 

Und, während ich diesen jungen Mann ansah, dachte ich, dass die Zeit schnell vergeht.

Was denkst Du, wenn Du auf den Flieger wartest? Vermutlich bist Du konzentriert und siehst in irgendwelche wichtigen Verträge, telefonierst noch schnell, stehst dabei auf und gehst hin und her. Lass mir dieses Bild, ich finde es gerade schön, es würde zum unruhigen Geist passen, der immer bei der Türe stand und diese mit den Händen bewegte. Du hast diese vergeudete "Ich kann nichts tun"- Zeit gehasst, nicht wahr? Wie ich Dich kannte, ein Blick genügte. 

Im Nachhinein, mit Abstand, das faszinierendste Wesen in der ganzen Schule. Du standest immer über uns. Oberstes Credo nach dem letzten Läuten, schnell auf's Skateboard und weg. Dich konnte man nicht halten, ungreifbar. 

Das dachte ich, während ich auf den jungen Mann sah und dass seitdem mehr als 12.275 Tage vergangen sind und Du ein Wunscherfüller bist, der Deiner eigenen, kein Träumer. 


Ich habe noch unsere Gespräche im Ohr, immer die Sehnsucht nach Nähe und dann war sie endlich da, näher als nah. So ein Gefühl ist unbezahlbar, Lieber.

Hermann Hesse schrieb:"Wenn wir einen Menschen glücklich machen können, dann sollten wir das auch tun." Das hast Du, das tust Du immer, allein mit Deinem Sein, allein mit der Tatsache, dass es Dich gibt, dass ich manchmal zum Telefon greifen kann und Dir irgendeinen (durchaus ernstgemeinten!) Blödsinn schreiben kann. Das tut gut.


So stelle ich mir Dich vor, während Du am Gate telefonierst, siehst kurz Deine Krawatte an und danach einer attraktiven Frau nach, die ihren kleinen Trolley nachzieht, eine Durchsage, Menschengewirr, es geht wieder weiter, wie immer. Es geht immer vorwärts, wird ständig abgehoben, lieber Wolkenjäger und Sonnenaufganggenießer...es wird nie fad. Dennoch, gönn dir viel Ruhe, der Mensch ist keine Maschine und wir sind keine Küken mehr. 


Du bist mir wichtig. Pass immer auf Dich auf, sei trotz allem niemals ein Ikarus. 


Alles Liebe zum Geburtstag und hab das schönste Jahr! 


Dein Geist, der spukt, aber nicht spuckt, ein Lama bin ich nicht. 




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