Kaffee...

Ach, die Ballnacht war rauschend. Mir fiel auf der Feststiege der Satz "Der Kongress tanzt" ein. Draußen geht die Welt unter, aber Wien feiert rauschende Feste. Nun, das Gehirn braucht auch Urlaub vom Gesinnungsterror. 

Auch fiel mir Reinhard Fendrichs Lied 

"FEINE DAMEN" ein:"Was wäre Wien, wenn wir die feinen Damen nicht mehr hätten? Wo wär der Glanz auf allen Bällen und Banketten?"

Obwohl der Satz:"Promoviert haben sie am Standesamt..." stimmte nicht, denn jede einzelne Dame hat selbst promoviert oder mindestens eine Sponsion erlebt, die mir entgegenkam. Eine geballte Ladung an Eleganz und Intelligenz schwang das Tanzbein, in jeder Ecke eine angeregte Diskussion, ein Wort aufgeworfen, schon entfachte es ein Meinungskonvolut. 

Nur in der Disco tanzten die Studenten ausgelassen, kopffrei, lustig, die Zukunft ist schwer genug. Ich war nur kurz drinnen, sah mir die herzerwärmende Jugend an, die erfreute. 
Es war schön, so schön, dass ich glücklich auf dem Sessel saß und beobachtete. 

Beim Buffet sprach ich mit einer meiner Professorinnen, wir lachten viel, das war schön. 

Auch ging ich nicht leer aus, kaufte mir ein paar neue Bücher (ich kann nicht anders!) und in der Früh wanderte ich über den Michaelerplatz zum Kohlmarkt bei trüben Wetter, sah hinauf zu der Wohnung meiner Tante, lächelte, wünschte ihr noch viele schöne Monate, bog ein zum Graben, alles schlief noch, vor zum Stephansplatz, die Rotenturmstraße hinunter zum Schwedenplatz und dachte: "So schön ist's!" 

Beim offenen Bäcker kaufte ich mir ein Butterkipferl und stieg Am Laurenzerberg in ein Taxi.