Reminiszenz

Text

von  Mondscheinsonate

Brot sei Dank, allein das Wort "Liebstöckel" weckte in mir das wohlig warme Gefühl der Kindheit. Oma schickte mich stets in den Garten, um ihn schneiden zu gehen oder schnitt selbst, bückte sich, stöhnte, griff sich auf den Rücken und sagte:"Maria, Maria, Maria!" Das, immer dreimal, als ob es was nützte. 

Dann gab es eine Suppe mit "Eintrapften", hmm! Ich rieche noch die Küche, eine Mischung aus Chanel 05 und Maggikraut wie der Liebstöckel auch genannt wurde. 

Den Schnittlauch schnitt die Oma mit der Schere, machte mir ein Butterbrot und streute ihn drüber. Die Petersilie war für die Kartoffeln und der Rosmarin stand am Fensterbrett, der war für die Gemüsesuppe. 

Die Oma hatte ein Händchen für Pflanzen jeglicher Art, vielleicht waren diese das Einzige, das sie liebte. 


Jedenfalls machte das Wort "Liebstöckel" Lust auf Frühling, auf Geruch und Wachstum, Wärme und Omas Suppe, äußerst erfreulich! 

Sie hätte vorgestern ihren Geburtstag gehabt, zu dem wir stets kamen und jeder brachte ihr etwas mit, das sie achtlos beiseite schob. Nur einmal brachte ich ihr einen kleinen Kräutergarten, viele Töpfchen aneinandergereiht, da strahlte sie. 



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (12.02.24, 23:44)
Bei Eintrapften läßt mich mein mir einst von Dir empfohlenes österreichisches Wörterbuch im Stich.

 Graeculus meinte dazu am 12.02.24 um 23:45:
"Brot sein Dank" klingt als Einstieg komisch - aber man weiß natürlich, was Du meinst.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 12.02.24 um 23:54:
Ei und Mehl verquirlen und durch ein Sieb in die Suppe oder manche hauen nur ein Ei rein.
Brot (39)
(12.02.24, 23:52)
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 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 12.02.24 um 23:58:
Ah, Suppenkraut, Liebe! Das ist gut. Mach mal: Ganzer Zwiebel, Rindsknochen, Rindfleischstück anrösten, Mohrrüben, gelb und orange, Sellerie, Wurzeln wie heißen die...oh peinlich, also das, schneiden, rein, mitanrösten, dann drei Pfefferkörner, Liebstöckel drüberstreuen, Salz, aufgießen und 2-4h köcheln lassen, kleine Stufe, Suppe muss atmen. Ein Gedicht!
Brot (39) äußerte darauf am 13.02.24 um 00:15:
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 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 13.02.24 um 00:35:
https://de.wikipedia.org/wiki/Suppengr%C3%BCn
Ich finde ja, dass Kochrezepte eine eigene Ästhetik haben.
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