Ein bisschen öde ist es schon
Tagebuch
von tulpenrot
Anmerkung von tulpenrot:
Ein Nachmittag in meinem Leben – z.B. gestern am 12.04.2024
P.S. Zum Stadtteil WHO in Tübingen
https://www.tuebingen.de/29535.html#/29544
Rund 50 Jahre nach seiner Entstehung ist der Stadtteil allerdings auch in die Jahre gekommen. Dies betrifft zum Teil den baulichen Zustand des Einkaufszentrums, von Wohngebäuden, Infrastruktureinrichtungen und im öffentlichen Raum. Aber auch die Bevölkerung ist mit dem Stadtteil zusammen alt geworden, sodass ein Generationenwechsel ansteht. Wohnangebote für das Leben im Alter fehlen und soziale Angebote müssen den aktuellen und zukünftigen Anforderungen angepasst werden. Neben – barrierefreien – Wohnformen für ältere Menschen auch mit Unterstützungsbedarf fehlen bezahlbare Wohnungen für Familien. Das Einkaufszentrum ist wenig attraktiv, weist Leerstände auf und kann die Funktion als lebendige Stadtteilmitte nicht mehr erfüllen. Im öffentlichen Raum fehlen Qualitäten, die die Begegnung und das Zusammenleben fördern, sowie ergänzende Angebote für bestimmte Zielgruppen. Häufig sind Wege nicht barrierefrei. Es gibt wenig öffentliche Freiflächen außer den Wegen, Schulhöfen und dem Spielplatz „Bei den Römergräbern“. Ein in den Gründungszeiten angelegter Trimmpfad am Rande des Schönbuchs ist inzwischen in großen Teilen rückgebaut worden.
Die städtebaulichen Leitlinien der Entstehungszeit wie z.B. offene Räume, Funktionentrennung der Nutzungen und der Verkehrsarten führen u.a. dazu, dass überdimensionierte Straßenräume Barrieren zwischen den Bereichen darstellen und für Fußgänger schwer zu queren sind. Fehlende Nutzungsmischung und Funktionentrennung erzeugen zudem in Teilen den Charakter einer Wohn- und Schlafstadt mit wenig räumlicher Identität, Orientierung und Lebendigkeit im öffentlichen Raum
Kommentare zu diesem Text
Alles Gute
und Gruß vom Konstantin
Ja, ich bin froh einige Bekannte und meine Tochter zu haben. Sie sorgen für die oft positiven Überraschungen, mit denen ich oft schon gar nicht mehr rechne.
Dir auch alles Gute
tulpenrot
Ich habe auch ein paar Tage gebraucht dafür. -
Ich fotografiere ja auch sehr gerne - und oft sind die heruntergekommenen Gebäude z.B. die lohnenderen, interessanteren Objekte! Oder auch ein verwilderter Garten.
Danke für Sternchen und den Kommentar.
Ich finde diesen Satz "eigentlich will ich nicht hier sein" sehr ehrlich
und auch sehr lobenswert diese Ehrlichkeit. Ich höre nämlich nicht selten von Menschen die in einer reichlich Problemlosen und "heilen"
Umwelt leben, ein Laben lang sogar lebten, so etwas wie charmant doch das Verwahrloste ist, samt den Obdachlosen, den verfallenden Gebäuden, dem Dreckt in den Straßen einer Stadt etc. Macht sich gut solch eine Aussage, wenn man nie gezwungen wurde in solchem Umfeld zu leben. Menschen die doch gezwungen sind, weil ihnen die materiellen Mittel fehlen um in eine bessere Umgebung umzusiedeln, wären sicher froh ein wenig "heiler Welt" vors Auge zu bekommen.
Die sind nicht so übersättigt von dem "Heilen", sie sind noch nicht mal gesättigt, weil sie es nicht sein können. Irgendwie erinnert mich das an das Privileg der Politiker, die in ihren Villen hausen, und nichts Schlechtes dabei finden, eine Masse von Menschen in den Ballungszentren anzusiedeln. Und dieses auch noch gut finden,
weil es aus deren Sicht und aus deren Übersättigung dort doch romantisch sein kann Ja, solange sie selber nicht dort wohnen und leben müssen ist das eine sehr bequeme Sicht.
Deine Ehrlichkeit hingegen gefällt mir sehr!
LG niemand
ja, ich lebe in einer "heilen Welt".
Ich besitze kein Haus, keine Eigentums-Wohnung, bin hundsgewöhnliche Mieterin in einem größeren Mietshaus. Hab also keine Sorgen wie ein Hausbesitzer. Lebe also in einer "heilen Welt".
Das Mietshaus liegt in einem Mischgebiet in der Nähe eines Bahnhofs, rundum befinden sich Handwerksbetriebe oder kleine Firmen. Das gehört auch zu meiner heilen Welt.
Hin und wieder findet hier in der Kirche ein Konzert statt. Das sind dann kulturelle Höhepunkte in meinem Leben und Teil meiner heilen Welt.
Ich fahre nicht in den Urlaub, bin seit über 30 Jahren verwitwet, habe außer meiner Tochter keine eigene Familie. Bin durch eine Hirnblutung behindert und habe Krebs. Immer noch "Heile Welt"?
Aber mir geht es gut: Ich lebe in einem Dorf im "Dunstkreis" von Tübingen. Meine Wohnung ist hell und warm, ich hab genug zu essen und zu trinken, habe genug Kleidung, gehe viel mit dem Rollator spazieren, dabei treffe ich Menschen, bekannte und unbekannte, mit denen spreche ich, oder ich rede mit dem Postboten oder der Verkäuferin in der Bäckerei. Ich lade gerne Gäste ein und bin oft zufrieden mit dem, wie es gerade ist.
Da gibt es niemanden in meiner Umgebung, der in irgendeiner Weise ein luxuriöses Leben führt - ich erst recht nicht.
Das ist heile Welt für mich.
Nur manchmal erschrecke ich, wenn ich Menschen sehe, denen es schlechter geht als mir.
nur Deine Ehrlichkeit gemeint bezüglich einer sagen wir mal "Abneigung" gegen Hässlichkeit und Tristesse mancher Orte.
Nicht wenige Menschen die in einer sogenannte "heilen Welt" leben
verklären die Hässlichkeit überbelegter Orte und finden sie sogar romantisch und "künstlerisch anregend", so aus dem Abstand und aus mangelnder Negativerfahrung. Und weil ich persönlich es ähnlich bezüglich einer Tristesse empfinde, obwohl oder grade weil ich an einem Ort lebe der wenig heile Welt hat, hat es mir gefallen, dass Du es eben nicht verklärst, sondern einfach nur instinktiv "ablehnst".
Etwas was ja ein gutes Recht eines jeden ist. Ich hoffe, ich konnte
das Mißverständnis bereinigen
In diesem Sinne alles Gute für Dich und liebe Grüße in Deine
Richtung, Irene
Wie immer ein toll geschriebener Text, wenn auch manche Themen ganz schön an der Gefühlskälte kratzen.
Ganz liebe Genesungswünsche von Franky
Aber ich glaub, ich hab jetzt doch gar nichts geschrieben über meine neuerliche Krankheit???
Edit: Doch, hab ich - hab nur vergessen den Satzteil zu löschen.
hat mich berührt, deine Geschichte.
Mh...nun bin ich 5 Jahre jünger als du.
Gut, Herzprobleme, aber ansonsten noch gut beweglich. Ich hab schon Angst vor dem Älterwerden und dem Zustand der Hilfsbedürftigkeit. Trotz des großen und auch jüngeren Bekanntenkreises.
Zu der Geschäftsübernahme....sollte es die Fa. Fielmann sein, die übernimmt, sei unbesorgt...bei denen sind meine Hörgeräte in bester Betreuung.
Lieben Gruß und alles Gute
Teo
Ich hatte noch nie Angst vor dem Älterwerden. In meiner Verwandtschaft werden die Leute uralt. Mindestens 95, eine Tante lebt noch mit ihren über 100 Jahren! Aber jetzt, wenn so eins zum anderen kommt bei mir, dann wird mir schon manchmal etwas mulmig. Und in meiner derzeitigen Umgebung ist auch sehr viel Leid. Das macht mir zu schaffen, wenn man das langsame Verlöschen des Lebens miterlebt.
5 Jahre - das macht schon einen Unterschied. Sei froh, dass du noch so jung und gut beieinander bist!
Nein, Fielmann ist es nicht. Und war es auch nicht.
Danke für deine Worte und die Sternchen!
tulpenrot
das ist der unaufhaltsame Niedergang vieler Stadtteile. Ein Fachgeschäft nach dem anderen schließt. Hinter grauen Fensterscheiben hängen die Plakate, die neue Miete anlocken sollen, geblieben sind die alten Firmenschilder, die keiner abschraubt.
Ab und zu eröffnet ein Second-Hand-Laden, ein Barber- Shop, ein Fingernadel-Studio ein Gold-Ankaufs-Händler, meist nur für kurze Zeit.
Meine Nichte ist Gerichtsvollzieherin, erzählt, das sind zum großen Teil Geldwaschbetriebe, und bei Privat ist kaum noch etwas zu holen.
Das alles sehen die jungen Menschen nicht. Sie haben ja auch keinen Vergleich.
Nein, die Welt war nie eine heile, aber auch noch nie so eine hoffnungslose.
In Tagebüchern findet sich die ungeschminkte Wahrheit. Schreib weiter, aber auch über die kleinen Freuden.
Herzlich Grüße
TT
Ja, die kleinen Freuden kommen eines Tages auch wieder zu ihrem Recht in meiner Schreiberei. Aber ich musste mir mal Luft machen nach diesem sehr deprimierenden Nachmittag.
Wie vielleicht durch den unter meinem Text angegebenen Link ersichtlich ist, ist den Verantwortlichen schon klar, dass mit diesem Stadtteil etwas geschehen muss. Immerhin ist Tübingen eine renommierte Universitätsstadt. Die kann sich eine Verwahrlosung eigentlich nicht leisten.
Danke aber für deine Rückmeldung und Ergänzung und liebe Grüße
Angelika