Ent- zweit

Gedankengedicht zum Thema Mensch (-sein, -heit)

von  Füllertintentanz

Wichtiger Hinweis:

Folgender Text ist eine Gemeinschaftsarbeit von Theseusel (Gerd Kerkhoff) und mir. Wir schrieben immer im Wechsel eine Strophe und haben beide vorher noch nie gemeinsam einen Text verfasst.



Im Gefältel deiner Pläne
schlängelt Trug aus schlüpfrig Wort,
teilt in zwei der Tugend Sehne,
schwärzt die Quelle jeder Träne,
während Nächstenliebe dorrt.
Menschlichkeit lässt du versimpeln,
weil sie dich nicht gedeihlich ziert,
Frömmigkeit dräut zu vergimpeln,
sie entheiligt immerfort,
wird kanzelhoch vom Zweck kastriert,
weil Sinn zur Untat degradiert.
Amen ist des Nutzens Port?

Deine Gläubiger sind Opfer,
die ans Bett gefesselt sind.
Roter Stift als Kontenklopfer
kitzelt Hirn zum Darmverstopfer,
wo Erbarmen längst gerinnt.
Wie am Fließband zwingst du Sklaven,
zu füllen schnöder Willkür Takt,
feierlich in Rauchkonklaven
flieht dir Würde schnell im Sprint.
Selbstverdruss verhüllt den Fakt,
geizt sich an Belegschaft nackt.
Hetzt Du gar die Liebe blind?

Und die Diener die noch wollen,
sind kein Zeuge deiner Macht.
Nur in ihrer Worte Grollen
klingt das Wimmern in die Vollen,
wird beim Kassensturz gelacht.
Sind nur sie der Opfer Anwalt
aus dem Tropf der ersten Lieb,
schickst sie zur Bedürfnisanstalt,
Unschuld Hände baden sacht
Seihst sie durch des Rasters Sieb,
bandagierst den Seitenhieb.
So hat Er es sich gedacht?

Oh du Pulk von Demeriten,
Christsein hast du längst entfellt,
denn dein Handeln und Gebieten
mehrt nur deiner selbst Renditen
jedes Lämmlein wird geprellt.
Geizend schenkst du Unbehagen,
doch preist ganz laut den lieben Gott.
Stärkst durch segnen deinen Kragen,
an den Schwächsten dieser Welt.
Dein Kruzifix ist nur Schamott,
Maskottchen für der Gier Komplott.
Glaubst Du Glauben mir vergällt?


Anmerkung von Füllertintentanz:

Es hat mir unheimlich viel Spaß gebracht, mich mit Gerd auf dieses Schreibexperiment zu begeben. Wir wussten vorher nie, was uns inhaltlich in der Strophe des Anderen erwarten wird...
Über Kritik würden wir uns beide sehr freuen!

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Kommentare zu diesem Text

Gini (57)
(14.12.05)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 15.12.05:
Hallo Gini, ja es stimmt, "Pflegefall" als Titel lässt den eigentlichen Inhalt greifbarer werden.
Es geht um die doch sehr oft große Scheinheiligkeit der Kirche. Da reden die von Nächstenliebe und Menschlichkeit, predigen die dollsten Sachen... und betreiben in ihren eigenen Einrichtungen häufig stärksten Raubbau an Personal und ihrem eigentlichen Auftrag an den Menschen...
Ich kann einfach diese erbärmliche Doppelzüngingkeit nicht ertragen!
Gerd und ich freuen uns über den Kommentar und sagen Danke.
Nette Grüße, Sandra
Elias† (63)
(14.12.05)
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 Füllertintentanz antwortete darauf am 15.12.05:
Hallo Elias,
dein Kommentar freut uns zu hören. Offensichtlich sind jedoch genau die Dinge, die du so lobend erwähst dafür verantworltich, dass der Text fast gar nicht kommentiert wurde. Ich wage zu behaupten, dass genau dieses Nachdenken bei der Mehrheit der Leser nicht gewünscht ist...
Daher erfreue ich mich an Kommenataren wie den deinigen um so mehr. Sei lieb gegrüßt, Sandra

 Prinky (17.12.05)
Das witzige an diesem Text, liebe Sandra, ist der Punkt, daß ich nicht erkennen kann, was du, was Gerd geschrieben hat?
Und das Sandra, ist der positivste Aspekt. Denn dieser Text scheint wie von einer Person geschrieben. Er passt...Und das ist schon enorm, wenn man bedenkt, daß er von zwei verschiedenen Individuen geschrieben wurde.
Der Titel ist übrigens hervorragend gewählt. Ich mußte leicht grinsen!
Zum Text selber kann ich nicht viel sagen. Er spricht für sich.
Toll!
Gruß Michael
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