Romeo freitags

Gedicht zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Die ganze Woche hindurch
im Dreck gesteckt,
die Erniedrigung
erduldet
ohne Laut.
Nach jeder Schicht
voll bis zum Rand,
wie das Warten
auf einen erlösenden
Tod.
Nur sie
ist die Blume,
die blüht für ihn.
Ohne sie ist er nichts,
wegen ihr kehrt er heim.
Er wird sie sehen,
sie fühlen und spüren,
wenn er erst da ist,
wo sie ist,
bei ihr.
Ihre Haut,
ihren Atem, die Lippen,
oh Julia,
ihre Lippen auf seinen.
Wie lange noch?
Wie lange
muss warten ich
bis zu dir
ich dringe, oh Julia.

Die Sehnsucht bringt ihn um.

Er tritt durch die Tür,
ein Schatten folgt ihm,
und schleudert die Rosen
zu Boden.
Er nimmt sie
und reißt sie und wirft
auf das Bett sie,
zerrt die Kleider in Fetzen
vom Leib,
um aus ihren
irrlichternden Augensternen
in tiefen Zügen zu trinken.
Die Knospen wurden zertreten.
Der Tod tritt in kurzen Stößen ein,
um für immer und immer zu währen.

Julia,
oh Julia,
gebadet in Blut und Schweiß.
Liebeslieder verhallen ungehört,
die Lebenslinie zerreißt.
Das Irren verhallt
in Gruften so tief
ohne Echo,
noch Licht,
noch Leben.

Und Romeo sah in die Sonne
und lief,
bis die Füße
ihn nicht mehr trugen.
Er legte sich hin
und schlief.
Bis das Grauen ihn ergriff.

© Rainer M. Scholz

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