Staatsbankrott 2010?

Essay zum Thema Weltgeschehen

von  loslosch

Aeris alieni comes miseria (Plinius der Ältere, ~23 n. Chr. bis 79 n. Chr., Naturalis historia). Der Schulden Begleiter (ist) das Elend (wörtl.: Der fremden Münze Begleiter ...).

In der mikroökonomischen, einzelwirtschaftlichen Betrachtung mag das zutreffen. Gilt dies auch für zahlungsunfähige Staaten? Wenn der Staat nicht mehr seine Schulden bedienen kann (Staatsbankrott)? Hier muss man unterscheiden zwischen Inlands- und Auslandsschulden.

Historisch ist keine Konstellation bekannt der einseitigen Überschuldung gegenüber Inländern. Russland war 1998 am nächsten dran (sog. Russlandkrise). Mit der kräftigen Rubelabwertung wurden vor allem die russischen Gläubiger zur Ader gelassen.

"Normal" sind also die überbordenden Auslandsschulden. Historische Beispiele gefällig? Zweimal Deutschland nach verlorenen Kriegen (1923 und 1948); Argentinien 2008 und zuletzt Island. Eine kritische Auswahl nur.

Diese coolen, meeresumtosten nordischen Brüder hatten sich am Aufbau der Spekulationsblase 2007/2008 eifrigst beteiligt, viel stärker, als die ach so temperamentvollen romanischen Länder. Allein die drei größten isländischen Banken hatten einen Schuldenberg angehäuft in der neunfachen (neunfachen) Höhe des isländischen BIPs. Trotz der nachträglich erfolgten Verstaatlichung dieser Banken und des Nichtbedienens fälliger Kredite ist "formal" kein isländischer Staatsbankrott gegeben; denn die Kredite stammen aus der Zeit vor der Verstaatlichung. Eine merkwürdige Formalie!

Wie steht es ums Elend eines hoch verschuldeten Staates? Die in der Regel betuchten ausländischen Gläubiger wurden und werden durch einen rasanten Währungsschnitt (Währungsreform, eine Reform, ein gelungener Euphemismus) faktisch enteignet.

So wird es auch mit Griechenland ausgehen. Wer jetzt noch dorthin, selbst zum Wucherzins, Geldkapital ausleiht, ist am Ende der Dumme. Warum aber werden laufend weitere Anleihen von Ausländern gezeichnet?

Alle Spekulanten wollen rasches Geld verdienen vor dem drohenden Währungsschnitt und kurz vorher (wann ist "kurz vorher" genau?) aussteigen. Zuvor setzen sie auf temporär erfolgreiche, den Kollaps verschleppende Stützungsmaßnahmen aus der Eurozone. Ein gewagtes Spiel mit - per saldo - bösem Ausgang für die letzten der Gläubiger.

Die bissigen Hunde knurren leise.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(25.03.10)
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 loslosch meinte dazu am 25.03.10:
Die Briten sollen schon auf dem griechischen Level sein, bei 125% Staatschulden zum BIP. Die Amis lösen ihre Probleme nach Gutsherrenart, denke ich. Die Chinesen blicken das nicht.

Dein Ansatz stimmt, ist aber zu gering. Mit 20% Inflation in den Anfangsjahren würde es gehen. Das aber funktioniert in der Realwelt nicht (mehr), so dass der Druck mit einem Knall aus dem Kessel weicht, also: Währungs-"Reform". Die anderen PIGS sehen staunend zu, folgen später demütig und dankbar hinterher. Lothar
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