Wie der Schnee friedlich auf dem Asphalt schlief

Text zum Thema Erinnerung

von  ZornDerFinsternis

Es war Mitternacht, als ich dich das letzte Mal sah.
Letzte Woche, war ich zum letzten Mal neben dir aufgewacht.
Das Leben duftet noch immer nach dir. Aber unsere Liebe blüht nicht mehr.
Ist welker, als die Rosen, die ich letzten Monat an dein Grab getragen habe.
Nur der Schmerz hat festen Bestand. Bloß die Tränen, sind jeden Tag frisch.
Schmecken so bitter und salzig, wie jeder neue Tag, an dem ich nicht an deiner Seite aufwachen werde.
Und mein Mund hat das Sprechen verlernt. Worte verlassen mich nicht mehr. Sehe nicht mehr in bunten Farben.
Erfriere neben meinem Herzen. Versuche krampfhaft, loszulassen. Zu vergessen.
Mich zu erinnern, wie Abschiednehmen und Loslassen zusammen hängen.
Die Schritte schmerzen. Die auf dein Grab zu, und jene, die mich von dir tragen.
Ein ewiger Lauf der Dinge, den ich mit Tränen belächeln muss.
Und ich erinnere mich, an den Schnee, der auf dem grauen Asphalt friedlich schlief.
An die vielen, kleinen Autos auf der Landstraße. Das viele geborstene Metall. Die Splitter und Scherben.
Das viele Blut. Und diesen zerschneidenden Augenblick gewaltsamen Schweigens. Dieser unmenschlichen Stille.
Bleicher als die bauschigen Flocken, war nur deine Haut. Und leerer, als die Welt in jenem Augenblick, war bloß mein Herz. Verwirrter und verängstigter, die Gedanken in meinem Schädel.
Und die Kälte, um mich war niemals so beschwerend, wie die, die an jenem Tag in meine Seele zog.
Es war Februar. Ein recht schmerzliches Jahr, lag hinter mir. Dieses, hatte relativ gut begonnen.
Aber, die Vergangenheit holt einen immer mit größeren Schritten ein. Ist ebenso listig und auf Abruf parat, wie der Tod. Das Ende.
Und, wenn ich heute aus dem Fenster blicke, ziehen die Wolken sich zu. Liegt ein Grau in Grau über der Welt.
Ebenso, wie in meinem Herzen.
Stecke mir die nächste Kippe an und leere die Whiskyflasche.
Drehe die Musik lauter. Schließe das Fenster und wische mit dem Pulloverärmel die Tränen aus dem Gesicht.
Umklammere den schwarzen Bilderrahmen, der dein Lächeln hinter eisigem Glas für immer gefangen hält.
Ich zünde eine Kerze für dich an. Ich vermisse dich...

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