Baumkronen, machen noch lange keinen König. Ich beuge mich lediglich, um auf deine Stiefel zu kotzen.

Text zum Thema Erinnerung

von  ZornDerFinsternis

Vielleicht ließe sich manches besser ertragen, gäbe es nicht das Universum auf unseren Schultern. Deine Schultern sind müde geworden. Ebenso meine Lungen von dem ganzen Benzol, das Irrwege in meinem Innern erbaut. Wir selbst sind es, die uns Gebirge in den Weg legen und den Nebel über den See auskotzen. Und wäre Tod wie Whisky, wären Sekunden das, was du Leben nennst, John.
Die grüne Fee des Vergessens steigt zu mir herab. Ich ertränke sie. In mir. Die Zigarette qualmt, während sich das Geschrei der Möwen in Salzkristallen und Blut von meinen Knochen schält.
Momente halten inne. Und ich gieße nach.
Es brennen Augenblicke, die tiefer drangen, als alle Klingen, die meine Hand führte. Gewissen und Schuld haben es über meinem Schädel getrieben, während ich die Schleife löste. Dieses blaue Band, das Leben und sinnlosigkeit mit Puls- und Herzschlag verbindet.
Du hast deine Lasten getragen. Leben ist so. Wir tragen uns. Die anderen. Alles...
Die blauen Metallsplitter liegen noch immer im grauen Schnee der nächtlichen Landstraße. Zwei Namen und ein dritter. Zwei Paar Augen, deren Glanz für die Welt keine Bedeutung mehr tragen. Ich trage euch. In lauten und leisen, tiefen und verblassenden Narben.
Du lächelst zwischen den Herbststürmen und dem halbleeren Whiskyglas zu mir herab. Mal lächelnd, dann wieder in diesem edelsüßem schmerz, der langsam weiter heranwächst. Violette Tränen schälen sich aus den Blüten längst verwelkter Träume. Dein Kopf steckt zwischen Firmament und windschutzscheibe. Zeit steht am Ende. Alle Worte und jedes Flehen wird nutzlos. Einzig, weil die Zeit vorangeschritten ist. Zwei von  uns an der Hand. Ihr bliebt. Unser Weg führt weiter. Durch Dunkles und Einsamkeit, die eure Augen mit Schnee bedeckte.
Ich knie mich an das Kreuz. Zigarette und Kerze flackern im Wind.
und noch immer ist Herbst kälter, als der Horizont, der vor euren Augen verwischt. Es gibt Tage, Wochen und Jahre, die man nicht in zeiten oder Zahlen ausdrücken kann. Denn jedes Glied meiner Kette, zerrt uns tiefer in die Nächte. Die längste brach am Tag des Nie-mehr-Wiedersehens heran.
In duklen Augen, in Kajal gerahmt und kräftigen Armen eines freundes strandete ich. Kaum älter als 15  Jahre und ein halbes, endete einen Tag darauf auch meine Ära. Zwischen Zigarettenrauch und zwei Vergewaltigungen. Und doch, sieh mich an. Ich bin am Schmerz gewachsen. ich bin. Hier und morgen - jetzt.
Es obliegt nicht dem Gerechten, zu richten. Wir richten uns selbst - zu Grunde.
Das Tal der Tränen liegt am Nordhang meines Herzens. Such mich nicht.
Ich finde mich nicht.

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Kommentare zu diesem Text

Menschenkind (27)
(10.10.11)
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 AZU20 meinte dazu am 10.10.11:
Stimmt. LG
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