Frühschicht

Alltagsgedicht zum Thema Abhängigkeit

von  Isaban

still quillt die nacht
die morgenuhren lügen
licht dringt nur aus den zügen
in denen keiner lacht

und wie auf eine schnur
gefädelt steigen leute
vom rem-schlaf in das heute
und bleiben in der spur

wie mensch es eben macht
auf dass er sich ernähre
am fenster klebt die leere
getarnt als stille nacht

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Kommentare zu diesem Text


 Theseusel (08.09.10)
Sehr schön! Es spiegeln sich Bilder wie in dem Film "Modern Times" von Chaplin.

 Didi.Costaire meinte dazu am 08.09.10:
Oder an Metropolis. Ganz alte Filme, die im täglichen Leben immer noch laufen.

 Isaban antwortete darauf am 08.09.10:
Hallo, ihr zwei!

@ Theseusel:
Hey, das ist mir eine ganz besondere Freude, dich mal wieder zu lesen - und dann noch sowatt, wenn dat ma kein Feiertag ist! (Hörst du die Lockrufe des UPH? ;) )

@ Dirk:
Klassiker halt, ne? :D


Schön, dass ihr beiden diese Schwarz-weiß-Bebilderung auch mit einbringt.
Sind übrigens beides Filme, die man sich auch nach all den Jahren noch ganz gut angucken kann. Habt vielen herzlichen Dank für die Rückmeldungen und das Schwarzweißflackern, das dem Text ganz gewiss nicht schlecht steht.

Liebe Grüße,

Sabine
Abrakadabra (41)
(08.09.10)
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 Isaban schrieb daraufhin am 08.09.10:
Fliehen? Du, das käme meinen Intentionen aber so gar nicht nahe. Das hat doch genau gegenteilige Bedeutung. Auch das "verborgen" kann ich ehrlichgesagt nicht unterbringen.

Hab dennoch vielen Dank für die Beschäftigung mit meinem Text und die Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

 makaba (08.09.10)
Frühschichten sind genauso. punkt. ich muss gleich los. und ich fühl mich wie, nein, ich fühl dein gedicht.

lg makaba

 Isaban äußerte darauf am 08.09.10:
Na, wenn das kein Lob ist!
Danke schön, Chrissi.
Liebe Grüße,

Sabine

 AZU20 (08.09.10)
Ein Glück, dass ich das nicht mehr erleben muss. Eindrucksvoll geschildert. LG

 Isaban ergänzte dazu am 08.09.10:
Vielen Dank, Armin.
Liebe Grüße,

Sabine
Chromoxid (40)
(08.09.10)
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 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Oha. Tut mir leid.

Liebe Grüße,

Sabine
LudwigJanssen (54)
(08.09.10)
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 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Du hast verflixt gute Ideen, Herr Janssen!
Ich übernehme deine Anregung gerne.
Sehr inspirierend.
Ich habe lange zwischen den beiden Varianten geschwankt:


still quillt die nacht
die morgenuhren lügen
licht dringt nur aus den zügen
in denen keiner lacht

und wie auf eine schnur
gefädelt steigen leute
vom rem-schlaf in das heute
und bleiben in der spur

wie mensch es eben macht
auf dass er sich ernähre
am fenster klebt die leere
getarnt als stille nacht



still quillt die nacht/die morgenuhren
lügen/licht dringt nur aus den zügen/
in denen keiner lacht/und wie auf eine
schnur/gefädelt steigen leute/vom rem
-schlaf in das heute/und bleiben in der
spur/wie mensch es eben macht/auf
dass er sich ernähre/am fenster klebt
die leere/getarnt als stille nacht


Herzlichen Dank und liebe Grüße,

Sabine
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.09.10:
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LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.09.10:
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 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Wie? Zeig mal.

Edit: Ah, ok, inzwischen hab ich gesehen, was in den Klämmerkes steht. Danke, Lu!
(Antwort korrigiert am 08.09.2010)
asche.und.zimt (24) meinte dazu am 08.09.10:
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LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.09.10:
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 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Hm. Ich lass es mir noch mal durch den Kopf gehen.
Verschlimmbesserung muss ja nicht sein.
Habt Dank, ihr beiden. Ich lass mal sacken.

Liebe Grüße,

Sabine
rochusthal (71) meinte dazu am 14.09.10:
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 Didi.Costaire (08.09.10)
Stil- und stimmungsvoll beschrieben, liebe Sabine, düster und eher traurig. Die Reimwörter sind entsprechend schlicht gehalten. Nur die gebeugte Form von "ernähren" als Grund, sich das alles anzutun, ragt ein wenig heraus. Neben den umarmenden Reimen in den Strophen taucht der Reim des ersten Verses am Ende wieder auf. Gut gelungen.
Liebe Grüße, Dirk

 Matthias_B meinte dazu am 08.09.10:
Vorschlag zum Passiveren im Hinblick auf Leiharbeiter o.ä.:

wie Mensch das eben lässt (oder meint) / auf dass es ihn ernähre.

Viele Grüße

 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Freut mich, Dirk, dass du dich mit den Stilmitteln beschäftigen mochtest, noch mehr natürlich, dass sie anscheinend so wirken, wie ich es gehofft hatte.
Hab vielen Dank für deineRückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine


@ Matthias_B:

Vorschlag zum Passiveren im Hinblick auf Leiharbeiter o.ä.:

wie Mensch das eben lässt (oder meint) / auf dass es ihn ernähre.

Hm?
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.09.10:
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 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Spannende Sache. Würde mir zu sehr an meinem Text drehen, ist aber auf jeden Fall gedankenanregend.

Besten Dank!

 Matthias_B meinte dazu am 08.09.10:
"im hinblick auf dass man es geschehen lässt"

genau...man belässt sich in einer Art aktiv durch einen selbst unterstützter Passivität, wenn "es" einen dafür hoffentlich scheinbar ernährt

Viele Grüße
Lila_Regenflieg (56)
(08.09.10)
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 Isaban meinte dazu am 08.09.10:
Dass die Nacht vorbei ist. ;)

Freut mich, dass dein Augenmerk an diesem Text hängen geblieben ist.
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
Lila_Regenflieg (56) meinte dazu am 08.09.10:
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 Ingmar (12.09.10)
Was fehlt (mir) denn bloss in Deinen saugut geschriebenen Texten immer wieder, immerfort? Man findet bei Dir: stets dieses lyrische ICH, verloren an grandiose Beschreibungen der Welt, der Natur, des Ichs, und alles von oben aus der Turmhöhe betrachtet, mit meist unnahbarem Götterblick. Man sucht vergeblich – ein einfaches, menschliches DU.

Auszüge aus kürzlich geposteten Gedichten:

„Das kleine Volk wird seinen Anteil kriegen.“

„Im Weizenfeld schwelt tiefes Sommerglühen,
die schweren Ähren neigen ihr Gesicht.“

„Am Morgen gähnt die Weite weit. [...]
Auf grüner Weide grasen Krähen
und Windradblumen kitzeln Wolken,
die sich wie Abendeuter blähen.“

„Ständig wird das Dunkel dichter;
ab und zu klagt dumpf ein Rind,
auf der Straße fehlen Lichter,
ach, an allem reißt der Wind.“

„Und suchst du mich, so suche mich
im Vogelbeerenrot,
im Weizengelb, im Wiesengrün,
im Blauen, wo die Schwalben ziehn,
im Duft von Honigbrot.“

„Grenzgebiet und Minenfeld,
Kosmos meiner Zwergenwelt“

„Die Wuppertaler gleitet in ein Nichts.
Der Freitag ist noch jung, doch diesmal bricht er
der Meute, die zur Arbeit fährt die Sicht.“

„Auf den Wipfeln, Richtung Westen,
scheinen Milch und Blut zu glühn
und in all dem Farbenwechsel
liegt ein stetes Erdwärtsziehn.“

Oder/und aus diesem (Frühschicht) nun:

„wie auf eine schnur
gefädelt steigen leute
vom rem-schlaf in das heute
und bleiben in der spur“

Daher, als Rat an Leser: An anderer Stelle jenes suchen, hier dies finden.

Grüsse,
Ingmar

 Isaban meinte dazu am 12.09.10:
Lieber Ingmar,

in manchen Texten (wie im obigen z.B.) hat ein lyrisches Du einfach nichts zu suchen, in manchen Texten taucht keines auf, weil das Stimmungsbild davon erzählt, wie es ist, wenn keins da ist, manchmal richten sich die Texte an ein abwesendes lyrisches Du oder drücken zumindest die entsprechenden Emotionen (Sehnsucht, Einsamkeit, Trauer, Zorn, Liebe e.t.c.) aus, manchmal ist auch ein LyrDu mit in den Text eingebunden oder sogar direkt angesprochen (wie z.B. in "Alles Liebe").

Hier zum Beispiel...


„Und suchst du mich, so suche mich
im Vogelbeerenrot,
im Weizengelb, im Wiesengrün,
im Blauen, wo die Schwalben ziehn,
im Duft von Honigbrot.“

...wird ein lyrisches Du direkt angesprochen. Was würde der Text für einen Sinn machen, wenn es kein "Du" gäbe?

Liebe Grüße,

Sabine

 Ingmar meinte dazu am 13.09.10:
ja, tut mir leid, ist möglich, dass ich mit dem 'Du' nicht ganz treffe den punkt, den ich meine, und also (noch) nicht sagen kann, was es ist, was ich (also noch immer) mehr spüre als begreife. jedenfalls ist es nichts, was mich beim einzelnen text irritiert. jeder einzelne text für sich hält stand. aber im plural, in der masse ist die irritation gross. hm. ich rätsle weiter, über mich, über deine textsammlung.
(Antwort korrigiert am 13.09.2010)
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