Sonnenuhr-Sinnspruch

Erörterung zum Thema Zeit

von  loslosch

Levior est rerum quam temporis iacura (Aufschrift auf römischen Sonnenuhren). Leichter (geringfügiger) ist der Verlust von Dingen als der von Zeit.

Inflationär ist die Zahl der Inschriften auf Sonnenuhren in der Antike wie im Mittelalter. Einige bedenkenswert, manche für den Hausgebrauch, viele trivial. Diese Sentenz verrät Tiefsinn, die Handlungweise des Homo oeconomicus einfordernd. Begrenzte Lebenszeit: Knappheitsfaktor Zeit versus Knappheitsfaktor Ge- oder Verbrauchsgut (in Geldwert). Eine subjektive Entscheidung, die individuell unterschiedlich ausfällt, ausfallen müsste. Problem dabei: Oft stellt man sich diese Frage gar nicht. Denkt nicht an die Opportunitätskosten: Was hätte ich mit der verlorenen Zeit alles anfangen können? Offenbar nichts!

Als Beispiel die Tankstelle: 5 km entfernt ist der Literpreis für Sprit 5 Cent niedriger. Der Pseudo-Homo oeconomicus macht sich auf den Weg, bedenkt nicht oder nicht hinreichend den Zeitverlust (Hin- und Rückfahrt), steht dann eine Weile an der Billigtankstelle in der Autoschlange. Beim langsamen Aufrücken sieht er, wie die Preisanzeige nach oben springt. Kann nicht ausscheren, tankt in seiner Not 5 Liter usw.

Die Sentenz auf der Sonnenuhr überzeugt den Betrachter. Aber er hält sich in aller Regel nicht an diese Maxime.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(10.12.12)
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 loslosch meinte dazu am 10.12.12:
materialmaximierung ist eine gute annäherung.

kennst du das gespräch zwischen penner und mutimillionär am strand? reicher: was würdest du reich sein, wenn du das und das und ... und das tun würdest? dann könntest du am strand liegen. penner: tu ich doch!

du scheinst ja sehr belesen zu sein. immerhin weiß ich jetzt endlich, dass der novellist eric blair früh an tuberkulose starb. lo
AronManfeld (43) antwortete darauf am 10.12.12:
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 loslosch schrieb daraufhin am 10.12.12:
dass brecht etwas anderes audrücken wollte, hatte ich sofort vermutet. und fand einen artikel von Butterwegge, kölner politikwissenschafler, uni-prof.:

"Armut entsteht nicht trotz, sondern durch Reichtum. Bertolt Brecht hat es während des Zweiten Weltkrieges in einem Vierzeiler folgendermaßen ausgedrückt: »Armer Mann und reicher Mann / standen da und sah’n sich an. / Und der Arme sagte bleich: / Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.« Deshalb kann Armut im Rahmen der bestehenden Gesellschaftsordnung nicht durch zunehmenden Reichtum beseitigt werden. Beide sind vielmehr systembedingt: konstitutive Bestandteile des Kapitalismus."

er fährt dann mit für mich ironischem unterton fort:

"Manche neoliberale Ökonomen vertreten nun mehr oder weniger offen die Position, daß sich der Armut am effektivsten vorbeugen läßt, indem man den Reichtum vergrößert. Nach der »Pferdeäpfel-Theorie« muß man, um den Spatzen etwas Gutes zu tun, die Vierbeiner mit dem besten Hafer füttern, damit die Spatzen dessen Körner aus dem Kot herauspicken können. Reichtumsmehrung statt Armutsverringerung – so lautete auch das heimliche Regierungsprogramm der Großen ebenso wie der Rot-Grünen Koalition ..."

brecht dürfte auf die umverteilung abgezielt haben (urchristentum, marxismus).

auch lo bietet orientierung.
AronManfeld (43) äußerte darauf am 10.12.12:
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 loslosch ergänzte dazu am 10.12.12:
wenn ein hartzer BT-abgeordneter würde, verlöre er seinen alten status ...

zu reagan: die chargen planten einen gemeinsamen ausritt mit kohl. der top wurde ersatzlos gestrichen. nicht nur aus tierliebe (armes lasttier).
(Antwort korrigiert am 11.12.2012)
Adrian (65)
(13.12.12)
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 loslosch meinte dazu am 13.12.12:
neulich eine dame im supermarkt, als ich schon zur seite gerückt war: machen Sie platz! - ich rief hinterher: aber ich hatte doch schon. wenn Sie gleich zuhause sind, haben Sie wieder viel zeit. aber das merkt hier keiner ...

einige lachten, die meisten schauten - an der kasse wars - verkniffen. danke für den frivolen kommi. lo
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