Gemischte_Reinstoffe

Text zum Thema Zeit

von larala

Gestern schenkte mir jemand eine Rolle Geschenkpapier,
gelb mit goldenem Schnörkel,
ich wollte das nicht annehmen,
wie bescheuert ist das denn bitte?-
gab nach einer Weile allen Widerstand auf-
fuhr nach Hause, schmiss dort das Teil wütend in die erstbeste Ecke,
bis es mir heute Morgen beim Kaffeekochen
mit einem hohlen *plong*
anklagend vor die Füße sprang.

Ich nahm also, in Rage!,
(verständlich in Anbetracht der Lage, oder?)
die Küchenschere, schnitt,
wirklich einigermaßen ruhig,
ein ziemlich großes Stück ab
und verpackte aufgebracht das Erstbeste, was mir unter die Finger kam (den Wasserkocher),
arbeitete mich dann im Affentempo auf der Arbeitsplatte systematisch
vor (von links nach rechts- Toaster, Messbecher mit Quirlen, dreckiges Weinglas, Topfpflanze, Wasserhahn),
rollte anschließend, jaulend vor Freude, das letzte Stück Goldpapier
quer über das pinkfarbene Katzenklo und klebte es
fest.

Dann fuhr ich einkaufen.

Als ich wiederkam,
eh schon gut gelaunt,
musste ich beim Betreten meiner Küche herzhaft lachen.
Ich verschaffte der Katze wieder Zugang zu ihrem Pissoir,
entsorgte die ganze Chose im dafür vorgesehenen Behälter,
bereitete mir ein leichtes Mittagessen
und begrüßte freundlich den Briefträger,
der heute wegen des Schnees
drei Stunden später kam
als sonst
und der sagte, dass ihm das leid tue
und er sagte das so verdammt aufrichtig
und er meinte das so verdammt ehrlich,
dass ich auf der Stelle nach etwas zu suchen begann,
was ich ihm schenken konnte
oder sagen,

ir-gend-etwas,

bis mir einfiel,
selbst wenn ich etwas finden würde,
könnte ich es ihm nur so geben,
nur so, ohne Papier,
er würde es wahrscheinlich nicht einmal
für ein Geschenk halten und es deshalb nicht annehmen,
und ich wünschte ein wenig, er wäre vor drei Stunden gekommen,
denn dann hätte er die Wahl gehabt,
zwischen Wasserkocher, Toaster, Messbecher mit Quirlen, dreckigem
Weinglas, Topfpflanze oder Wasserhahn,

das Katzenklo wahrscheinlich eher nicht--
obwohl …