Warum ich zuletzt statt Rainald Goetz lieber Thomas Middelhoff bin

Gedicht zum Thema Literatur

von  toltec-head

Macht ohne Missbrauch verliert ihren Charme, Schriftsteller aber
Bar jeglicher Macht, bar jeglichen Missbrauchs, sind von vornherein auch bar jeden Charmes.
Schriftsteller sind Leute, die 3 Jahre Rikschas fahren, um einen Roman schreiben zu dürfen,
Der dann, wenn sie über Beziehungen verfügen, kurz im Machtgespinst der Feuilletons auftaucht,
Aber ansonsten niemanden interessiert, der nicht auch einen Roman schreiben und im Feuilleton auftauchen möchte.
Wirkliche Macht liegt in der Möglichkeit ihres Missbrauchs begründet, subversiv ist an Schriftstellern heute gar nix mehr.
Gefängnis für Autoren? Tiefer als ins Worldwideweb fällt niemand.
Stadtschreiber und Rikschafahrer dürfen schreiben, was sie wollen, das juckt keinen Mensch.
Leute, die einer anderen Arbeit nachgehen, haben ganz prinzipiell anderes zu tun.
Aber im Hubschrauber auf dem Weg zur Arbeit den Stau über dem Kamener Kreuz zu genießen,
Oder wie Tebartz lieber allein im Birnbaum-Keller Duftorgel als Gitarre zur Begrüßung von Asylanten spielen,
Es sind solche Dinge, die die Kettenhunde heute in Rage bringen.
Tebartz und Middelhoff:  Why write a poem, if you can be a poem?
Aber die Schriftsteller sind heute genau so blöd wie die Kettenhunde,
Wo sie Stoff für ein Gedicht finden, machen sie lieber einen gesellschaftskritischen Roman daraus.
Zuletzt, muss ich sagen, finde ich es auch wesentlich cooler,
In Gütersloh statt in Berlin zu wohnen.


Anmerkung von toltec-head:

Vor zwei Jahren erschien "Johann Holtrop" von Rainald Goetz. Das Modell des Helden: Thomas Middelhoff. Seitdem erscheint die Wirklichkeit wie eine Fortsetzung des Romans mit anderen Mitteln.

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article134359614/Luxusyacht-Fenstersprung-Pfaendung-Roman.html

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Kommentare zu diesem Text

parkfüralteprofs (57)
(20.11.14)
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Graeculus (69) meinte dazu am 20.11.14:
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 toltec-head antwortete darauf am 20.11.14:
Im Hinblick auf die paar läppischen von mir vergessenen Bücher, die heute noch verboten werden, hab ich´s noch mal zugespitzt.

"Le pouvoir sans abus perd le charme" ist ein Zitat von Paul Valéry. Die deutsche Misere in der Literatur und anderswo hängt damit zusammen, dass man zwischen Lust und Charme nicht richtig zu unterscheiden vermag. Egosteigerung macht Spaß, warum sollte man das leugnen. Aber Charme ist eben doch mal was anderes und geht zum Beispiel auch den S/M-Fantasien, in die du dich doch so gern, oh Master!, hineinsteigerst, ziemlich ab.
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 20.11.14:
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Patroklos (36) äußerte darauf am 20.11.14:
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 FRP ergänzte dazu am 20.11.14:
Komme dann mit Franz Overbeck nach Turin. Vorsicht vor dem Leid der Pferde. Ihr Peter Gast.

 toltec-head meinte dazu am 20.11.14:
 Mutter, ich bin dumm. Wie kommst du denn auf die Kutsche?
Patroklos (36) meinte dazu am 21.11.14:
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parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 21.11.14:
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 toltec-head meinte dazu am 23.11.14:
Du übertreibst, was OK ist, aber leg doch mal - ich möcht das jetzt psychoanalysieren - deinen horror vacui ab und wahre in deiner Kommentar- und sonstigen Prosa ein Geheimnis. Ageism und Lookism sind mir fremd, sonst hätte ich dich doch nicht als Bottom akzeptiert.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 24.11.14:
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Patroklos (36) meinte dazu am 24.11.14:
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 toltec-head meinte dazu am 25.11.14:
Grace, Pat und ich rasieren und kämmen sich die Haare emolike nach vorne und laden dich zum  Kino ein.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 25.11.14:
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parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 25.11.14:
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Patroklos (36) meinte dazu am 25.11.14:
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 toltec-head meinte dazu am 25.11.14:
Der Begriff des horror vacui kommt aus der Malerei. Die alten Meister wussten, dass das Auge des Betrachters erst das Bild vollendet und malten entsprechend, sprich ließen Dinge bewusst offen. Horror vacui, die Angst davor, Dinge offen zu lassen, ist ein typischer Anfängerfehler und man kann Bilder der Werkstatt oder des Umkreises nach diesem Kriterium von der Hand des Meisters sondern. Geheimnis hat auch nicht unbedingt etwas mit verschwurbelt zu tun. Bei Goethe spricht man vom gnomischen Altersstil. Es ist alles ganz klar und einfach, trotzdem ahnt man oft mehr als zu verstehen. Das ist Kunst. Bei dir hat man manchmal den Eindruck, dass Journalismus und Werbung dich in Kombination mit deiner S/M-Neigung versaut haben. Der Leser fühlt sich von deinen zu genauen Leseanweisungen manipuliert. Du lässt ihm nicht die Möglichkeit zu vollenden. Du spielst die Control-Queen, um nach mal die Schwulensprache zu bemühen. Dass du nicht schwurbeln willst, ist OK, aber lass doch mal Dinge offen. Nur darum geht´s.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 26.11.14:
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 toltec-head meinte dazu am 26.11.14:
An die schwulen Stellen in Utz kann ich mich gar nicht erinnern. Bist du sicher, dass du nicht mal wieder was durcheinander bringst? Da geht es doch um diesen Sammler von Porzellan, der eine Frau nach der anderen zu sich Nachhause einlädt, und dann immer Ariadne auf Naxos auflegt... Chatwin war zwar schwul, aber in seinen Romanen taucht das nicht, jedenfalls nicht explizit, auf - am ehesten noch in diesem Buch über die zwei unzertrennlichen Zwillinge aus Wales. Gut, die Zitate wirst du nicht erfunden haben, müsste da noch mal reinsehen. Gruselig, das letzte Interview mit ihm kurz vor seinem AIDS-Tod, das man auf youtube sehen kann.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 27.11.14:
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