Da war nichts, und dennoch...

Anekdote zum Thema Unschuld

von  eiskimo

Dies vorweg: Ich bin ein höflicher Mensch, geduldig und eher gehemmt, wenn ich mich verbal gegen andere durchsetzen soll. Tja. 
Ich hätte meine Hand am Steuer lassen können, wie zur sicheren Beherrschung eines Fahrzeuges auch empfohlen. Ich hätte mit der Hand den Knauf des Schaltknüppels halten können – ebenfalls  eine  ganz normale Autofahrer-Gewohnheit. Die Hand mal zur Mittelkonsole ausstrecken, um  meine Navi-Gerät zu bedienen oder am Radio zu spielen– auch das wäre bei einer so langen Fahrt plausibel gewesen. Selbst mehrfach. Warum nicht die Sonnenblende ausrichten und gleich dazu den Innenraum-Spiegel – immer noch  total unverfängliche Gesten, und  erfolgten sie  auch nur aus Verlegenheit.  Ich hätte mich auch einfach am Bein kratzen können, mir den Hals massieren, ja, die  Bonbondose leer futtern.
Nach vier Stunden Autobahnfahrt  hätte die Frau auf dem Beifahrer-Sitz aber auch einmal still sein können. Sie redete in munterer Belanglosigkeit, kam vom Hölzchen aufs Stöckchen.
Sie wollte wohl die Langeweile durch immer neue Geschichten  und Kommentare übertönen. Vielleicht wollte sie auch nur sicher gehen, dass der  gestresste  Fahrer wach blieb… und sprach darum so viel und auf die Dauer auch etwas  laut
Jedenfalls passierte es dann:  Ich legte tatsächlich meine Hand auf ihr Knie.
Schlagartig war Ruhe im Auto. Endlich. Es hatte gewirkt.
Schlagartig war mir aber klar: Oha, das könnte frau jetzt völlig missverstehen. Dabei war es die unerotischste Hand, die je ein Frauenknie  berührt hat. Und ich wusste das. Aber wichtiger in diesem Moment: Auch meine Beifahrerin wusste das. So blieb diese kurze Berührung  völlig irrelevant und folgenlos.
Wäre dieser Übergriff aber in irgendeiner Form einmal gegen mich verwandt worden, ich hätte aus vollster Überzeugung dagegen gehalten und gesagt: Es war Notwehr.

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Kommentare zu diesem Text


 franky (31.03.19)
Den Krankhaften Redefluss nennt man: „Logorrhoe“
Du hast da eine wirksame Methode gefunden, heilend einzugreifen.

Schmunzelnde Grüße

Von
Franky

 eiskimo meinte dazu am 31.03.19:
Danke ! Den Ausdruck kannte ich noch nicht, da gibt es offenbar ein definiertes Krankheitsbild...
lG
eiskimo

 drmdswrt (31.03.19)
Ein Text, der die Sache an sich verharmlost. Unzählige Fälle haben mit einer solchen Berührung angefangen. Und man kann sicher noch die nächsten 12 bis 79 ähnlich harmlos begründen. Auch alle völlig irrelevant und folgenlos. Weil die Berührte nichts sagt, nicht wahr?
Warum muss es eine erste Berührung überhaupt geben? Warum bittet der Fahrer seine Beifahrerin nicht einfach, endlich den Mund zu halten? Um sie nicht zu verletzen? Weil diese harmlose Berührung alles sagt? Wie alle weiteren, die dieser ersten folgen?

 eiskimo antwortete darauf am 31.03.19:
Der Text ist in der Tat verharmlosend, aber in dem Sinne, dass er gerade zeigen soll, dass nicht jede Berührung automatisch "Anmache" bedeutet.
Mich hat einmal eine Lehrerin "angefasst", als ich mich in einer Diskussion total echauffierte - sie legte mir die Hand auf die Schulter. Oha! Es war definitiv harmlos und in dieser Situation sehr wirksam.

 drmdswrt schrieb daraufhin am 31.03.19:
dass er gerade zeigen soll, dass nicht jede Berührung automatisch "Anmache" bedeutet
Das zeigt der Text nicht, sondern er verharmlost lediglich das Problem.
Dass der Fahrer die Berührung nicht so gemeint hat, bedeutet nicht, dass die Berührte das genauso sieht.
Und die Lehrerin kann das durchaus anders gemeint haben (hintergründig), als Du es empfunden hast.

Eine verharmlosende Sichtweise spielt die Grundproblematik des Berührtwerdens herunter. Ich für meinen Teil möchte tatsächlich nicht von jedem berührt werden, ganz egal, wie die Person das meint. Und diese Entscheidung muss man jedem zugestehen.

 eiskimo äußerte darauf am 31.03.19:
Wie ist es mit Begrüßungs-Ritualen, mit Tanzen, Schunkeln, beim Sport - alles körperlos?
Natürlich respektiere ich deinen Anspruch auf Distanz - ich sehe für meinen Teil da aber auch einen Verlust an Kommunikation und menschlicher Nähe. Und ich mag auch nicht immer unlautere Absichten unterstellen....

 drmdswrt ergänzte dazu am 01.04.19:
Wie ist es mit Begrüßungs-Ritualen, mit Tanzen, Schunkeln, beim Sport - alles körperlos?
Nein, nicht alles körperlos. Aber denk das weiter: Es geschieht alles in gegenseitigem Einverständnis. Ich denke nicht, dass Du eine wildfremde Frau einfach von hinten umklammerst, um mit ihr Blues zu tanzen, richtig?
Es gibt ausreichend Situationen, in denen Berührungen unausweichlich sind, zur Geselligkeit gehören oder einfach Gepflogenheit sind. Aber es gibt Berührungen, die sich einfach nicht gehören (Mann vs. Frau, die nicht ihr Einverständnis gegeben hat, Vorgesetzte vs. Untergebene, Lehrer vs. Schüler usw.).

Die Titeländerung entschärft den Text. Trotzdem ist die Me-too-Debatte völlig richtig und man sollte in jeder Situation überdenken, ob die Berührung sein muss. Denn nach wie vor: Es ist völlig egal, wie Du sie meinst, wenn der/die Berührte das nicht will.

 Dieter_Rotmund (31.03.19)
Einen Text mit "ich" anfangen zu lassen, ist eigentlich immer eine schlechte Idee.

 eiskimo meinte dazu am 31.03.19:
Ist das besser, wenn "ich" an dritter Stelle steht? Ich hoffe!

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 31.03.19:
Ja, diese kleine Änderung macht schon sehr viel aus, glaub' mir!
Nimbus† (45)
(31.03.19)
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 eiskimo meinte dazu am 31.03.19:
Ich weiß nicht, ob Du denselben Text meinst, den ich geschrieben habe: Da war ein Autofahrer, der als Beifahrerin eine Quasselstrippe hatte. Nach vier Stunden "Beschallung" tippte er ihr aufs Knie - ganz kurz, Zeichen, dass er diesen Schwall gerne unterbrochen sähe...Beide verstanden dieses Signal genau so.
Und als Überschrift hat der Text "Me too im Auto?" .. mit Fragezeichen, wohlbemerkt.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass da eine Beleidigung vorliegt. Trotzdem bin ich bereit, das zu ändern, kein Problem.
vG
Nimbus† (45) meinte dazu am 31.03.19:
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 eiskimo meinte dazu am 01.04.19:
Die Beifahrerin hier hätte für sich nie und nimmer "Me too" reklamieren können - sie war einfach nur zu geschwätzig. Und dieses ihr Auf-die-Nerven-gehen wurde ihr mit einer simplen Geste klargemacht. Mehr war da nicht, und mehr sollte man/frau da auch nicht hinein spinntisieren. Dass es an anderer Stelle mit anderen Personen schlimme Übergriffe gegeben hat, wird damit ja nicht geleugnet, und dass Du "Me-too" -betroffe n bist, auch nicht...
Nimbus† (45) meinte dazu am 01.04.19:
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Stelzie (55)
(31.03.19)
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Nimbus† (45) meinte dazu am 01.04.19:
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Stelzie (55) meinte dazu am 01.04.19:
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 eiskimo meinte dazu am 01.04.19:
Ja, da war ich wohl auf vermintem Gelände. Habe was gelernt...
lG
Eiskimo
Nimbus† (45) meinte dazu am 01.04.19:
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