Weihnachtspost

Anekdote zum Thema Unachtsamkeit

von  eiskimo

Wir hatten natürlich alles schon eine Woche vor dem 24.  erledigt – die vielen Postkarten und Briefe an Freunde und Bekannte und auch die die Büchersendungen und Kalender für die Verwandtschaft nah und fern.  Das ging nicht ohne längeres Abgleichen der Portokosten, hatten wir doch unterschiedlichste Formate mit Empfängern nicht nur in Deutschland oder Europa, sondern auch in Übersee. Dank Internet, einem Lineal, dem Taschenrechner und der Küchenwaage errechneten wir brav die jeweiligen Gebühren.

Umso erstaunter waren wir, als wir jetzt zwei Tage vor Heilig Abend einen Mahnbescheid im Briefkasten vorfanden, der uns zum nächsten Postamt zitierte, um ein „Nachentgeld von 1,30€“  zu bezahlen. Was hatten wir falsch gemacht? Und welche unserer so schön gestalteten Weihnachtsbotschaften würde jetzt nicht ankommen? Das mussten wir schnellsten klären!

Das nächste Postamt ist bei uns leider auch das einzige, und zwei Tage vor Weihnachten stehen dort rund um die Uhr Dutzende von Kunden an, um ja noch rechtzeitig ihre Last-Minute-Geschenke auf den Express-Weg  zu bringen.

Meine Frau und ich, wir machten Schnick-Schnack-Schnuck, um den Glücklichen zu bestimmen, der NICHT antreten musste zu diesem Strafexerzieren bei DHL&Co … und ich war der Gewinner.  Mit tröstenen Worten versicherte ich meiner Frau, dass es sicher eine ihrer Sendungen war, die wir wohl unterfrankiert auf die Reise geschickt hatten, denn sie hatte viel mehr geschrieben – entsprechend hätte das Schlangestehen mit all den missgelaunten Postkunden draußen bei 3 Grad für sie auch ein bisschen mehr Sinn, als wenn es mich getroffen hätte.

Ich sagte ihr wohlweislich nichts von meinem Maxibrief mit dem Fotobuch, den ich mit abgelösten Briefmarken versehen hatte – abgelöst, weil sie ungestempelt bei uns im Briefkasten eingetroffen waren. Hatte die DHL-Maschinerie diese Schummelei etwa entdeckt?

Meine Frau brauchte lange, um diese Extra-Schicht bei DHL durchzustehen. Schrecklich lange. Dann kam sie zurück. Nur zwei Schalter seien offen gewesen, fauchte sie mich noch an der Haustüre an. Und sie habe natürlich am falschen angestanden, dem besonders langsamen, am Ende mit einer älteren Asiatin vor ihr, die,  des Deutschen nicht mächtig, mit einem exotischen Pass zu einer Identitätsprüfung angetreten sei. Der Beamte habe eine Engelsgeduld gehabt, er habe alles versucht, wirklich alles, auch auf Englisch und auch mit Anrufen bei der Zentrale. Zwanzig Minuten lang –

Und? unterbrach ich ihre atemlose Tirade.

Ach, so: Gar nix wäre falsch gewesen an unseren Postsachen. Nein, es seien die Weihnachtsgrüße von Jutta, ihrer Exkollegin, gewesen. Die hätten keine Briefmarke drauf gehabt. Und mit den 1,30€ Nachentgelt habe sie das Schreiben dann ausgelöst. "Aber die Karte ist wirklich witzig, da hat sie sich was bei gedacht!"

PS: Diese Jutta und meine Frau schreiben sich regelmäßig über Whatsapp.  Aber, so bekam ich auf diese Bemerkung hin zu hören, ein Mal im Jahr eine besonders hübsche Karte auszutauschen, handgeschrieben! – "das ist uns schon was wert!"  Wie wahr, konnte ich da nur sagen. Und mich noch einmal freuen, dass ich in Schnick-Schnack-Schnuck so stark bin. 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (24.12.21, 11:20)
Du hättest Deiner Fau ja auch mal was abnehmen können. LG und einen besinnlichen Heiligabend

 eiskimo meinte dazu am 24.12.21 um 11:51:
Also: Meine Frau hatte eine faire Chance... und letztendlich war ja nicht meine Freundin so verpeilt gewesen,  sondern ihre... Grins...
Auch Dir ein schönes Weihnachtsfest (und viel Post, die pünktlich ankommt)
Eiskimo

 AchterZwerg antwortete darauf am 25.12.21 um 17:11:
Nach all den Jahren hab ich jetzt auch whatsapp, fühle mich jedoch leicht veräppelt, weil nir kein Schwein was appt!
Hatte mir Heiligabend ganz anders vorgestellt ...

:'(
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram