Jahresende

Kurzgedicht

von  unangepasste

Die Ackerfurchen,
zu Fäusten geballt,
liegen brach
im Sturm,
und Stare finden keine Körner mehr.
Unter meinen Füßen
schreit die Erde.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (31.10.19)
Grüß dich,

hier scheint es sich um eine Gegend im Osten der Republik zu handeln, die gnadenlose Trockenperioden "wegstecken" musste.
Das Bild der Furchen, die sich zu Fäusten ballen (legt den Gedanken an eine Revolte, einen Umstarz nah) gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
der8.

 unangepasste meinte dazu am 31.10.19:
Danke! Ja, das liegt nahe, wenn es auch Tage gibt, in denen andere Gegenden ähnlich inspirieren.
Sätzer (77)
(31.10.19)
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 unangepasste antwortete darauf am 31.10.19:
Vielen Dank!

 Dieter Wal (31.10.19)
Zum "Schreien der Erde":

In althebräischer Lyrik, genauer bei einem biblischen Propheten schreien Steine. Gemeint ist wohl eine Metapher für besonders ausdrucksvolle Sakral-Gebäude.

Was ich immer wieder so beeindruckend an Dir finde, Du hast all diese transzendenten Versprachlichungen wie sie auch und also eine über Raum, Kultur und Zeit verschiedene Prägung als jene, doch dennoch viel mit ihnen gemein, obwohl Du mindest Agnostikerin zu sein scheinst.

Interessant.

 unangepasste schrieb daraufhin am 01.11.19:
Es hat viel mit dem Leser, seinem Bildungshintergrund und seinen Assoziationen zu tun, ob ein Text religiös gelesen wird oder nicht. Die Verbindungen lassen sich auch ohne entsprechende Intention der Autorin knüpfen.
Kurt Drawert, bei dem ich Mitte November wieder Textwerkstatt habe, schreibt dazu: "Das Zentrum des Gedichtes ist stets die bezeichnete Stelle einer nicht in Erscheinung tretenden Substanz, und damit ist es sehr gut geeignet, Transzendenzerfahrungen zu generieren." Und weiter: "Poesie ist religiös, auch wenn sie es ihrem Inhalt nach nicht ist."
Es braucht also keine religiöse Autorin, um entsprechende Empfindungen im Leser wachzurufen, sofern der Leser entsprechend veranlagt ist.

 Dieter Wal äußerte darauf am 01.11.19:
So wie "Poesie die Sprache des Menschengeschlechts" ist (Hamann), findet sich die eigentliche Sprache der Menschheit weder in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch noch Arabisch, sie liegt über sämtlichen Welt-Sprachen ihrer Natur gemäß in Symbolik.

Damit schließt sich der Kreis von Poeten und Propheten. Sie bedienen sich derselben Methodik: Poesie.

Antwort geändert am 01.11.2019 um 16:13 Uhr

 Dieter Wal ergänzte dazu am 02.11.19:
"Unter meinen Füßen
schreit die Erde."

Für sich ist außer dem vorher evozierten brachliegenden Acker vom 31.12, schade, dass nicht das mehr im Herbst befindliche jüdische Neujahr Rosch Haschana zusätzlich dafür in Frage kommt, ist hier die Interpretation einer gebärenden Mutter Natur (Personifiziertes Element Erde) vorstellbar.

Gebärt sie direkt unter dem LyrI, besteht eine besondere Nähe zu ihr. Das LyrI erkennt sich in Mutter Natur.

Antwort geändert am 02.11.2019 um 08:10 Uhr

 unangepasste meinte dazu am 02.11.19:
Dann schreib ein Gedicht darüber!

 Dieter Wal meinte dazu am 20.09.20:
Warum eigentlich nicht? Dachte, dass ORANGE bereits in diese Richtung interpretabel ist. Doch Du hast recht. Danke.

 Dieter Wal meinte dazu am 20.09.20:
Versuchte es. Siehe Posting.

 Dieter Wal meinte dazu am 04.10.20:
 Siehe Motherfucker (Heut Erntedank)

Antwort geändert am 04.10.2020 um 17:55 Uhr

 AvaLiam (15.10.20)
Wie konnt ich nur über diese knappen aber lauten Zeilen stolpern?
Hab ich ein Glück, dass sie mich doch noch gefunden haben.

LG - Ava

 unangepasste meinte dazu am 16.10.20:
Vielen Dank, freut mich sehr, dass sie dir gefallen!
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