Bruch

Kurzgedicht

von  unangepasste

Plötzlich stürzen meine Blicke
in dich
und treffen auf deinen Grund.

Aus der Bruchstelle strömt
Abendhimmel
und malt die Landschaft
für Sekunden wund.


Anmerkung von unangepasste:

2015

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Kommentare zu diesem Text


 princess (18.01.20)
"Ein wunderbares Bild", denke ich im ersten Moment. Denn ich sehe hier innere Wunden, die den Himmel für einen Moment einfärben. Doch dann stolpere ich in Verwirrung. Wer oder was ist denn dieses sie, das der Abendhimmel rot malt? Die Blicke? Die Bruchstelle? Und schon zieht mein erstes starkes Bild von dannen.

Liebe Grüße
Ira

 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Danke! Der grammatikalische Bezug wäre die Bruchstelle. Ich habe es jetzt etwas allgemeiner gehalten.

 princess antwortete darauf am 18.01.20:
Jetzt bleibt das Bild in mir. Freut mich. Für mich.

 unangepasste schrieb daraufhin am 18.01.20:
Danke! Und mich freut es auch, dass die Änderung das Bild klarer gemacht hat.

 Dieter Wal (18.01.20)
"Plötzlich stürzen meine Blicke 
in dich
und landen auf deinem Grund.

Aus der Bruchstelle strömt 
der Abendhimmel
und malt die Landschaft
für Sekunden wund."




Plötzlich Blicke 
auf deinem Grund.

Der Abend
färbt die Landschaft
für Sekunden wund.

Kommentar geändert am 18.01.2020 um 09:16 Uhr

 unangepasste äußerte darauf am 18.01.20:
Danke, aber da fehlt mir was. Der Zusammenhang und die Bruchstelle werden gar nicht mehr klar.

 Dieter Wal ergänzte dazu am 18.01.20:
Bitte. Sehr gern.

Willst Du Dich Dir selbst oder wem auch immer in Details erklären, bring ein kV-Tagebuch.

Mir "fehlen" übrigens die schönen sprachmalerischen Details genauso.

Die Version wurde von der Überlegung geleitet: "Ich streiche alles Subjektive weg, verdeutliche dadurch den Kern, um möglichst viele verschiedene Lesertypen in ihren völlig divergenten Wahrnehmungsweisen zu erreichen."

Ich vermute, es ist der falsche Ansatz. Subjektivität bei Lyrik ist völlig ok. Irgendwo sollte man aber weniger schwurbeln.

Antwort geändert am 18.01.2020 um 10:52 Uhr

 niemand meinte dazu am 18.01.20:
@ unangepasste
ich hoffe, Du bist mir nicht böse, wenn ich jetzt sage,
dass die verknappte und allgemein gültigere Version
von Dieter besser ist, natürlich aus meiner Sicht.
LG niemand

 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Nein, böse bin ich da ganz bestimmt nicht. Ich bin immer dankbar für eine Meinung (dafür stelle ich die Texte ja ein). Interessant auf jeden Fall, wie hier die Ansichten auseinander gehen. monalisa bringt es unten auf den Punkt. Genau die Bruchstelle und das Strömen des Abendhimmels sind das, worauf ich nicht verzichten möchte. Für mich wird das Gedicht dann sehr beliebig und es verliert and Bildlichkeit und Aussage.
Ich bin mal gespannt, ob sich noch Weitere dazu äußern.

 Dieter Wal meinte dazu am 27.01.20:
Bin für freie Entfaltung Jedermanns.
Trotzdem: Furchtbares Geschwurbel.
Jo-W. (83)
(18.01.20)
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 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Vielen Dank! Einen Morgengruß zurück.

 monalisa (18.01.20)
Hallo unangepasste,
so ist das Empfinden deiner LeserInnen doch recht untrschiedlich, mich fesselt gerade das "Stürzen der Blicke und Landen auf deinem Grund", da geht in Dieters Version doch einiges verloren, wobei ich mir unter 'plötzlichen Blicken auf deinem Grund' auch nicht so wirklich was vorstellen kann. Ich verstehe deine Zeilen so, dass nicht die Blicke plötzlich sind, sondern ihr Einbrechen (unter die Oberfläche) und landen auf dem Grund des LD plötzlich, also unvermutet, ohne Vorwarnung geschieht, und LI etwas zu sehen bekommt, was normalerweise verschlossen bleibt.
Auch auf die Bruchstelle und das Strömen des Abendhimmels möchte ich nicht verzichten, da verbinden sich ein äußeres Bild mit innerem Empfinden; ein paar purpurrote Strahlen der Abendsonne strömen durch ein winziges 'Loch', eine Bruchstelle, in der Wolkendecke und färben alles ein, sodass die Landschaft blutend und wund von den Wunden des LI und LD erzählt. Was mir besonders gefällt in diesem Gedicht ist der Zwiespalt zwischen Bestürzung und Erlösung in Form des ausströmenden Abendhimmels, der das Wunde und Verletzliche erst sichtbar macht: Wunden des LI, des LD, beider, ein (endgültiger) Bruch (Trennung) zwischen beiden, ein Bruch der bisherigen eher oberflächlichen Beziehung, hin zu einer neuen Tiefe? Der Interpretationsspielraum ist hier fast unerschöpflich.
Angeregt von Dieters Kurzfassung, denke ich, dass man eventuell auf 'meine' vor 'Blicke' verzichten könnte, es wäre dann vielleicht noch ein bisschen offener, auch ein 'bloßgestellt Werden' durch die Blicke dritter wäre möglich.

Liebe Grüße
mona

 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Danke! Besser hätte ich den Einwand, den ich gegenüber Dieters Kommentar habe, nicht auf den Punkt bringen können.
Das Wort "plötzlich" bezieht sich in der Tat nicht auf die Blicke, sondern auf das Verb, eben genau auf einen Prozess ohne Vorwarnung.
Der Verzicht auf "meine" wäre in meinen Augen möglich. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es konkret (wie jetzt) lassen möchte oder doch die Offenheit bevorzuge - schwierig.

 W-M meinte dazu am 18.01.20:
stürzen ist per se schon immer plötzlich, da reißt etwas plötzlich ab, bricht und stürzt aus der höhe herunter, bei steiler topographie natürlich nur, bei flacher gleitet es oder ffließt ... als rutschungsgeologe kenne ich alle arten von massenbewegungen ... also, könnte sogar das plötzlich in der tat entfallen?! landen danach ist eher wieder sanft und schwach, was nicht ganz zum stürzen passen will? sonst ok

 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Hm, landen ... Vielleicht "treffen"?

 W-M meinte dazu am 18.01.20:
parallen dasselbe gedacht, siehe unten, du warst schneller mit deiner antwort während ich noch schrieb ...

 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Dann sehe ich das mal als Zeichen, dass das Wort passt

 W-M (18.01.20)
Stürzen meine Blicke
in dich
treffen deinen Grund.

Aus der Bruchstelle strömt
Abendhimmel
und malt für Sekunden
Landschaft wund.


???

 W-M meinte dazu am 18.01.20:
das "und" vor landen oder treffen verlangsamt schon wieder zu sehr, ich bleibe da sehr genau am / im bild?!

Antwort geändert am 18.01.2020 um 17:58 Uhr
wa Bash (47) meinte dazu am 18.01.20:
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 W-M meinte dazu am 18.01.20:
nee, nicht ganz denke ich ... ?

 unangepasste meinte dazu am 18.01.20:
Danke für eure interessanten Empfehlungen! Hier ist der Sinn wieder ein ganz anderer.
Für mich ist die Bedeutung im Sinne von monalisas Kommentar das Zentrale, das ich auch beibehalten möchte. Trotzdem finde ich es spannend, was aus dem Bild noch entstehen kann.

Zum "und": Ich überlege noch in der ersten Strophe. In der zweiten tendiere ich dazu, es beizubehalten. Allerdings habe ich die Streichung des Artikels übernommen (zu viele Artikel in einem Satz).

Antwort geändert am 18.01.2020 um 20:07 Uhr

 GastIltis (18.01.20)
Liebe unangepasste,
bei allem Drang, deinem wunderbaren „Bruch“ allerlei hinzuzufügen, etwas wegzulassen oder zu ändern, was hältst du denn davon, an einer (un-)geeigneten Stelle vielleicht noch einen pyroklastischen Strom einzubauen, der den Text ein wenig dramatisieren könnte? Nichts? Dann solltest du mal einen Vulkanologen zu Rate ziehen. Einen renommierten natürlich. Leider kann ich dir keinen empfehlen. Ich jedenfalls bin einigermaßen irritiert. Vom Text nicht, falls er so bleibt, DEIN Text. Viele herzliche Grüße von Gil.

 unangepasste meinte dazu am 19.01.20:
Lieber Gil,
vielleicht findet sich hier auf KV ja noch ein geeigneter Vulkanologe. Ob renommiert? Da bin ich mir nicht so sicher.
Ich glaube jedenfalls, der Text bleibt jetzt so.
Liebe Grüße und danke!

 W-M meinte dazu am 19.01.20:
nun, da ich geologe bin und mich natürlich auch ein bisschen weit mit vulkanologie auskenne, kann ich nur sagen, dass pyroklastische ströme nichts mit einer bewegungsart des "stürzens" zu tun haben, hier also nicht passen, wenn die autorin ihr lyrisches ich "stürzen" lassen will.

 GastIltis meinte dazu am 19.01.20:
Das mag so sein. Nun war ich zwei Jahre beim Erdöl tätig und habe einige Geologen kennen und schätzen gelernt. Da wir nun schon dabei sind, uns Berufe um die Ohren zu werfen, um lyrische Argumente zu begründen, sehe ich als gelernter Wasserbauer erst einmal beim „Bruch“ einen Staudamm. Dass da an, unterhalb, durch die Bruchstelle alles strömt, stürzt, oder um Schiller zu zitieren, rennet, rettet, flüchtet, also das blanke oder auch nackte Chaos entsteht, ist offensichtlich. Ändert an der einmaligen Besonderheit des „Bruch“gedichtes aber rein gar nichts. Wenn es denn so bleibt. Und das hat die von mir außerordentlich verehrte Autorin ja bereits angedeutet. Die pyroklastischen Ströme als ein geeignetes Mittel, etwas ad absurdum zu führen, hat unangepasste durchaus verstanden, glaube ich jedenfalls aus ihrer Antwort so deuten zu können. Ansonsten melde ich für mich persönlich die absolute lyrische Unerfahrenheit an, falls noch Rückfragen kommen.
LG von Gil.
PS: übrigens hatte ich während meines Studiums vier Semester Geologie. Und, völlig überraschend habe ich in dem Fach die beste all meiner Noten eingefangen. Glück auf!

 W-M meinte dazu am 19.01.20:
nun denn: Glück auf!

ah, wasserbauer, interessant. ich war mal in jungen jahren 2 1/2 jahre bei der Bodenmechanik der Uni Karlsruhe als assitent an der abteilung Erddammbau und Deponiebau in einem forschungsprojekt aktiv zur "Früherkennung von Dichtungsleakagen an Deichen und Dämmen" mit einem modelldamm auf dem gelände der Bundesanstalt für Wasserbau in K'he ... und später haben wir dann mit dem Institut für Wasserbau der Uni Stuttgart (Prof. Kobus und Dr. Kinzelbach) in sachen Modellierung von unterirdischen Ströumgen von Grundwasser und Bodenluft mithilfe von FE-/FD-Programmen geforscht, im Hinblick auf die damals neu aufgekommenen Altlastensanierungsverfahren der Bodenluftabsaugung, des In-Situ-Strippens usw. ... Deich- und Dammbrüche (auch drohende) sind in der Tat unschön ... an den nordbadischen Rheindeichen zwischen Karlsruhe und Mannheim hatte ich bei meiner ersten Stelle nach dem Studium an einem Ingenieurbüro gerabeitet, wo wir im rahmen von hochwasserschutzmaßnahmen im autrag des damaligen wasserwirtschaftsamtes die Rhein-Deiche untersucht haben, z.B. Pipingerscheinungen, Innere Erosion und Suffosion, tierische Grabgänge usw., deren Folgen die Standsicherheit dieser Flussdeiche abschnittsweise gefährdeten. dort mussten die Deiche dann ertüchtigt werden (z.B. mit Dichtungsschichten, teils sogar mit Schmalwänden usw. ... aber kehren wir zur Lyrik zurückj, die inzwischen auf meine alten tage am ende meines berufslebens mehr zu meinem neuen Metier geworden ist ...

 W-M meinte dazu am 19.01.20:
bei der lyrik lege ich inzwischen hohe maßstäbe an, insbesondere bei Sigune, die ja schon ein kleines stück die lyrikleiter zum dichterolymp hochgeklettert ist, lege ich die messlatte etwas höher, sie schreibt ja sehr engagiert und ambitioniert und einigermaßen erfolgreich, was literarische preise und veröffentlichungen angeht, und will ja ihren weg noch ein stück weiter gehen bzw. klettern, vielleicht sogar vollprofessionell, zumindest aber halbprofessionell, und da ich sie inzwischen einigermaßen gut kenne, auch persönlich von ein paar wenigen gemeinsamen lesungen, kann ich sie bisschen mehr fordern als andere ... sie verzeiht mir das hoffentlich.

 GastIltis meinte dazu am 20.01.20:
Übrigens hatten wir es mit einem Professor Gerhard Wobus zu tun, der den Lehrstul für Wasserbau an der damaligen (noch) TH Dresden innehatte. Bei deinem Prof. Kobus glaubte ich erst an eine Namensverwechslung. Ist es aber nicht! Eigenartig. Zu Lyrikfragen muss ich jetzt leider passen. LG von Gil.
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