Momentaufnahme

Szene zum Thema Ansichtssache

von  Moja

Im Innenhof des Seouler Gartens, von der Veranda des Pavillons, betrachte ich die hügelige Felslandschaft, eine Vegetation aus Kiefern, Bambus, Eichen und Ahorn. Der Eindruck von Fremdartigkeit ist so überwältigend groß, dass ich in einem magischen Moment vergesse, wo ich mich befinde. Auf dem Holzboden liegen Kissen, ein Tablett mit Teeschalen steht da. Ich höre einen zarten Ton, der Wind spielt mit dem vom Dachfirst hängenden Fisch aus Metall. Eintreten möchte ich in dieses Bild, mich niederlassen auf den ausgebreiteten Matten und ruhig schauen. Mein innerer Monolog verstummt, ganz wunschlos bin ich. „Da, schau“, ruft Elke neben mir ungeduldig. Herausgerissen aus meiner Stimmung starre ich auf das Display ihres Handys, erkenne eine Gerbera vor einem blühenden Frühlingsbaum. Sie zeigt mir ihre Fotos. Es gibt kein stilles Innehalten bei ihr, kein Lauschen in sich hinein oder nach außen. Enttäuschung packt mich, der Garten und der schöne Moment sind verdorben, nichts passt mehr zusammen. Das kleine vorgetäuschte Wohlbehagen hat sich aufgelöst. Ich blicke auf zur Landschaft, da ist sie nur noch ein Pixelbild. Auch Elke sieht enttäuscht aus. Ich fühle mich beschämt. Warum ist der Garten nur so klein und künstlich angelegt, so dass jedermann ihn enttarnen kann? Und während ich erzähle von der Harmonie des Gartens, von dem Windspiel, dem Metallfisch und seinem sanften Klang, sieht Elke mich skeptisch an, reckt sich und schlägt grob gegen das Metall. Der Ton ist plump und laut. Sie wirft mir einen triumphierenden Blick zu. Und geht weiter.

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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (03.05.21)
Tja, da hast Du wohl leider auch den richtigen Augenblick verpasst, um Elke gegen den Metallfisch auszutauschen. 🤔

Ciao, Frank

 Moja meinte dazu am 03.05.21:

stimmt genau, prust!
Danke & lieben Gruß,
Moja
Agnete (66)
(03.05.21)
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 Moja antwortete darauf am 03.05.21:
freue mich - und lächle zurück,
vielen Dank & lieben Gruß,
Moja

 Dieter_Rotmund (03.05.21)
Hochgedrechselt und sehr distanziert formuliert. Inhaltlich nix los.

 Moja schrieb daraufhin am 03.05.21:
Tja, wenn du meinst!
Achselzuckend grüßt
Moja

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 03.05.21:
Jeder hat man einen schlechten Tag!

 irakulani (03.05.21)
Ich habe deinen Text sehr gerne gelesen, liebe Moja. Er fängt sehr fein eine Stimmung ein und macht spürbar, dass das, was der Eine empfindet, an einem/einer Anderen völlig vorübergeht. (Offenbar geht das den Lesern/Kommentatoren ebenso…
Wie schade, dass die Beiden den Moment nicht teilen können, dass im Gegenteil der kurze Glücksmoment sogar zerstört wird.
L.G.
Ira

 Moja ergänzte dazu am 03.05.21:
Vielen lieben Dank, liebe Ira, für Dein Hineinspüren!
Liebe Grüße,
Moja

 DanceWith1Life (03.05.21)
Elke und D.R. im Windspiel einer Betrachtung, ich kenne diese Erinnerung an den Garten, und empfehle Joni Mitchell, Woodstock.
Auch in der Version von C.St.N & Y schon wegen der Vermutung, dass sie es für sie spielten, weil sie aus irgendeinem blöden Grund nicht hin konnte, die Argumentation des Geldes.
Sie gab nach, schrieb aber dieses Lied.
May the music be with You.
Warum erzähl ich das, nun, ich denke es ist ein und dasselbe Spannungsfeld, immer, überall.
Auch in diesem Text.
Ist mir das immer bewusst, lach, wenn ich Glück habe, ein paar Momente am Tag, in der Woche, im Traum, in der "Wirklichkeit".
Wie heisst es so treffend, Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
Der triumpfierende Blick, ne, das ist was anderes.

Kommentar geändert am 03.05.2021 um 16:01 Uhr

 Moja meinte dazu am 03.05.21:
Back to the garden - vielen Dank, dass Du mich daran erinnerst, hörte gleich mal wieder rein - we are stardust, we are golden...

Manch einer erfährt das vielleicht nie im Leben, ohne Empathie, Fühlen und einer gewissen Sensibilität ist alles nichts. Der Wind kennt viele Nuancen, mit denen er spielt...

Lieben Gruß,
Moja
Stelzie (55)
(03.05.21)
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 Moja meinte dazu am 03.05.21:
Liebe Kerstin,
manchmal wünsche ich mir einen Übersetzer für Gefühle, das Leben bietet so viel mehr als pure Sachlichkeit, wenn man sich darauf einlassen kann.

Danke Dir und liebe Gartengrüße,
Moja

 indikatrix (03.05.21)
Liebe Moja,
der Text gefällt mir sehr und über Elke (BOING!!) kann ich mich schlapplachen. Ich glaube, sie hat immer recht. Ich seh sie richtig vor mir, den armen Fisch andengeln!
Liebe Grüße,
Indiaktrix

 Moja meinte dazu am 03.05.21:
Liebe Indikatrix,
Elke hat immer recht - könnte eine Songzeile werden - und das Schokoladenschaf singt:
Iss mich, iss mich, hab dich nicht so, bin voller Milch .lol:!

Lieben Gruß,
Moja

 harzgebirgler (03.05.21)
so ne pissnelke wie elke
wär' was für oliver welke.

lg
harzgebirgler

 Moja meinte dazu am 03.05.21:
So ne Satire
is' was für echte Tiere

Danke & lieben Gruß,
Moja

 Regina (04.05.21)
erzählenswertes Erlebnis von Stimmung und Antistimmung. Die Menschen sind verschieden gestimmt. LG Gina

 Moja meinte dazu am 05.05.21:
Vielen Dank für deine Einschätzung, Gina!
Liebe Grüße, Moja
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