Der Angriff auf den Menschen

Gedicht zum Thema Untergang

von  GastIltis

Der Körper greift den Menschen an

und führt ihn ins Verderben.

Erst schlägt er ihn in seinen Bann

und dann lässt er ihn sterben.


Den ersten Angriff, den er führt,

den führt er von der Mitte.

Teils vorsichtig, teils ungeniert,

teils kümmert sich die Sitte.


Da ist er jung und ungestüm

und denkt, so bleibt es immer.

Der Mensch jedoch, das Ungetüm,

er treibt es dann noch schlimmer.


Sein Körper setzt sogleich sich ein,

ihn zeitig abzumahnen.

Und darum baut er ihm allein

recht heftige Schikanen.


Ein Schiffsarzt hat für ihn dafür

spezifische Begriffe.

Der Mensch als blinder Passagier

empfindet sie als Riffe.


Ob Lotse oder Steuermann,

der Kurs ist unerheblich.

Der Körper greift den Menschen an

und Zweifel sind vergeblich.


So schippert er den Menschen hin

und mit ihm seine Seele.

Und beide warten ohne Sinn

auf höhere Befehle.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Beislschmidt, Tula, Redux, Didi.Costaire, plotzn, Taina, AchterZwerg, lugarex, EkkehartMittelberg, Saira, Teolein, TassoTuwas.

Ohne Zweifel!

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (11.09.23, 06:31)
Lieber Gastl,
es ist wie im richtigen Leben: Nach zwei Abmahnungen erfolgt die Kündigung. :(

 GastIltis meinte dazu am 11.09.23 um 11:58:
Ja, Achter,
nur im Sozialismus war alles anders. Da kam erst der Verweis, dann der Strenge Verweis und danach die Entlassung. Nur am Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus war es ganz anders! Da wurde ich gleich vom (noch) sozialistischen Direktor fristlos entlassen. Ohne Abfindung. Da ist das richtige Leben eine Kleinigkeit milder.
Bis dahin grüßt Gil.
Taina (39)
(11.09.23, 08:07)
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 GastIltis antwortete darauf am 11.09.23 um 12:43:
Stimmt Tanne, aber meist sind es:

Lose Verbindungen

Beim Wesen, das noch halbwegs jung,
erscheint sehr vieles lose.
So Abstand und Begeisterung
und Zugriff aufs Famose.

Die Luft und die Gelegenheit
nebst allerlei Prämissen
führn einerseits und mit der Zeit
zu Brüchen oder Rissen.


LG von Gil.
Taina (39) schrieb daraufhin am 12.09.23 um 09:22:
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 GastIltis äußerte darauf am 12.09.23 um 12:52:
Ich habe dir zu danken. Für das schöne Stichwort!

 plotzn (11.09.23, 09:54)
Tja, lieber Gil, der ewige Kampf um die Vorherrschaft zwischen Körper, Geist und Seele. Auch wenn es Teilerfolge geben kann, ist klar, wer am Ende gewinnt.

Die zweite Strophe hättest Du ruhig etwas ausführlicher und detailreicher beschreiben können

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis ergänzte dazu am 11.09.23 um 13:39:
Hallo Stefan, danke für deine Zeilen.
Um es mit Gary Lineker zu sagen: Am Ende gewinnt immer Deutschland! Auch ein schöner Traum. Da waren Körper und Seele noch aus deutscher Eiche geschnitzt, Ja, das waren noch Zeiten, da durfte man auch noch ungestraft Neger sagen, Ernst Neger zum Beispiel: Humba-Täterä!
Da vergesse ich deinen zweiten Absatz einfach mal, indem ich ihn anstandshalber übersehen habe.
Ich hoffe nur, dass mir die Eiche nicht übel angekreidet wird. Du kennst ja zum Glück Gernhardts Gedicht vom vergessenen „L“!
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 plotzn meinte dazu am 11.09.23 um 16:58:
Ach, Du meinst bestimmt folgendes:

Am Tag, an dem das   verschwand
und wir ein Schäfchen hieten,
drang autes Schnarchen durch die Wand,
bis ae Nachbarn schieten.

Dann sind wir schießich aufgewacht,
noch immer eicht am aen,
es war nicht schau, in dieser Nacht
so spät ins Bett zu faen.

Ich dacht, ein Fachmann wäre kug
und sagte zu mir: Potzn,
den trinkst du aus in einem Zug -
nicht keckern, sondern kotzen!

Antwort geändert am 12.09.2023 um 09:13 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 11.09.23 um 17:33:
Nein, ich meinte dieses:

Die verlorenen L
Das Inwendige und das Bodenständige
gehen auf Streife.
Doch ohne Umschweife:
Wo bleibt das Lebendige,
das Unbändig-Trendige?
Da bleiben mir Zweife!
Das Auswärtige und das Gesamtfertige
tauschen die Plätze.
Doch jetzt ohne Hetze:
Wo bleibt das Hochwertige,
das Langschwertig-Gertige?
Da bleiben mir Rätse!
Das Wehende und das Hervorstehende
sind nur die Kuppe.
Doch Augen auf, Schuppe:
Wo bleibt denn das Sehende,
das Umgehend-Spähende?
Da bleiben mir Skrupe!

 plotzn meinte dazu am 12.09.23 um 09:19:
Ich könnt wie Carmen "Roooobert" schrein,
doch lass ich's schüchtern lieber sein.

 Didi.Costaire (11.09.23, 10:51)
Hallo Gil,

das ist ein interessanter Blick auf die Dinge, die einem das Leben erschweren. Besonders das Bild der Abmahnung gefällt mir. Am Ende ist niemand vor der Entlassung gefeit.

Mit besten Wünschen,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 11.09.23 um 14:02:
Hallo Dirk,
natürlich ist es so, dass die noch so schöne Erinnerung das Erlebnis, das sie ausgelöst haben könnte, nicht ersetzen kann. Und ein Übergang von der einen Phase zur anderen ist zwar erträumenswert, aber wenig realistisch. Das mag ein Schamane, ein Priester, ein Traumtänzer oder ein Somnambule vielleicht anders sehen, aber so wie Einbildung keine Bildung ist, haben auch Wahrheit und Glauben keine „Verwandschaft“ wie Schlaf und Tod. Aber du hast ja den Begriff der Abmahnung zurecht hervorgehoben, weil er dem Wachen und Lebenden zeigen soll, dass es Schranken gibt, die das Leben setzt. Zum Innehalten und Nachdenken!
Danke und sei vielmals gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg (11.09.23, 11:48)
Hallo Gil,
eine pessimistische Sicht in einem guten Gedicht.
Manchmal schafft es doch die Seele, dem Körper etwas entgegenzu- setzen.

Liebe Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 11.09.23 um 14:48:
Hallo Ekki,
natürlich ist deine Sicht völlig korrekt. Stephen Hawking ist so ein Beispiel, das du sicher auch vor Augen hattest. Wenn jemand, dem in jungen Jahren noch eine Lebenszeit von zwei drei Jahren prognostiziert wird und er dann 76 wird, weil er den Willen hat, Großes zu erkennen, dann stimmt es. Und wahrscheinlich gibt es noch eine Vielzahl von Beispielen, die das bestätigen. Es heißt ja nicht umsonst, der Mensch kann Berge versetzen. Damit ist nicht der bergbau- oder bautechnische Einsatz gemeint, sondern die Mobilisierung des Willens.
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Tula (11.09.23, 23:29)
Hallo Gil
Ja, der Körper wird immer hinterhältiger, und weiß genau, dass sich sein Wirt nicht wehren kann ...
Denke jetzt auch spontan an den alten Gernhardt, der schrieb ebenfalls mal ein wunderbar witziges Stück dazu. 

LG
Tula

 GastIltis meinte dazu am 12.09.23 um 13:22:
Danke Tula, 
siehst du, das kommt dabei heraus. Aus deinen Zeilen habe ich gelesen, dass du zwar an Gernhardt denkst, aber selber ein Stück dazu geschrieben hast. Im Prinzip stimmt ja beides. Nur mit der Zuordnung der Adjektive bin ich ins Grübeln gekommen, aber das ist jetzt ja unerheblich. 
Viele Grüße von Gil.

 Saira (12.09.23, 19:07)
Lieber Gil,

wenn wir die Signale unseres Körpers nicht wahrnehmen, dann rächt er sich irgendwann mit großer Wahrscheinlichkeit.

Sind wir jung und gesund, kann uns nichts anhaben, meinen wir, aber dann, irgendwann, kommen die Botschaften, die uns in die Schranken weisen. Kommt aber die Botschaft von oben, dann müssen wir uns auf eine Reise vorbereiten ...

Ob du bei deinem Gedicht so gedacht haben magst? Vielleicht, vielleicht auch nicht ... ich habe es gerne gelesen :) 

Herzliche Grüße
Sigi
Teolein (70) meinte dazu am 12.09.23 um 19:33:
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 Beislschmidt meinte dazu am 12.09.23 um 19:43:
Wenn man Krankheiten lange genug ignoriert, gehen sie von selber weg .... sagte Queen Mom aber das stimmt leider nicht. Also weg mit dem fetten Schweinsbraten und her mit Antony William.
Beislgrüße

 GastIltis meinte dazu am 13.09.23 um 15:01:
Liebe Sigi,
mit den Botschaften von oben muss man zwei Sphären unterscheiden. Die erste ist die familiäre. Das heißt: Man sollte schon auf jemand hören, den man dort ganz oben angesiedelt hat. Die andere Sphäre ist ja die, zu der wir keinen Zugang haben/haben wollen/benötigen. Das hatten wir ja mal zu einem Text, den ich zu meiner Tätigkeit in einem Ort mit dem Namen Alt-Ungnade (bei Greifswald) geschrieben hatte, geklärt. Sehen wir es mal so, dass die Natur ja auch gewisse Vorgaben setzt, die man zu einem Teil schon erklären, zum anderen noch nicht erklären kann. Wie auch immer, es freut mich, dass du die Zeilen gern gelesen hast.
Viele liebe Grüße sendet dir Gil.



Lieber Teo,
die Zahl 70 ist noch kein Fixpunkt. Gut, früher sind die Leute nicht so alt geworden. Mit 70 habe ich noch aktiv Volleyball gespielt, und zwar nicht bei den alten Herren, sondern in einer Mannschaft der hiesigen Stadtliga. Und dabei hat unsere Stadt mit die höchste Weltmeister- und Olympiasiegerdichte der Welt, grob geschätzt. Zwar nicht im Volleyball, das gebe ich zu, aber immerhin war die DDR schon einmal Volleyball-Weltmeister bei den Herren (1970 in Bulgarien), was nur wenige wissen.
Kurz gesagt: die richtigen Abmahnungen kommen noch.
Tröstende Grüße von Gil.



Da ist was dran Beisl. Darauf zumindest einen Williams Christ.

Zum Wohle meint Gil.

 TassoTuwas (14.09.23, 01:06)
Moin Gil, mal ganz ehrlich, den Körper so madig zu machen, ist keine Ruhmestat, aber ist leicht getan, denn es sind keine Konsequenzen zu befürchten. Wie soll er sich auch wehren, man behält ihn ja, und kann ihn jahrelang mit Alkohol, Tabak, Vermeidung von gesunder Ernährung oder ausreichender Bewegung und demnächst auch noch durch den Genuss von schwarzen Afghanen traktieren. Gib es zu, nur Seele mit nix drumherum möchte man sich die Edeltraud gar nicht vorstellen. Körperschaft ist mehr als nur der Kader. Erinner dich an die bewegte Zeit an der Ostsee, ohne Körper wäre nackich echt fürn, ...du weißt schon! Und überhaupt, Körper muss, Geist ist Zugabe.
In diesem Sinn bleib mir gewogen (inklusive Plauze) LG TT.
So, und jetzt tret ich vor den Spiegel

 GastIltis meinte dazu am 23.09.23 um 15:54:
Hallo mein Freund Tasso,
das Vor-den-Spiegel-Treten ist bei mir nur noch für den Notfall vorgesehen. Wie hat die Schwester vorgestern in der Augenklinik gesagt: „Sie sehen ja aus wie nach einer Kneipenschlägerei!“ Und Recht hatte sie. Ich schwäche mal leicht ab: Verändert! Jetzt gilt nur noch häusliche Pflege, nicht etwa des Fußbodens, sondern desjenigen, der darauf herum balanciert. Apropos gesunde Ernährung: Wenn man beim Aufnahmegespräch nach Allergien gefragt wird, und verträgt z.B. keine Purine und das nicht erwähnt, sollte man sich nicht wundern, wenn man bei der Entlassung einen Gichtanfall verschweigen muss, um nicht länger bleiben zu müssen. Soviel zu Körper und Geist.
Herzlich grüßt dich Gil.
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