Der Floh Walzer

Text

von  Mondscheinsonate

Da ich zu Emilia musste, natürlich pünktlich, um etwas zu besprechen, saß ich in ihrem Wohnzimmer und musste warten, sie hatte ein kleines Mädchen als Schülerin, die sie mit dem Floh Walzer quälte, der eigentlich überhaupt kein Walzer ist, denn er wird im 2/4 oder 4/4-Takt gespielt somit als Polka oder Galopp eingestuft wird. Ich konnte es mir nicht verkneifen, sagte: "Jeder wird mit dem Floh Walzer gequält, dabei sind die echten Walzer mehr Genuss!" Das Mädchen nickte mir zu, Emilia rümpfte die Nase, sagte: "Dann zeige der reizenden Lena, wie man einen "echten" Walzer spielt." 

Ich stand auf, Lena machte mir Platz, blieb aber sitzen. Emilia kramte in ihrer Notenmappe, nahm Blätter heraus und stellte vor uns Chopins Walzer in A-Moll, B.150 auf den Notenhalter. 

Ich sah auf die Noten, sie gab mir Zeit, dann atmete ich tief aus und ein, sagte Lena: "Gefühl!" und spielte, verspielte mich zweimal, da klopfte Emilia energisch auf das Klavier, aber danach nickte ich, sagte: "Jetzt aber richtig schön" und spielte fehlerfrei. Lenas Augen strahlten, sie sagte entzückt: "Das will ich auch spielen!" Emilia schüttelte den Kopf sagte: "Dann musst du noch viel üben!" scheuchte mich mit Bewegungen von der Bank, nahm die Noten weg und gab wieder den Floh Walzer hin. Ich flüsterte: "Das ist unsäglich!" Emilia flüsterte zurück: "Jeder fängt klein an." Leider. 

Als Lena weg war, sagte Emilia, dass ich der Kleinen durch mein Verspielen gezeigt habe, dass selbst die Guten immer üben müssen, das war gut." Sie glaubte ernsthaft, ich hätte das absichtlich gemacht, da antwortete ich, dass das nicht absichtlich war, wohlan, mehr habe ich nicht mehr gebraucht, sie schimpfte mich eine Dilettantin. Ich lachte, sagte auf wienerisch: "Oba geh!"

"Jetzt setzt du dich aber hin und übst, ich mache uns einen Tee."

Sie gab mir Chopin - Fantasie in cis- Moll, Op.66.

Ich lachte, die Frau macht mich so glücklich. Sie sagte, dass du lernst Gas zu geben und schnell wieder abzubremsen, das ist deine größte Schwäche!

Natürlich war ich wieder zu schnell, sie rief aus der Küche: "Nocheinmal!" 

Ich grinste, sie amüsiert mich sehr. Nach einer Zeit brachte sie Tee mit Kandiszucker in einem blumigen Geschirr, das hatte sie schon vor 30 Jahren. Ich fragte: "Hast du das in achtfacher Ausführung gekauft?" Sie meinte: "Das ist noch von ihrer Mutter." Das fand ich schön. 

Wir tranken Tee und gingen in Kombination mit meinem Kalender ihren durch, fanden Übungstage. Sie sagte: "Seufz, mit dir muss man viel üben, du kannst ja gar nichts!" Das bedeutete bei ihr: "Du bist ein Talent, ich lasse mich also herab und opfere meine kostbare Zeit", also eine schöne Aussage, ich freute mich. "So, Kind, jetzt spiel noch etwas und wenn du nächste Woche dein Klavier bekommst, will ich bessere Leistungen haben!" Ich nickte. 

Ich spielte die "Mondscheinsonate", III "Presto Agitato". Emilia sagte: "Typisch, da kannst du Vollgas geben, übst das, was du sowieso kannst." Ich lachte. 


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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (11.11.23, 12:54)
Gemütlicher Dienst an der Kunst! Ich bin über "Flieg, Bienlein flieg!" am Klavier nie hinausgekommen ... :(

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.11.23 um 13:35:
Das kann ich gar nicht 😂😂😂
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