Nein

Text

von  Mondscheinsonate

Ich sehe mich um, die Straßenbahn ist voll, voll von müden, aber ganz normalen Menschen, die zu ihren 08/15-Jobs fahren, mich eingeschlossen. Die einen verdienen ganz gut, andere sind völlig unterbezahlt, jedoch macht jeder seinen Job, einige williger als andere, auch Kinder steigen ein, die noch Zukunftsvisionen haben, die sich vielleicht niemals erfüllen, andere tatsächlich schon.

Ganz normale Menschen, die sich zwischen 7 Uhr und 8 Uhr in die Straßenbahn drängen. 

Die Woche kommt die Nachzahlung der Heizungen, das Bauchweh ist auf manchen Gesichtern zu sehen. Auf den Bildschirmen läuft eine Lottowerbung, im Jackpot liegen 2 Millionen. Am Knotenpunkt steigen fast alle aus, unzählige wieder ein. Zwei sitzen nebeneinander, sehen aus wie das perfekte Paar, kennen sich allerdings nicht. 

Diese Menschen sind spannend, erzählen unzählige Geschichten, so wie die Chinesin, die neben mir seit 20 Minuten telefoniert, sie hat viel zu sagen, wir verstehen sie nicht. Die alte Dame mit dem orangenen Schal möchte lieber stehen, jemand fragte, ob sie sich setzen möchte. Langsam dringt wieder der Gestank in die Nase, irgendjemand stieg ein, der keine Seife kennt, man dreht den Hals, versucht jemanden zu entlarven, hat sowieso keinen Sinn. Der Großteil sieht in sein Handy, ein junges Mädchen hat eine Winterjacke an, diese offen, trägt ein bauchfreies Shirt darunter, andere hören Musik über dicke Kopfhörer. Das Pärchen, das sich nicht kennt, lächelt sich an, ich freue mich, sitze ihnen gegenüber, bin gespannt, was weiter passiert, aber es passiert leider nichts. Die Straßenbahn biegt in die Station ein, sehr viele Menschen steigen ein, eine riecht extrem gut, der Fahrer sagt: "Bitte gehen Sie von der Tür weg, Sie behindern die Weiterfahrt." Nichts geschieht, die Türe bleibt offen, da, nochmals: "Seid's derrisch?" (taub)  einige lachen, ein Herr sagt: "Depperter, geh von der Tür weg!" Die Tür schließt sich. In der nächsten Station trennt sich das Nichtpärchen, sie geht nach links, er über die Straße, das finde ich schade und ich denke, trotz Enge, dass es nie langweilig wird.



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 uwesch (14.11.23, 08:01)
Was wäre ein Leben ohne Straßenbahn? Auto verkaufen und die Fahrten geniessen. Auch die Umwelt hätte was davon. LG Uwe

 Mondscheinsonate meinte dazu am 14.11.23 um 19:01:
Manchmal ganz lustig.

 Quoth (14.11.23, 08:20)
Ist doch lesenswerter als der Berg von Gesetzen,  den Du uns neulich aufgetischt hast..Vielleicht triffst Du das Nichtpaar Morgen wieder und es findet sich ... Verwöhne uns jeden Morgen mit Deiner Straßenbahn!

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 14.11.23 um 19:00:
Alles hat seine Daseinsberechtigung. :)
Daniel (50)
(14.11.23, 16:18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 14.11.23 um 17:29:
Ja, ja:

"In Wien hat sich seit hundert Jahren nichts verändert, nur der Kaiser kommt nicht mehr.”

( Fritz Molden (1924 – 2014) <3 :D <3

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 14.11.23 um 18:48:

 AchterZwerg ergänzte dazu am 14.11.23 um 19:24:
Jessas, da isse ja die Majestät! Und so fesch dazu!

Jedenfalls: ein gnadenlos lustiges  Filmchen. Am besten fand ich den Spruch nach dem kurzweiligen Geigenspiel: Uns hat er überzeugt, dass "Schauspieler" das Richtige war ...

Trinkmawas :D
der8.Piefke

 Mondscheinsonate meinte dazu am 14.11.23 um 20:00:
Ich fand den Gelsenspruch am Besten. Ja, wir haben einen Kaiser und lieben ihn.
Daniel (50) meinte dazu am 14.11.23 um 20:46:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 14.11.23 um 20:51:
😂😂😂
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram