Bis morgen könnte ich mir überlegen, ob ich in einem Job bleibe, den ich tatsächlich hasse, danach bin ich für zwei Monate gefangen. Zwar unkündbar, aber kann auch nicht kündigen. Vor zwei Wochen bewarb ich mich bei der größten Kanzlei Österreichs, die weltweit Kanzleien hat. Heute riefen sie an. HEUTE!
Ich kann nicht auf "Gut Glück" den Vertrag auflösen, also musste ich sagen, dass ich erst ab Mitte Jänner verfügbar wäre. Ja, es wäre wieder Gesellschaftsrecht, meine schlaflosen Nächte, aber viel interessanter, als das Immobilienrecht.
Nein, so geht das nicht, ich werde alles aufsaugen, was nur geht und dann mich wieder bewerben, die Chance ist noch da. Die zwei Monate halte ich aus. Schwer. Aber, das darf doch nicht wahr sein, wirklich. Ich bin komplett down und gleichzeitig lache ich, es funktioniert doch, wenn man sich einfach etwas traut.
Das denke ich, diesmal in der U-Bahn, während ein junger Mann mit HH-Jacke einsteigt und sich mir gegenüber setzt, breitbeinig, so, wie man es nicht versteht, kein normaler Mensch sitzt so da, er hört Musik und starrt in sein Handy. Ich auch, denn ich schreibe.
Er hört so laut Musik, dass man hören kann, was er hört. Ich weiß nicht, was es ist, ich kenne mich zu wenig aus.
Eine Dame setzt sich zu ihm, sitzt am Rand, weil er so breitbeinig dasitzt und sich keinen Meter bewegt. Die Frau ist nett und sagt nichts. Ich denke, dass man solchen breitbeinigen Männern etwas sagen muss, sage aber auch nichts.
Er steigt aus, da sagt die Frau: "So ein Trottel!" Ich lache, sage: "Absolut." Wir Frauen sagen oft erst im Nachhinein etwas, weil wir Angst vor einer Konfrontation haben. Ich denke, das ist ein Fehler.
In dem Moment denke ich weiter, dass ich auch mutiger werden muss. Heute kam der härteste Wink vom Universum, der tat extrem weh.
Ich fahre zu Emilia, ich habe noch eine Stunde, viel zu müde.
