... weil mir meine Großkusine schrieb und mir bei einem Klausurenproblem half, dies mitten in der Nacht, entzückend nicht, also, diese Großkusine, die Tochter der Tochter der Schwester meiner Oma, hatte von der 1.Klasse Volksschule bis zum Doktorrat in den Rechtswissenschaften nur Sehr guts, unendliche Mehrzahl, so dass sie sub auspiciis praesidentis eine Ehrung erhielt, sagte aber dann:"Ich bewundere dich, jetzt mag ich nicht mehr," arbeitet aber jetzt im Bundeskanzleramt, gleich neben der Präsidentschaftskanzlei.
Man kann sich gar nicht vorstellen, was sie für ein herzensguter Mensch ist, noch nie ein Schimpfwort, extrem bürgerlich, ein Herz auf zwei Beinen.
Neben ihr fühlt man sich automatisch als der einfachste Mensch, jedoch sie behandelt jeden wie das Größte.
Manchmal frage ich mich, wie so etwas geht, so eine Würde ausstrahlen, Ruhe und Gelassenheit?
Gut, ihre Eltern waren schon so, ich liebte es, bei ihnen im Sommerdomizil durch den Garten zu laufen und zu spielen. "Ich bin ein Muskeltier!" Da lachte die Großtante, sagte:"Das bist du!"
Vor dem Großonkel hatte ich Respekt, der war ein Generaldirektor, ein Beamter, der lachte selten und saß immer würdig da, trank seinen Kaffee und las die Zeitung.
Meine Großkusine erzählte mir aber dann, dass er oft dasaß und plötzlich lachte, meinte, ihm fiele gerade das "Muskeltier" ein, reizend.
Das blieb mir, auf beiden Beerdigungen der Eltern lächelte die Großkusine, sagte, dass meine Besuche stets erfrischend für die Eltern waren.
Nun, die Großkusine half mir gerade eben und erklärte mir die Unterschiede zwischen Beamten und Vertragsbediensteten, interessant, die Beamten werden durch Bescheid ernannt und gehen niemals in Pension, hingegen die Vertragsbediensteten begründen ihr Dienstverhältnis durch einen privatrechtlichen Vertrag, sind aber beides öffentliche Bedienstete, dann kamen noch die Abschlagszahlungen. Ich sagte:"Ich würde jetzt lieber Muskeltier spielen," da lachte sie, sagte:"Mach es nach deinen Prüfungen." Das fand ich lieb. Ich stellte mich, fast 50 jährige mit einem Ästchen in der Hand vor, durch den Garten laufend. Vielleicht mache ich das, kindsein tut gut.
Auf jeden Fall sah ich auf den Kalender und erschrack, bald ist der 7.12., da geht es gleich mit einer Fachprüfung los und wieder kann ich über Weihnachten und Silvester lernen, ein letzter Jahreswechsel alleine zwischen hunderten Büchern der Rechtswissenschaften, das schwöre ich mir, ja, aus dem Muskeltier wurde ein Musketier, ich kämpfe für die Gerechtigkeit.