Zwischen...

Text

von  Mondscheinsonate

... T-Shirts um 3,90.- und Duftkerzen um 5.-, dachte ich mir, abgesehen davon, dass Kerzen teurer sind als Shirts, dass die Ungerechtigkeiten nie aufhören werden, nein, ich kaufte nichts, aber manchmal bleibt einem nichts übrig, man scheißt das Geld auch nicht, aber egal, auch die teuren Designer lassen ihre Stangenware billig produzieren, nur die Haute Couture wird noch in den feinen Häusern selbst angefertigt. Skandalös waren die Verbrennungen der übrig gebliebenen Ware, manche Häuser distanzieren sich nun davon, meinen, es wird recycled. Wir Konsumenten müssen glauben, welche Wahl haben wir? 

Schlimm ist es, wenn man liest, sieht oder hört, dass wieder einmal eine Schneiderei auf Sri Lanka oder sonstwo abbrannte, mitsamt Menschen drinnen. Komischerweise, gerade als sie aufmuckten, mehr Lohn haben wollten. So ein Unfall aber auch!


Während des Umweltrechtkongresses 2022 entschied ich mich für das Workshop "Nachhaltigkeit" und hörte einen einstündigen Vortrag eines großen Stahlkonzerns. Die zwei Referenten erzählten, dass ihnen das Thema sehr am Herzen läge und sie fahren sogar persönlich zu den Minen, dort sind gute Arbeitsbedingungen und die Kantine wies eine ausgewogene Ernährung auf. Ich nahm das Mikrophon und fragte zwei Fragen: 1. Wie lange vorher kündigen Sie Ihr Kommen an? 2. Haben Sie auch mit den Arbeitern gesprochen, auch mit deren Familien? Auf die erste Frage bekam ich zur Antwort: Schon ein paar Wochen vorher und auf die zweite Frage: Ja.

Auch hier: Man muss es glauben, was soll man tun als Konsument?


Vor dem größten und nobelsten Juwelier in der Wiener Innenstadt. Ich sah in die Auslage, entdeckte ein Mondsteinarmband um 2.900 Euro. 

In mir kamen Erinnerungen hoch, dort wo die Minen sind, auf Sri Lanka, liefen mir eine Schar Kinder entgegen. Ich schenkte ihnen Zuckerln, Buntstifte und kleine Blöcke. Die hatte ich in der Tasche, weil immer Kinder betteln kommen. Die freuten sich, als ob ich ihnen Geld geschenkt hätte. 

Diese kleinen Kinder sind Arbeiter, kriechen in die Löcher am Boden hinunter und schürfen. Manchmal brechen die Höhlen ein. 

Dort, mitten im Dickicht ein Haus mit Panzertür ohne Fenster, ich trat ein, meine Augen glänzten, ich liebe Schmuck überalles, hinter dickem Glas die edelsten und schönsten Stücke. Beinahe vergaß ich in meiner Verzückung die Kinder, sie fielen mir bei der Frage meines Lebensgefährten, ob ich etwas haben möchte, wieder ein. Ein Kampf mit meiner Gier, ich verneinte die Frage. Dasselbe Armband, exakt dasselbe, nur mit schönerem Verschluss, kostete umgerechnet 50 Euro. Für 50 Euro sterben Kinder. Der Verschluss in Wien war mit Diamanten, hier sterben Erwachsene. Nein, sagte ich entschieden, das war das Vernünftigste, das ich jemals sagte. 


Zurück auf dem Weg zum Guest House, der Tuk-Tuk Fahrer fuhr neben den wunderbar duftenden, mit Jasmin umrandeten Teeplantagen, sah ich, dass Kinder sich bückten, schnitten und sich ihre Hände an ihren Shirts abwischten. 

Zuhause las ich auf der Homepage eines Teeproduzenten, dass sie Kinderarbeit ablehnen und sogar Schulprojekte fördern. Ich könnte es glauben, muss es sogar, denn ich weiß nicht, wem die Felder gehörten. Die Skepsis blieb jedoch. 


Das Geschäft mit dem Tod blüht. Grabsteine kosten ein Vermögen. Dass Menschen in den Abbaugebieten sich bei ihren Arbeitgebern verschulden und daher auch die nächste Generation für diesen arbeiten müssen, dabei Staublungen bekommen, manche keine vierzig Jahre werden, ist derart makaber, dass einem das Grausen kommt. Aber, was soll man machen, es ist schließlich extrem hübsch. 



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 AngelWings (25.01.24, 14:50)
Manche habe keine wahl, ihr Kinder zu arbeite zu schicken. Manche gehen freilich zu arbeit, weil Vater und Mutter durch arbeitete tot krank sind, ihr kleine Schwester zuernähren geht die große arbeiten. Es nicht das kleine  Volk, sondern Gier der Regierung, schön Reichen die Hände über das Land haben.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.01.24 um 14:59:
Na ja, du bestimmst. Und natürlich stimmt es, ohne Arbeit, kein Leben. Ein Teufelskreis.

 Graeculus (25.01.24, 14:54)
Kauft man, haben die Kinder eine unmenschliche Arbeit; kauft man nicht, haben sie gar keine Arbeit.
Das ist ein Punkt, an dem ich denke: es muß sich das System ändern.
Schade, daß der Sozialismus sich so diskreditiert hat.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 25.01.24 um 15:00:
Das ist wahr. Daher tut mir mein rotes Dasein auch schon weh. Andererseits, haben wir beim Kaufen noch eine Wahl?

 Graeculus schrieb daraufhin am 25.01.24 um 15:08:
Haben wir eine Wahl?
Bei auffallend billiger Ware bleibe ich auf Abstand. Doch wie gesagt, das verschafft den Leuten in Asien keine Arbeit, von der sie leben können.

Übrigens gibt es bei den Discountern hübsche Blumensträuße zu kaufen, meist Rosen. Auch sie ganz billig. Bei arte haben ich mal einen Bericht über die Produktionsbedingungen in Kenia gesehen. Also, diese Blumen stammen nicht aus Holland, wie ich naiverweise dachte. Der Tenor des Berichts: harte Frauenarbeit sechs Tage in der Woche und Löhne, die nicht zum Leben reichen.

Das ist so elementar: Wer arbeitet, muß soviel verdienen, daß er davon sein Auskommen hat!

(Die fünf reichsten Männer der Welt besitzen annähernd eine Billion Dollar.)

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 25.01.24 um 15:14:
Nun, manchmal denke ich naiv, wenn keiner kauft, dann schrauben sie Löhne in die Höhe, blöd, nämlich nein.

 Graeculus ergänzte dazu am 25.01.24 um 15:26:
Nein. Ich meine: ja, blöd. Obwohl ich von mir aus Dir gegenüber dieses Wort nicht verwendet hätte.

Antwort geändert am 25.01.2024 um 15:26 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.01.24 um 16:00:
Hahaha. Es wird sich nie etwas ändern.

 AngelWings (25.01.24, 16:18)
Viele haben auch vergessen das, wie in Deutschland damals auch Kinderarbeit hatten. 1.Weltkrieg! Wo Väter in Krieg, und Mutter als Ersthelfer verwunden Soldaten verarzten muss den, wo Betrieb keine arbeiter mehr hatten, muss die Kinder ran, die Waffen und Helm, und Uniform Hersteller mussen.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram