Engagierte Literatur

Text

von  Mondscheinsonate

Ist das nicht ein Pleonasmus? Ist Literatur nicht immer "engagiert"?

Ist der Begriff heutzutage nicht veraltet? Kaum ein Ereignis, schon folgt ein Roman oder irgendein Prosabändchen. Aber, hat die Literatur noch diese Kraft, dass sie etwas bewegt wie damals der Zeitartikel von Habermas?

Oder eine "Katharina Blum"? Meiner Ansicht wäre diese sowieso wieder hochaktuell. 


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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (24.01.24, 19:45)
Je nachdem, was man unter "engagiert" versteht. Wofür engagiert(e) sich Gottfried Keller, wofür die romantische Literatur? Politisch war das ja eigentlich nicht, oder?

Es gibt ferner ja auch Unterhaltungs- oder sogar eskapistische Literatur. Fraglich, ob man das gute Literatur nennen mag.

Ob es auch heute noch Literatur gibt, die etwas bewegt, ist eine interessante Frage. Mich jedenfalls hat Viktor Jerofejews Putin-Roman "Der Große Gopnik" bewegt. Aber offenbar nicht die Welt. Darüber müßte ich nachdenken, was das letzte Buch war, das eine Wirkung hatte wie Solschenizyns "Der Archipel GULag" oder Rushdies "Die Satanischen Verse".

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 19:50:
Was hältst Du eigenlich von David Foster Wallace' "Unendlicher Spaß"? Sprachlich beeindruckend, engagiert auch, meine ich, aber eben "nur" in seiner Auseinandersetzung mit einem Leben unter der Fuchtel von Depression und Drogen.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 24.01.24 um 22:06:
Brilliant. ONAN fand ich spannend. Kauf dir ein Jahr und es heißt wie das Produkt. Persil und Co freuen sich. Von einem Stil zum nächsten jagte der Mensch durch, manchmal überstrapazierte es wahrlich. Finde, das Buch muss man Happenweise genießen. Amüsiert hat mich die Verhunzung Harvards durch die Tennis Academy. :)

Ich glaube, zur Ausgangsfrage, das gibt es nicht mehr. Vielleicht versucht es noch der Biller, ohne Wertung, sonst fiele mir keiner ein.

 Graeculus schrieb daraufhin am 24.01.24 um 22:23:
Ich überlege gerade, ob die verminderte Bedeutung des Buches darauf zurückzuführen ist, daß es heute mehr Alternativen zum Buch gibt.
Der Solschenizyn hat jahrelang recherchiert, und es war klar, daß er das Ergebnis in einem Buch an die Öffentlichkeit bringen mußte. Heute wäre doch das Internet das Medium seiner Wahl, oder?
Wer weiß, vielleicht wäre Thomas Bernhard heute, statt sich mit Unseld & Suhrkamp herumzuärgern, bei TikTok.

(So, jetzt bringe ich mich ganz schnell vor Deinem Zorn in Sicherheit. Siehst Du, das kommt dabei heraus, wenn Du mich ermunterst, böse zu werden.)

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 24.01.24 um 22:39:
Thomas Bernhard würde noch auf seiner Schreibmaschine schreiben. Der pure Verweigerer. Obwohl als Schwadronierer bei TikTok, da würde ich mich sogar anmelden, das wäre interessant.😂😂😂
(Na Servas, wenn das böse ist, dann steht die Welt aber echt noch lang!)

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 24.01.24 um 22:41:
Ja, zum Internet, was Schade ist.

 Dieter_Rotmund (25.01.24, 10:00)
Ich bin nicht der Meinung, dass Literatur "etwas bewegen muss".

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.01.24 um 12:53:
Bewegt sie nicht immer irgendwie?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 25.01.24 um 13:55:
Man sollte vielleicht unterscheiden, ob man persönlich bewegt ist, oder ob das Werk irgendein (aktuellen) gesellschaftlichen Anspruch genügt. Letztere sind diese sog. "wichtigen" Bücher, die etwas "anstoßen" und "zum Nachdenken anregen" wollen (Klappentext-Blabla). Das finde ich eher abstoßend.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.01.24 um 16:06:
Ich auch. Aber, gibt es noch ein wirklich unpolitisches Buch? Fließt nicht immer irgendeine Kritik hinein? Oder ein wirtschaftsunkritisches?
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