Nachdem die originale Tasse aus Paris der Geschirrspüler nach Jahren verwusch, nur noch blass zu erkennen war, was es eigentlich darstellen sollte, was daraufgedruckt war, kaufte ich mir exakt dieselbe neu, allerdings nicht aus Paris, sondern von einem Händler aus Deutschland, bezahlte das Doppelte.
Gerade eben, Jahre später fiel sie mir aus der Hand, tausend Scherben, ein Jammer. Wieder bestellte ich mir die Tasse neu, diesmal aus England, zahle das Vierfache. Unter uns, ich würde auch das Zehnfache bezahlen, so sehr hänge ich an dem Ding.
Ich mache mir etwas vor, der Moment kehrt nie wieder, ich kann nicht anders.
Es ist seltsam, es gibt Orte, da steige ich aus und spüre Liebe, fühle mich zuhause. Das passierte mir in Paris, Nizza und witzigerweise in Linz. Letzteres liebe ich, weil es mich, so denke ich, vorwärts bringt und ich zumeist bei Fachprüfungen oder dem Umweltrechtkongress dort bin. Wien vermisse ich, wenn ich nicht da bin, aber spüre die Liebe nicht durch den Körper strömen, es ist mehr wie eine ungeliebte Sucht.
In Nizza hatten wir ein Haus, das war vor meiner Geburt, plötzlich freute es die Oma nicht mehr und sie verkaufte "den Krempel". Das Geld liegt jetzt schon seit ein paar Jahren in meinen ETFs und Bitcoins. Très chic!
Die Liebe ist - meine ich - genetisch bedingt. Kein Haus am Meer, aber mit Meeresblick, weiter oben am Hügel, ich sah es mir Jahrzehnte später an, blieb entzückt davor stehen, es sah frisch renoviert aus, jedoch genauso hübsch wie auf den alten Fotos von Opa. Ich wurde sentimental.
Zurück im Negresco, saß ich, trank einen Kaffee, dachte: "Schön!" Alles war schön. Auf dem Meer schwamm eine Entenfamilie, wie aufgefädelt paddelten die Kleinen hinter ihrer Mama her, wackelten in den Wellen auf und ab.
Paris in der Nacht im Bus ist weniger romantisch, Flughafen - Montparnasse, umsteigen in die U-Bahn, auch kein Glücksgefühl. Aber, dann der Gedanke an Sartre, Hemingway, Beauvoir, und die vielen anderen, die netten Gastgärten, überteuerten Kaffeehäuser, ein Blick aus dem Hotelzimmer in eine kleine, aber mit Büchern überladene Dachgeschosswohnung, das Herz ging mir auf, es war Besuch da, dicht gedrängt saßen sie, lachten, alles war hell erleuchtet, es wurde sich zugeprostet. Ich hatte das dringende Bedürfnis mich selbst einzuladen, blieb noch lange auf dem kleinen Balkon stehen, rauchte, sah zu. Es machte mich glücklich "dabeizusein". Das Glück hielt trotz permanenten Regens an.
Es war alles so wie es in einer Großstadt zugeht, nichts besonders Aufregendes, aber ich konnte nicht anders, ich war überall entzückt. Besonders in den kleinen Läden, den Gesprächen der Angestellten in der Boulangerie mit den Kunden, melodisch, wunderbare Musik in meinen Ohren.
Ich seufzte als ich im Flieger saß, war das erste Mal wirklich unglücklich, dass ich heimkehren musste, hatte das Gefühl, dass ich mein Zuhause verlassen musste. Das irritierte mich.
Nein, romantisch war nichts, einfach nur schön.