Den Irrtum in sich tragen

Lyrischer Prosatext zum Thema Schwäche

von  eiskimo


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Wie viele der als verschollen Gemeldeten

sind gar nicht verschollen?

Sie haben sich nur versteckt.

 

Wie viele der aus dem Knast Entflohenen

wissen draußen dann nicht weiter?

Sie haben alles verlernt.

 

Wie viele der in einer Ehe Erstickten

haben Tickets für einen Tag X

Sie können sich nur nicht trauen.

 

Wie viele der beruflich best Dotierten

sind privat völlig down?

Sie kennen doch nur den Job.

 

Wie viele der vom Leben Enttäuschten

reden auch daran noch vorbei?

Sie tragen den Irrtum in sich.



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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (10.04.24, 08:50)
Ob es so gemeint ist bleibt offen, aber den Irrtum "tragen" ist an sich normal. Die "Schwäche" kommt gut rüber und ich bin fast verleitet zu sagen, es scheint hoffnungslos wieder. Das "wie viele" kommt flehend daher und als letzte kräftigende Hand, die gegen die Schwäche angeht. Es schreit nach Antwo´rten.

 eiskimo meinte dazu am 10.04.24 um 10:03:
Danke für diese vertiefenden Gedanken.  Ich bin ja auch nur ein Fragender.

 Quoth (10.04.24, 09:47)
Lebens-, Berufs- und Eheglück, die man sich so gerne einredet oder vorspielt, werden glaubwürdig in Frage gestellt. Man sagt wohl auch, es sei jemand "glücklich" aus dem Knast entkommen, aber da würde mir "entlassen" genügen. Und warum sollten "Verschollene" glücklich sein? Denkst Du an untergetauchte Flüchtlinge oder an die berühmten Ehemänner, die nur mal eben Zigaretten holen gingen und nie wieder auftauchten? Oder gar an Kriegsvermisste?

 eiskimo antwortete darauf am 10.04.24 um 09:58:
Gute Frage...
Vielleicht ist es nur die Sehnsucht nach einem Reset, dass man als Ich die Chance zu einem totalen Neustart bekommt. Ohne Rechtfertigung oder Abschied, also von heute auf morgen verschollen.

 AZU20 (11.04.24, 17:51)
Du triffst den Kern. LG
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