Alle 475 Texte von Peer

Ein jeder lebt sein Leben. Und mancher fragt: Wozu? Man denkt: Das sei's gewesen und findet doch nicht Ruh. Denn an des Menschen Innern nagt seiner Unrast Grund. Der eine sucht nach Heilung, ein anderer bleibt wund.

Was man viel Versen anvertraut, gelänge oft mit drei. Und manchmal sind schon zwei zuviel für dröges Einerlei.

Wenn ich mich anstelle, dir nachzustellen, erwartest du, dass ich mich auf dich einstelle und manches abstelle, damit ich vor dir etwas darstelle. Weil ich mich aber ungern umstelle, geschweige denn verstelle, kann ich mir solches schwerlich...

Hier wohnte ich mein halbes Leben, hier zog ich meine Kinder auf, hier war mein Rückzugsort auf Erden, und einmal endet hier mein Lauf. Im Garten blühen letzte Rosen, auf einer ruht ein Falter aus. So sanft im süßen Duft zu schweben, gefiel...

Befreit aus ihrer Flaschenvase legt sie sich dir auf Mund und Nase, netzt bitterndsüß die zagen Lippen und brennend im Hinunterkippen ergießt sie in dich ihr Verhängnis und zieht dich mit ins Traumgefängnis in dem zuvor...

Der gäb sein Leben für sie hin, Der andre lässt sie wieder fahren. Und was dem einen frühe klar, dämmert dem andern erst nach Jahren.

Heute morgen hat er vor meinem Fenster einen gezwitschert, mich beim Blick hinaus mit rotem Kopf begrüßt, irgendwann die Gardinen vorgezogen und sich hinterm Schuppen schlafen gelegt.

Du hast mir den Himmel auf Erden versprochen und ich wollte dich in den Himmel heben. Nun steigst du nicht mehr herab und ich habe niemand, der mir zu dir hinaufhilft.

Ein Gedicht zu schreiben, ist gar eine Kunst. Der sieht durch den Nebel, jener schreibt vom Dunst.

Im Sonntagsfrieden ruht das Dorf, und nur der Brunnen plätschert leise. Vom Nest hebt sich der letzte Storch und macht sich auf die weite Reise. Die Not der Zeit sehr wohl im Blick, dreht er zum Abschied eine Runde. Hört, wie die Turmuhr...

Wort Wort............Wort Wort.............................Wort Wort.............................................Wort Wort.............................Wort Wort............Wort Wort

Der Weg, den du vorausliefst, stieg bergan, doch Wunsch und Hoffnung ließen mich dir folgen. Nun, da nach Grünem Steiniges begann, entschwandest du mir langsam in die Wolken.

Dass er das Kind einmal beim Namen nannte, hat ihr Verhältnis nicht im Grund zerrüttet. Nur beim Versuch es wie gewohnt zu schaukeln, hat sie es mit dem Bade ausgeschüttet.

Ich ging unstet auf ausgetret'nen Wegen und konnt dich Zauberblume nicht erspähen. Nun, da sich Schleier auf die Tage legen, fand ich verblüht dich bei der Quelle stehen.

So träumerisch blaute der Tag, So warm flaute die Luft, Und klarer als je schien das Licht, Und alles trug ein Duft, Als ob die Sehnsucht Blume wär’, Atmete ich ihr Weh. Mir war, als spräche tief in mir, leis eine Stimme: "Geh!"

Es springt ein kapitaler Bock Noch immer über Stein und Stock. Und ob er oft geschossen, Lebt er noch unverdrossen. Es war mal eine Wanze, die brach für wen 'ne Lanze. Nun schlug man sie - echt bitter, zu Mus anstatt zum Ritter. Es war...

Im offnen Fenster saß ein Spatz und sah mich so vertraulich an, als kennte er mich lange schon. Ein Wissen lag in seinem Blick und eine Unschuld, die mich traf. Ich scheuchte ihn aus Furcht zurück.

Ich lief an einem Haus entlang. Aus dessen offnen Fenstern drang gedämpft ein Violinenspiel. Das klang so herzzerreißend süß, wie ich es nie zuvor vernahm. So blieb ich stehn und lauschte still der unbekannten Melodie, die mich im Innersten...

Ihre Blicke treffen sich an der Ampel. Tasten einander ab. Nehmen sich an der Hand. Schlendern beschwingt, und umarmen sich. Träumen sich die Welt vom Rot zum Grün.

Es gab einmal ein Luftikus aus Jux Frau Luft ’nen dicken Kuss, worauf sie sich in ihn verliebte, was ihn als Luftikus betrübte, so dass er sie alsbald verließ. Doch plötzlich fühlte er sich mies, rang tief nach ihr und merkte eben, - er...

Als du mich jäh gebissen, hat es so heiß gebrannt. Doch schmerzte nur das eine; dass es so schnell gebannt.

sie war für ihn feuer und flamme bis er abgebrannt war

Die Möwe lacht, die Möwe fliegt auf Fisch, Wurm und Konsorten, und manchmal, wenn der Schein nicht trügt, sieht man sie dabei morden. Sie nimmt ihr Leben federleicht, hat immer was zu lachen, und wenn sie übers Wasser streicht, dann meist mit...

Blaßaderig hängt er im Geäst, wie ein zerrissner Lampion und gießt sein kühles Licht herab, auf die im Schlaf erstarrte Welt. Der Wald steht wie ein Monument, und durch die Stille hallt ein Schlag. Im Waldsee bricht das Eis entzwei, und fern...

Und immer wieder legt er sich / auf deinen Alltag wie ein Tuch. / Und immer wieder wischst du ihn / hinweg wie einen bösen Fluch. / Und immerzu ermahnt er dich, / dass du im Grund sein Eigen bist. / Und immer, wenn es Abschied heißt, /...

Am sechsten Tage wurdest du geboren, am siebten hielt die Welt den Atem inne, am achten ging die Unschuld dir verloren, am neunten schoß dir Neid durch alle Sinne, am zehnten strömte Blut bis hin zur Zinne, am elften hast du Wolkenheim...

Ein Wort ward Licht, Als man es sprach, Und hart wie Stein, Da man es brach.

Des Zufalls Blume, ungepflückt, hat im Erinnern dich verzückt. Und lange noch, in einem Wittern, ließ dich ein jäher Hauch erzittern.

Der Rittersporn hat sich entblättert und sein Gewand im Gras verstreut. Bedröppelt schaut das Mädchenauge, weil es den nackten Anblick scheut. Der Mohn täuscht vor, als ob er schliefe, das Löwenmaul blieb offen stehn. Und dabei fühlte man...

Erschrocken durch der Engel Ruf / verließ man eilends, was man schuf. / Sie zweifelte und sah zurück; / und jäh versteinerte ihr Blick. /

Man hat sich mit gleicher Münze heimgezahlt, doch ist dabei seiner Devise treu geblieben und hat den Schein gewahrt.

Ein Wind zerstob dein heiliges Erbringen, doch andres Rauch sahst säulengleich du steigen. Und gelber Qualm umgiftete dein Sinnen, und ließ dein Herz zum Geist des Zweifels neigen.

"Einmal", spricht man: "Ist wie keinmal", / und bemäntelt manchen Graus. / Prangte ein Mal vorn am Zinken, / säh die Sache anders aus. /

Mit ihrem Liebreiz stach sie ihm sofort ins Auge. Blind vor Begehren tappt er über ihre wahren Gefühle im Dunkeln und stößt sich zunehmend an ihren Ecken und Kanten.

Dies Gedichtlein spart an allem. Spart an Handlung wie am Wort. Stünde es hier nicht zu lesen, sparte es sogar am Ort.

Dies ist ein Lied, das ohne Noten, just aus dem Stegreif angeboten. Man kann als Kunstwerk es begreifen, und / oder einfach darauf pfeifen.

Ihr nahmt verbot'ne Pfade, saht Tiefen, die nicht gründen. Doch schwiegt von solchen Sünden als ihr im Menschenbade und priest nur was kein Schade.

Die Zeit färbt unsres Lebens Traum. Ein rauer Tag reisst ihn herab vom Lebensbaum. Als buntes Boot treibt er den Strom zum Meer hinab.

Ich schreib so gerne ein Gedicht. Am liebsten eines das ganz schlicht. So schlicht und tief, dass Worte fehlen, dass Worte fehlen, dass Worte zählen.

Es goetthert und es schillert, Es brechtet, rilkt und heint, Es stormt, und hin und wieder Kommt’s vor, dass es sich reimt. Es hesselt, bennt und jandlt, Und ringelnatzt zum Spass, auch walsert’s, schnurrt’s und traklt’s, Und manchmal ist...

Du warst mir wie der Sonnenstrahl, der mich am Morgen wachgeküsst, und wie ein lauer Regenguss, der mich zur Sommerzeit erfrischt. Du warst das Lächeln, das mich traf, als ich mir selbst den Weg verlegt. Und du wirst letzter Lufthauch sein, der...

Dem Höhnenden trat er gefasst entgegen, im Fühlen seiner ewgen Priesterschaft. Sein Geist schritt schon auf lichtentfernten Wegen, als er den Kiesel schleuderte mit Kraft. Und augenblicklich herrschte eine Stille, denn aller Schicksal...

Auch wer über das Ziel hinausschiesst, hat etwas getroffen.

Du gabst Antworten auf Fragen die sich mir nie stellten. Nun brennen mir die Fragen unter den Nägeln, doch du antwortest nicht mehr.

Ein Wölklein kam von Osten, indes von Westen keines. Und auch im Nord' und Süden sah man davon nicht eines. Da stand es nun alleine, und es begann zu weinen. Traf just ein Samenkörnlein, das anfing aufzukeimen. Und so erwächst bisweilen...

Sieh dort die Krähen im Geäst erstorbner Bäume. Ihr Kot fiel auf die Erde und bracht sie zum Grünen. Und aus dem Duft der Blumen schwollen ihnen Träume, in denen sie sich selber schon als Götter schienen.

Nun sind wir wieder Knall auf Fall ins neue Jahr gestartet. Und wie gewohnt hat uns dort schon der alte Kauz erwartet. Spannt unsre guten Vorsätze auf seine alte Leier, und spielt das Lied vom Hamsterrad zu kläglichem Geseier. Färbt uns die...

Das Windrad dort an jenem Ort, das läuft so fort und immerfort, und schlägt der Wind dann einmal um, dreht es sich eben andersrum. Und steht er still, so hält es an, weil´s sich von selbst nicht drehen kann. So lauf auch ich...

Den sie nicht sehn, verneinen sie, und träumen doch von fernen Welten. Doch schickt sich, was sie nicht verstehn, hört man sie wüst auf jenen schelten.

Beschwer dich woanders. Mir ist heute so leicht um die Seele.