Frühlicht

Sonett zum Thema Morgenstimmung

von  Isaban

Wo vor Minuten Dämmerblau
in federschwarzen Armen lag,
wölbt sich die Ferne ungenau
und rosenzart, gibt sich opak,

als Auftakt für den neuen Tag:
in Milch gebadet silbergrau.
Mein Rotkehl rührt sich. Morgenzag
zirpt er ein Lied für seine Frau.

Wie ich das mag! Die leise Zeit,
wenn Alltag noch ganz schläfrig schweigt,
sich räkelt, in Geborgenheit,

der Himmel sich unendlich weit,
als Aquarell, im lichten Kleid,
zu uns neigt und Verheißung zeigt.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (22.12.08)
Ein wunderschönes, romantisches Farbenspiel, das vom LyrI mit dem kräftigen, sich an die Quartettreime anschließenden mag! sowie dem durch die Melodie betonten uns im letzten Vers intensiv gelebt wird, sehr weich in den Klängen mit dem fantastischen morgenzag und viel ei in den Terzetten.

Es ist nicht aller Tage Abend. Ein feines Gedicht!

Liebe Grüße
Dirk
Joe (52) meinte dazu am 22.12.08:
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 Isaban antwortete darauf am 22.12.08:
@ Didi:

Hach, Dirk, du wirst immer besser! (Musste auch mal gesagt werden.)
Ich freu mich riesig, dass es dir gefällt - hihi- und dass du die stilistischen Mittel (und den Grund, für diesen Text die Sonettform zu wählen) erkannt hast.
Danke für deine Rückmeldung.


@ Joe:
Danke, lieber Joe, freut mich!


Liebe Grüße,
Sabine
kontext (32)
(22.12.08)
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Caterina (46) schrieb daraufhin am 22.12.08:
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 Isaban äußerte darauf am 22.12.08:
Ihr Lieben, das "uns" ist betont, sollte ein Ausdruck der Verwunderung sein, des andächtigen Staunens. Ein Jambus also, gleicher alternierender Rhythmus, gleiche Satzmelodie, wie auch in den Versen zuvor, nur der Blickwinkel wurde geändert, gezoomt.
Das "neigt" zeigt doch auch nur eine Silbe. Ich habe diesen Binnenreim unbetont stehen lassen, um die Neigung (die Bewegung, Verschiebung der Sicht) zu unterstreichen. Stünde es unbetont am Verende, hätte ich - ganz klar - ein Kadenzverbrechen begangen. So aber wurden nur die Prioritäten bildlich ein wenig verschoben. Hm. Wenn's alle stört, sollte ich es vielleicht noch einmal überdenken. Habt vielen Dank für eure Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
kontext (32) ergänzte dazu am 24.12.08:
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kontext (32) meinte dazu am 24.12.08:
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janna (60)
(22.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 22.12.08:
Danke, Janna!
Dein Lob freut mich sehr.
Tja, heute war nicht viel mit Farbenspiel.
Nicht mal die Rotkehlchen mucksen sich,
so eine triste Brühe herrsacht da draußen.
Bei euch auch?

Liebe Grüße,
Sabine
janna (60) meinte dazu am 22.12.08:
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 Isaban meinte dazu am 22.12.08:
Hier picken nur ein paar düstere Dohlen. Ich glaub, die Rotkehls schlafen noch. Die Kohlmeisen anscheinend auch.

 AZU20 (22.12.08)
Liebe Sabine,

für mich ist diese frühe Zeit, wenn noch alles vor mir liegt, auch besonders wichtig, zumal wenn sie so herüberkommt, wie du sie beschreibst. Für mich hat es auch etwas mit dem leben zu tun: Je länger der Tag...LG und frohe Weihnachtswünsche

 Lars (22.12.08)
mmh - wenn ich nach dem aufstehen nicht immer so porös wäre, könnte ich das wohl auch wahrnehmen - bis dahin reichen mir deine feinen verse - sehr luftig und klar. ein schön-pastelliges bild, liebste sabine.
lg, lars

 styraxx (22.12.08)
Erstaunlich was die Sprache alles hergibt, wenn es darum geht, die Übergangszeit von Nacht/Tag und umgekehrt, in all ihren Farben darzustellen, einschließlich der Symbolik, die hier andeutungsweise in Erscheinung tritt „in federschwarzen Armen lag,“
Eine Zeit, die uns vielleicht immer wieder in Staunen versetzt. Der genaue Blick lässt die Naturerscheinung bildlich klar in den Vordergrund treten - man ist mitten drin. Der Titel klingt wie eine Art Ankündigung. Auch wenn der letzte Vers aus der Reihe tanzt, ich mag ihn trotzdem, vielleicht gerade deswegen. Liebe Grüße c.
Steinwolke (65)
(22.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 23.12.08:
Schön, dass die Stimmung so gut rüberkommt, das freut mich natürlich sehr.

Der letzte Vers. Hm. Ich habe ihn mir jetzt zigmal angeschaut.
Vielleicht brauche ich mehr Abstand vom Text, denn ich sehe den Haken noch nicht, rein metrisch gibt es keinen.


der Himmel sich unendlich weit,
x Xx X xXx X
als Aquarell, im lichten Kleid,
x XxX x Xx X
zu uns neigt und Verheißung zeigt.
x X x X xXx X

Das einzig Ungewohnte: Ich habe das Verb "neigt" nicht an betonte Stelle gesetzt. Muss man aber bei Verben mit nur einer Silbe nicht zwingend. Die augenblickliche Konstellation kam mir stilistisch besonders günstig vor, um noch etwas mehr Betonung, Freude und Staunen auf das "uns" zu legen. Fällt hier nur vielleicht besonders auf, weil ich alle entsprechenden Reimworte ansonsten als Hebung verwendete. Auf die "Uns-Betonung" möchte ich nicht verzichten, ebenfalls die Satzstellung nicht unnötig beeinträchtigen, wie es z.B. das Weglassen des "und" tun würde - und "Verheißung" wird nun einmal auf der zweiten Silbe betont.
Ich grüble noch. Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 24.12.2008)
Wildhüter (51)
(23.12.08)
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 Jorge (23.12.08)
Eigentlich liebe ich die Stimmungen beim Sonnenuntergang aber Sabine hat Recht , der Tagesanfang mit seinen frühen, leichten Morgensignalen hat unbestritten seine Reize.
Liebe Grüße für dich zu den Feiertagen Jorge
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