Ruhrufer

Naturgedicht zum Thema Morgenstimmung

von  Isaban

Wie braune Federpilze sprießen
am lichten, rechten Rand der Nacht
die Enten auf den Uferwiesen.
Links glimmt ein Schwan in fahler Pracht.

Sterngelbe Winterlinge fließen
den Hang hinab und sachte, sacht
bebt Märzwind in den Gräserbiesen,
als sei er noch nicht ganz erwacht.

Am Wassersaum, im dürren Ried,
hat Nebel sich ein Nest gemacht.
Ein unsichtbarer Häher lacht

der Nachtigall ins Dämmerlied
und Himmel, abgestürzt, verglüht
im Wellenspiel zu neuem Tag.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (26.03.09)
Der Schwan ist kein ehrlicher und der Ruh-Rufer gewinnt sowieso.

Ich sag ja immer: Morgenstund ist ungesund!

LG, Dirk
merlin (51)
(26.03.09)
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 Erebus (26.03.09)
Liebe Sabine,

hätt' ich's nicht anders gelesen - ich wäre in einer Abendstimmung gelandet. Das liegt wohl an der Nacht, die in Vers zwei rechtsrandig licht die braunen Federpilze hüllt. Das ist ein sehr schönes Bild, mir sogleich vor Augen, auch der glimmende Schwan funktioniert in seiner ganzen Pracht - diesmal links, auch das räumliche Arrangement geht auf. Allerdings beeindruckt mich die Pracht doch weniger, die bleibt mir zu sehr Sammelbegriff.
Ich sehe ein, die ist für den Reim notwendig, und wenn man dem etwas nachspürt, stösst man auf eine Verunruhung. Im Formalen. Sieht aus wie ein Sonett, denkt der Leser, aber dann geht's doch über kreuz, wo sich eigentlich die Reime umarmen sollten. Auch diese bergen eine Überraschung - denn A geht mit A' weiter, und das gleich zweimal in gleicher Weise. Apropos Waise, die finden wir im zweiten Terzett, da, wo der Leser in den neuen Tag entlassen wird, und das gefällt mir ganz ausgezeichnet. Hier streife ich alles dagewesene ab und breche zu neuen Ufern auf.
Die unreinen Reime der Quartette finde eine Entsprechung im zwiten Terzett, da, wo sich das gestörte Lied der Nachtigall mit dem abgestürzten Himmel reimen muss. ABA'B ABA'B CAA CC'D - ja, das ist ein ganz schön subversiver Umgang mit den Formalitäten. Der sich für meine Person in den Bildern - zumindest teilweise - fortsetzt.
Während nämlich die Winterlinge sternengelb den Hang hinab davon machen, singt bereits die Nachtigall, das wird eine Folge der globalen Klimaveränderung sein.
Und dann sind da die Biesen, ja, diese Säumlinge wollen mir nicht recht gelingen, aber ... die Anlehnung an die Binsen ist wahrlich gelungen. Für mich gingen die Gräserbiesen nämlich anfangs vollkommen auf, bis ich mich dann frug, ob die denn auch korrekt sind.
Merkwürdigerweise hörte ich einen Erpel, der die Stimmung verquakt, nicht den Häher ... wohl eine persönliche Reminiszenz ...
Als unrund empfinde ich das "und" in V 13, ich wüsste aber nichts passenderes. Allerdings stürzt mir der Himmel etwas unvermittelt innerhalb eines Verses ab, Was eigentlich ein sehr komplexer Vorgang ist, vollzieht sich hier ganz knapp und beiläufig. Nun ja, schließlich passiert das ja jeden Tag

Ein gekonntes Werk, mit den für mich besonders gelungenen Bildern in V 1-3 und V 5-7!

Liebe Grüße,
Uli

 Bergmann (26.03.09)
Die Romantik dauert an...

 AZU20 (26.03.09)
Äußerst stimmungsvoll. Prima. LG

 Reliwette (26.03.09)
Die Silbenfee hat wieder zugeschlagen! Christian Morgenstern hätte seine Freude gehabt! Weshalb darf Mensch nicht romantisch sein? Leda war's doch auch - mit dem Schwan!
Die Aussage ändert zwar an der Rezession nichts, aber andere Aussagen auch nicht - he he.
Übrigens: ich kenne die Stelle!
Auigenzwinker - äh ich - mal rüber he he he.
Hartmut

 DerHerrSchädel (26.03.09)
Hübsch sinnlich. Worte wie ein klares rauschendes Bächlein im Wäldchen. Idyllisch. Gerne gelesen.

Viele Grüße

Schädel
Caterina (46)
(26.03.09)
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 styraxx (26.03.09)
Das ist Natur pur, scharf beobachtet und wunderschön in
Worte übertragen. Vergebens suchte ich nach einem lyrischen Ich, um zu sagen, dass es mit der Natur eins sei. Aber so ist es wohl die Autorin selbst, die naturverbunden ist.
Liebe Grüsse dir c.
Angelika Dirksen (62)
(26.03.09)
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 Isaban meinte dazu am 26.03.09:
Winterlinge, Geli, die gelben Blümchen, keine Glimmerlinge. Und nix düster Glühendes, nur der weiße Schwan im Dämmerlicht, da wo die Enten schlafen, auf unserer Seite. Und klar, die Nachtigall. Die müsstet ihr auf eurer Seite aber doch auch haben.

Liebe Grüße,

Sabine
mmazzurro (56)
(27.03.09)
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