Ja, verdammt, manchmal bin ich Psychopat

Text zum Thema Augenblick

von  ZornDerFinsternis

Manchmal möchte ich die ganze Welt anhalten.
Dem unerträglichen Schmerz den Spiegel vorhalten
und ihn kümmerlich verrecken lassen.

Manchmal könnte ich die ganze Welt umarmen.
Jedem sagen, dass er wichtig ist,
wenn vielleicht nicht für mich,
dann bestimmt für den Rest der Welt.

Manchmal bin ich Psychophat.
Und ja, verdammt, ich bin stolz darauf.

Ab und an, gehe ich in mich.
Verirre mich auf der Suche
nach der verflossenen Schönheit
des Augenblicks.

Manchmal bin ich Gefangener
und Kerker zugleich.
(Er)kenne meine Grenzen nicht.

Am liebsten würde ich mich
23 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche
erschießen.
Manchmal will ich den ganzen Tag
verschlafen, um nichts zu spüren.

Manchen Tag liebe ich das Leben.
Manchmal schmeckt Zyankali richtig gut.
Und manchmal, reiße ich dem Himmel
das Herz hinaus.

Und heute hasse ich "Gott" für dieses Leben.
Manchmal liebe ich meine Gabe,
zu intensiv zu fühlen.
Meistens bereue ich, dem Schmerz nicht lange
genug gesagt zu haben, dass ich ihn eigentlich
liebe.

Grenzen zu überwinden kostet jeden Tag mehr Kraft.
Und ich liebe es, mich fallen zu lassen.
Den Glauben zu verlieren und Leben "lebewohl"
zu sagen.

Ja, und heute hasse ich es.
Diese Gabe des intensiven Fühlens.
Heute hasse ich mich, für jede Träne
die deine Erinnerung aus meinem Herzen spült.

Manchmal kann ich nicht mehr weitergehen.
Keine Zukunft mehr erspähen.
Reiße mir das Firmament aus der Brust.
Will in Dunkelheit verweilen.

Und manchmal, verfluche ich die Finsternis.
Die alles nimmt.

Und heute hasse ich das Licht,
das mir die Geborgenheit der Schwärze nahm.
Und morgen hasse ich die Schwärze,
die mir den Fluchtweg aus diesem Elend
vorenthalten hat.

Ja, und manchmal wünschte ich,
ich könnte fliegen.
Wieder Engel sein.
Den Teufel aus meinem Herzen treiben.

Und manchmal schmeckt der Schmerz
so bittersüß, dass ich keine Antidepressiva
will.
Ja, heute zum Beispiel.
Der Schmerz tut richtig gut.
Und ich scheiße auf meine Seele -
es gibt nichts mehr zu verlier'n.

Kippe Whisky und Korn wie Wasser.
Schwebe auf Wolke Sieben ins Verderben.
Ja, und am liebsten würde ich euch alle
mitnehmen und euch doch alle zurücklassen.
Denn für meinen Schmerz, kann niemand was.

Morgen könnte ich wieder lachen,
falls ich mich gestern daran erinnern werde
wie das geht.
Falls nicht,
ist auch nicht mehr so schlimm.

Und heute halte ich mir den Spiegel vor.
Gesteh' mir ein, wie armselig und verrückt
ich bin.
Und ja, ich war mal stolz darauf.

Heute bricht der Schmerz alles in mir.
Und ich will am liebsten sterben.
Ja, und ich versuche bittersüß zu lachen.

Ramm die Klinge in mein Fleisch.
Wollte mal wieder das Intensive erleben.
Nicht, das Leben leben - nur dem schmerz
einen Augenblick meine Welt bereisen lassen.

Und wenn ich könnte,
ich würde die ganze welt bereisen.
An jedem Ort, ein Stück meines Herzens vergraben.

Manchmal, würde ich sogar wollen,
dass jemand kommt.
Mich mitnimmt. Irgendwo hin.
Einsame Insel. Pilgerweg. Scheissegal.

Und morgen werde ich nicht mehr erblicken.
Denn das Schicksal steht schon lange fest.
Und es kümmert mich einen Scheiss,
wenn ich morgen das Unheil der Welt
nicht mehr erleben muss.

Erinner' mich so gern.
An nichts uns wieder nichts.

Tja, auch Heroin spielt mir nicht mehr das Lied,
was ich mir gewünscht hatte.
Das Lied vom Tod - ihr habt doch
genauso wenig Plan davon, wie ich.

Und ja, mein Herz ist eine Hure.
Schmeißt sich jedem an den Hals.
Nicht für Geld.
Will nur Liebe - keinen schnellen Fick.

Und morgen, weiß ich...
ich möchte die Welt anhalten.
Nicht für immer.
Nur einen Herzschlag lang.

Und ja, ich möchte dieses Manchmal
gerne sterben sehen.

Nicht für immer.
Bloß, für die Dauer eines Kopfschusses.


"Au revoir."

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Kommentare zu diesem Text

SigrunAl-Badri (50)
(29.07.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 29.07.10:
Du bist mehr als ein Engel, liebe Sigrun - hab' vielen Dank :)
Manu (56)
(29.07.10)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 29.07.10:
Das hilft. Deine Worte muntern auf, hab' vielen Dank :)
Anni
seelenliebe (52)
(29.07.10)
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 ZornDerFinsternis schrieb daraufhin am 29.07.10:
Das Schreiben hilft. Ist irgendwie so meine Art loszulassen, irgendwas zwischen Ventil und Zuflucht. Etwas Unbeschreibliches eben. Ich danke dir für deine offenen und so herzlichen Zeilen. Drück' dich ganz fest. Anni
EliasRafael (50)
(29.07.10)
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 ZornDerFinsternis äußerte darauf am 29.07.10:
Freut mich, dass du das so siehst :) Danke sehr :)
LG, Anni

 Fuchsiberlin (29.07.10)
Hey Anni, Du bist auf keinen Fall ein Psychopath.

Ein sehr berührender und nahegehender Text. Mehr als nur ein Text...

Ich spüre in Deinem sehr gefühlsstarken Text viel an intensivem Schmerz, großer Traurigkeit, tiefe Verzweifelung, Resignation und doch auch eine intensive Sehnsucht, einfach geliebt zu werden.

Ich schicke Dir ein Abendbrot aus lauter Sternschnuppen, damit sich für Dich ganz viele Wünsche eines Tages erfüllen.

Ganz liebe Grüße
Jörg

 ZornDerFinsternis ergänzte dazu am 29.07.10:
Ja, lieber Jörg... dieses "einfach geliebt werden", das ist doch die größte Sehnsucht von uns allen, oder?
Ich möchte dir herzlichst danken und die Sternschnuppen mit dir teilen, denn was bringt mir das Glück meiner Wünsche, wenn es nur einzig mir in Efüllung geht? Hab' vielen Dank.
Anni
KoKa2110 (42)
(29.07.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 30.07.10:
Dankeschön, mein Bester :) Sicher sind wir uns dort einig, es sollte ja nur etwas versinnbildlichen, aber das brauche ich dir ja nicht zu sagen ;)
Und ich möchte dir einfach nur danken, weil du immer so unverwechselbar und "freischnauze" alles ablässt, was dir so im Kopf rumschwirrt. Vielen Dank und liebe Grüße an dich :D
Anni

 Seelenfresserin (05.08.10)
Wie schön du mir immer und immer wieder aus der Seele sprichst...

ich drück dich ganz fest!

jenny

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 05.08.10:
Dankeschön, Liebes. Drück dich und wünsche mir, dass du (halbwegs) gut schlafen kannst.
Anni
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