Altruismus pur

Satire zum Thema Hilfe/ Hilflosigkeit

von  loslosch

Nemo non, cum alteri prodest, sibi profuit (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Jeder, der einem anderen hilft, hat sich (damit) selbst geholfen.

Vordergründig preist Seneca hier das selbstlose Helfen. Dabei psychologisiert er ein wenig: Die gute Tat erweckt im Helfenden Gefühle des Stolzes und des Selbstwerts. Etwas ausführlicher hätte er aber schon sein dürfen; denn es gibt ja noch die extra lieben Gutmenschen mit einem ausgeprägten Bedürfnis des Helfens. Wie diagnostiziert der Laien-Psychologe dieses sog. Helfersyndrom? Eigentlich ist es recht einfach. Er schenke der des Syndroms verdächtigten Person ein Buch mit dem verfänglichen Titel:

"Wie kontrolliere ich mein Helfersyndrom?"

Nach einiger Zeit erkundige er sich nach dem Leseeindruck. Antwortet die beschenkte Person sodann "ich las das Vorwort und entschied, dass Hannelore das Büchlein dringend lesen sollte, und habe es sofort an sie weiterverschenkt", so mag er getrost zu der Überzeugung gelangen: Die erstbeschenkte Person hat ein Helfersyndrom. Die zweitbeschenkte höchst wahrscheinlich auch.

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Kommentare zu diesem Text


 irakulani (11.11.11)
Genialer Test!

LG.
Ira

 loslosch meinte dazu am 11.11.11:
makaber genug: ich hab vor jahren mal ein buch übers helfersyndrom verschenkt. und dann dieses resultat. ein unbeabsichtigter test. typisch, dass der beschenkte das dem geber auch noch auf die nase bindet. danke, ira lothar

 Lluviagata (11.11.11)
Oder wie sagte Peggy Bundy einst: Ein schönes Geschenk zum Weiterverschenken ...
Hier sieht man wieder, dass auch gute Eigenschaften des Menschen immer wieder durch den Kakao gezogen werden können. edit: ... und dürfen! ;)

(Kommentar korrigiert am 11.11.2011)

 loslosch antwortete darauf am 11.11.11:
gott sei dank: und dürfen. es geht nämlich tatsächlich um eine schwerwiegende persönlichkeitsstörung.

dann kenne ich eine inverse störung: wenn eine ganze horde von kritiker(inne)n sich auf ein dichterisches werk stürzt, das nach seinen qualitativen merkmalen von einem 6-jährigen verfasst sein könnte. bäääh! lothar

 Didi.Costaire (11.11.11)
Hallo Lothar,
ich leide zwar heute eher an einem 11ersyndrom denn an einem H11ersyndrom. Dennoch hat mir deine humorvoll geschilderte Variante des Bücher-Weiterverschenkens gut gefallen.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch schrieb daraufhin am 11.11.11:
hallo dirk, die abkürzerei hat dich verdammt viel zeit gekostet. damit das die anderen verstehen, verweise ich auf:  ~11~11~11~. merci vielmals lothar
(Antwort korrigiert am 11.11.2011)

 EkkehartMittelberg (11.11.11)
Unter Literaturkritikern ist das Helfersyndrom nicht zu finden. Oder doch? Was meinst du, Lothar?
Ekki

 Lluviagata äußerte darauf am 11.11.11:
Lieber Ekki,
du hast zwar nicht mich gefragt, aber ich sage: DOCH! Das gibts.
Man mag es nicht glauben. ;)

 loslosch ergänzte dazu am 11.11.11:
nach meinen recherchen gibt es dieses syndrom tatsächlich. da die medizin bisher keinen hinreichend sicheren therapieerfolg nachgewiesen hat, sind die behandlungskosten nicht erstattungsfähig, ekki. lothar
magenta (65) meinte dazu am 12.11.11:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.11:
Meine Frage war nicht ernst gemeint, Heidrun. Ich kenne mich mit Literaturkritik ein bisschen aus. Deiner Antwort stimme ich jedoch zu.
Ekki
RobertaRupp (48)
(11.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 11.11.11:
der begriff stammt aus dem MA: kampfgenosse. heute sinds die üblen handlanger und kumpanen, roberta. prosit auf den 11.11.! lothar
supernova (51)
(11.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 11.11.11:
das war vor vielen, vielen jahren ein geburtstagsgeschenk. oh, isch hab vergessen, dass ischs vergessen hab. schsch...

morgen steig ich mal auf den laptop um. den text konnte ich lesen. morgen folgt das hören. danke, bea. lothar
supernova (51) meinte dazu am 11.11.11:
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magenta (65)
(12.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 12.11.11:
ich wollte halt nur ausdrücken, dass seneca die variante der persönlichkeitsstörung (helfersyndrom) damals noch nicht kannte. verrückt an dem zitat ist, dass auch die krankhaften helferlein sich (versteckt und realitätsfremd) helfen wollen: helfen als machtinstrument, aber (meist) zum scheitern verurteilt. beide sorten von helfern erwarten (zumindest unbewusst) eine zumindest ideelle gegenleistung. merci, madame.

lothar, schon schwer am grübeln
magenta (65) meinte dazu am 12.11.11:
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 loslosch meinte dazu am 13.11.11:
so vermessen wollen WIR (!) nicht sein. lo alias catull
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