Cicero als Vordenker

Erörterung zum Thema Wissenschaft

von  loslosch

Dubitando ad veritatem pervenimus (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Tusculanae disputationes). Durch das Zweifeln gelangen wir zur Wahrheit.

Der Satz ist von einfacher Struktur, dennoch vage und daher vielseitig interpretierbar. Die Gottesforscher mögen ihn für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen, etwa so: Den Gläubigen überkommen dann und wann Gotteszweifel, die er via Schuldgefühle kompensiert. Aus diesem Ringen und Zweifeln um die göttliche Wahrheit findet er schließlich zu seinem alten Glauben gestärkt zurück.

Man kann den Satz aber auch ebenso gut, ja schlüssiger, als einen rudimentären Vorläufer modernen wissenschaftlichen Denkens ansehen. Theorien sind zu formulieren, Beobachtungsaussagen an der Wirklichkeit zu messen. Werden sie nicht bestätigt, ist die zugrunde liegende Theorie widerlegt. Ein neuer, modifizierter Ansatz muss her, eine erneute empirische Überprüfung wird folgen. Die von Karl Raimund Popper (1902 bis 1994) so bezeichnete Methode des Trial-and-error. Verbesserte, moderne Variante: Dubitando ad proximitatem veritatis pervenimus. Durch das Zweifeln gelangen wir in die Nähe der Wahrheit.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (17.07.14)
Da fällt mir doch glatt einer ein, dem Zweifel gut getan hätten:

"Ich beschäftige mich mit Hitler und der Nationalsozialistischen Bewegung und werde das wohl noch lange tuen müssen. Sozialismus und Christus. Ethische Fundierung. Los vom erstarrten Materialismus. Zurück zur Hingabe und zu Gott!"

- Tagebucheintag vom 13. März 1924 des Joseph Goebbels; zitiert nach: Longerich, Peter; Joseph Goebbels; Biographie; München 2010, 52

Wie gesagt, das wären Zweifel mal angebracht gewesen...

 loslosch meinte dazu am 17.07.14:
hitler = gott. schon stimmt die chose. der klumpfuß war doch katholisch geschult!

 niemand antwortete darauf am 17.07.14:
Lo, Du reitest gerne auf dem katholischen Schimmel,
steig doch mal auf einen anderen religiösen Gaul
und Du wirst sehen, dass sie alle hinken und (ver)äppeln.

 loslosch schrieb daraufhin am 17.07.14:
auf dem gaul, den ich am besten kenne! der evangelische rappe ist nur ein ableger mit größerem kuschelfaktor. soll ich auf dem hinduismus herumreiten mit seiner palingenese? hab ich schon. die juden erbauen sich an ihren chorälen. bei allah wirds eng für mich. der unterhält eine irdische greiftruppe ...

ps: der kürzlich verstorbene bekannte erklärte mir mit 91: die kath. würdenträger erfreuen sich am ornamentalen, dem tragen von bunten gewändern zu den vielen feierlichen anlässen. jedem tierchen sing pläsierchen.

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 17.07.14:
" hitler = gott. schon stimmt die chose."

"Daß* er auf die Idee verfiel, die Nationalsozialisten seien primär Gottessucher, verdeutlicht, wie sehr er mit religiösen Fragen beschäftigt war, ja, wie sehr diese Fragen sein Verständnis von Politik überlagerten."

- aus: Longerich, Peter; Joseph Goebbels; Biographie; München 2010, 52

;-)

* = Schreibung 'Daß im zitierten Text... nur um einer bestimmten Diskussion vorzubeugen... :D
(Antwort korrigiert am 17.07.2014)

 loslosch ergänzte dazu am 17.07.14:
und goebbels schrieb auch altertümelnd "tuen". der knabe hatte sicher einen weit höheren IQ als adolf.

 Regina (17.07.14)
Nicht jeder, der zweifelt, sagt es gleich:

"Als Juri Gagarin, der erste Weltraumfahrer, zur Erde zurückgekehrt war, fragte ihn der damalige oberste Sowjet: "Hast du da oben Gott gesehen?" Gagarin bejahte. "Das dachte ich mir schon lange", so der Oberkommunist, "aber bitte sag es keinem." Alsdan war Juri beim Papst, wo er dieselbe Frage verneinte. Auch der Vater des katholischen Imperiums hatte an dem althergebrachten Glauben gezweifelt und bat den Astronauten, seine Erkenntnisse der Welt nicht mitzuteilen."
Atheisten können die Geschichte gern im Vatikan beginnen lassen.

 loslosch meinte dazu am 17.07.14:
ich frage mich längst, ob die purpurträger in rom an alle dogmen selbst glauben, zb die leibl. aufnahme mariens in den himmel. beide lebende päpste glauben aber an die unfehlbarkeit des papstes in lehramtsentscheidungen ...
Mondscheinsonate (39)
(17.07.14)
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 loslosch meinte dazu am 17.07.14:
korrekt: in die nähe der wahrheit. cicero fehlte das instrumentarium der wissenschaftstheorie noch.
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