Teetassen-Romantik [Oder: Bitte rühren Sie den Sarkasmus mit unter]

Skizze zum Thema Alles und Nichts...

von  ZornDerFinsternis

Es ist alles wirr. Wie diese kleinen, bernsteinfarbigen Zuckerkristalle, die sich strudelförmig um den Löffel drehen. Wenn man es positiv betrachten würde, wäre es wie ein kleiner, süßer Striptease. Einen Augenaufschlag lang. Besinnliches, fast stummes Klirren. Welt steht still.

Das Karussell, in der vor Leere strotzenden Schädelhöhle, dreht sich weiter. Bis sich die Hölle wieder direkt kreischend ins Jetzt beißt. Alles an sich reißt.

Dunkelheit.

Jahre und Tage. Jeder neue Kalender verheißt das Gleiche.

Sterben.

„Die Sonne kommt, um deine Schmerzen zu verwischen.“ Wahrscheinlich ist das so ziemlich das Bescheuertste, was jemals ein Mensch zu sagen hatte. Diese Illusionen kann man nicht aufrecht erhalten. Genauso wenig wie Kandiszuckernutten lange genug für dich tanzen könnten, um über die Kälte und die Erbärmlichkeit deines Seins hinwegzutäuschen.

Ziele setzen. Anker lichten.

Das kann auch wieder nur jemand verbrochen haben, der keinerlei Vorstellung von emotionaler Finsternis hat. Jeder einbeinige, versoffene Pirat, am äußersten Rande der Galaxie, da wo Milchstraße und Sternennebel Walzer tanzen – Hand in Hand – hat mehr Herz, als mir übrig geblieben ist.

Die Außenwelt ist ein schauriges Gruselkabinett, das man nur betritt, wenn man sich innerlich völlig zerfetzt auf den Weg zur Arbeit macht. Oder um die gängigen Alltagsdrogen zu besorgen. Tee. Kippen. Whisky.

Heim-ge-sucht.

Ja. Eins bleibt immer. Das, was „Ankommen“ heißt. Dieser große Wunsch. Zu infantil und illusionär, um erfüllt zu werden. Zu banal und doch bedeutend.

Es verkommt…

Das Licht.
Das meinem Ich schützenden Schatten spendete. Blendet die gebrochenen Augen. Höhlt sie gierig kratzend und schabend aus.

Hirn und Herz…
Beide welken neben dem Strauß weißer Orchideen, den ich voller Eifer, vor vier Jahren, für meine Beerdigung gekauft hatte, vor sich hin. Und was soll ich dir sagen?

Das Leben ist noch immer lächerlich. Es ändert sich so vieles, binnen von Sekunden. Und doch rührt sich im Innern nichts. Keinen Millimeter bewegt sich diese Betondecke, in die eingewickelt ein Alptraum auf Seelensplittern selig schläft.

Es erwacht ein neuer Tag. Kraftlos will man ihn doch willkommen heißen. Einzig der Höflichkeit wegen. Und dann klingelt es an der Tür. Unverhofft. Man öffnet. Das Herz gleich mit.

Zum Davonlaufen. Das Alles, sag ich dir. Ziehe die Tür zu und das Messer durch die Haut.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(08.01.15)
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 AZU20 (08.01.15)
Wo bleibt die Hoffnung auf Befreiung? LG

 Fuchsiberlin (08.01.15)
Ein typischer "Zorn-der-Finsternis-Text", im positiven Sinne, sehr ausdrucksstark. Man wünscht dem/der Prot., dass er/sie ankommt, in einem Land, welches sich einfach richtig und verdammt schön anfühlt. Eines, welches so noch nicht gekannt, viele neue Wege erfüllbarer Wünsche und Träume aufzeigt und mit Hoffnung gepflastert ist.

Liebe Grüße
Jörg
JanaFichtenbaum (21)
(08.01.15)
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Graeculus (69)
(08.01.15)
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 EkkehartMittelberg (08.01.15)
Ich habe lange nichts mehr von dir gelesen.
Schmerz ist immer noch dein Leitmoriv. Aber deine Sprache ist härter, zupackender, sarkastischer geworden. Mir gefällt sie so besser.

Liebe Grüße
Ekki

 Dieter Wal (15.02.15)
Es müsste ein Sein oder Nichtsein-Preis nur für deine Prosa ins Leben gerufen werden.
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