Verkehrte Welt

Gedicht zum Thema Alleinsein

von  Isaban

Kein Klang will sich im Raum erheben.
Das Essen riecht nach grauem Brei.
Das Schlafen wurde drangegeben.
Das Buch speit Stabeneinerlei.

In meinen Augen wohnt ein Meer,
das weitet sich zum Weltmeer aus
und alles Leben liegt in Teer.
Das Jahr steckt fest im leeren Haus.

Was draußen war, ist längst vereist.
Im Fenster schmilzt ein fernes Licht.
Mein Denken kreist und kreist und kreist
um einen Namen, ein Gesicht.

Ein dunkelblaues Schweigen bricht
aus und streicht vorbei.

Kein Klang will sich im Raum erheben.
Das Essen riecht nach grauem Brei.
Das Schlafen wurde drangegeben.
Das Buch speit Stabeneinerlei.

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Kommentare zu diesem Text


 sandfarben (28.01.19)
Ein trauriger Text, in dem gelungen die Einsamkeit beschrieben ist. Nur, was ist Stabeneinerlei?
lg christa

 Isaban meinte dazu am 17.02.19:
Das, was ein Buch zu bieten hat, wenn es nichts zu bieten hat, liebe Christa.

Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.
Schön, dass der Text dich ansprechen konnte.
LG Sabine

 EkkehartMittelberg (28.01.19)
Das LyrIch, allein, wird arg heimgesucht. Das beginnt in der ersten Strophe mit Klanglosigkeit, widerwärtigem Geruch, Schlaflosigkeit und monotoner Sinnlosigkeit, Dennoch fehlt ihm nicht eine weite Perspektive (II,1,2). Aber was nützt das, wenn alles Leben im Teer feststeckt, so wie das Jahr im leeren Haus.
Vom vereisten Draußen ist keine Hilfe zu erwarten, ein fernes Licht, das vielleicht Bedeutung verheißt, schmilzt im Fenster.
Da findet das Denken nichts mehr, woran es anknüpfen kann, keinen Namen und kein Gesicht. (3. Strophe)
Kein Wunder, das ein Schweigen ausbricht und vorbei streicht. Aber wieso ist es dunkelblau? (4. Strophe)
Eine Lösung für diese verkehrte Welt ist nicht in Sicht. Deshalb kreist sie rondoartig in sich selbst. (5. Strophe) Sie ist durch Monotonie und Sinnlosigkeit charakterisiert.
Agneta (62) antwortete darauf am 29.01.19:
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 Isaban schrieb daraufhin am 17.02.19:
Hallo, ihr beiden!

Auch diese sehr einfühlsamen Interpretationen sprechen für sich! Merci beaucoup!

@ Ekki:
Blau als dunkle Farbe, als Nachtfarbe, als Zeichen dafür, dass es noch dunkler (schwarz) werden kann, als Zeichen dafür, dass es noch schlimmer werden kann, wenn das ferne Licht am Fenster völlig weggeschmolzen ist.

@ Agneta:
Auch Blau als Farbe der Kälte ist gut denkbar - tolle Auslegung!

Zum "drangeben": Ich hatte mit dem Gedanken an "aufgegeben" gespielt, mich aber dann für das umgangssprachliche "drangegeben" entschieden, weil es eher zornig-resigniert als vollkommen aufgegeben klingt, weil da noch ein bisschen Wut und Trotz mitschwingen und impliziert, dass es vorher viele erfolglose Versuche gab - ich werde noch mal drüber nachdenken.

Habt alle beide vielen herzlichen Dank für eure ausführlichen, gut durchdachten und fundierten Rückmeldungen und die Interpretationen, die mir eine Freude waren.

Liebe Grüße,
Sabine
Paulila (55)
(28.01.19)
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 Isaban äußerte darauf am 17.02.19:
Hach! Genau so.

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass du unglaublich wundervolle Interpretationen schreiben kannst, liebe Paulila? Dieser hier habe ich kaum noch etwas hinzuzufügen, außer einem zweiten, höchst zufriedenen, wenn auch etwas verspäteten: Hach!
Danke. Gut bist du! (*Ich erinnere hiermit noch einmal an den Kommentarempfehlungsbutton, den ich mir so dringlich wünsche!*)

Liebe Grüße,
Isaban

 AZU20 (30.01.19)
Diese Welt ist nicht nur verkehrt, sie ist kaum zu ertragen. LG

 Isaban ergänzte dazu am 17.02.19:
Ja.
Danke, Armin!
LG
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