Theodizee - ein starkes Gegenargument, aber ...

Essay zum Thema Glaube

von  Bluebird

Ein starkes Argument, von Atheisten gerne gegen die Richtigkeit des christlichen Glaubens ins Feld geführt, ist die die berühmte Theodizeefrage: „Warum lässt Gott oder Christus das Leiden in der Welt zu, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, es zu verhindern“
    Diese Frage taucht oft in Zusammenhang mit dem Holocaust auf: „Wo war Gott in Auschwitz? Warum hat Gott bei den Massenverbrechen der Nazis zugeschaut?“
 
In der Tat geraten hier christliche Theologen etwas in Erklärungsnot. Zumal solche Genozide ja beileibe kein Einzelfall, auch Kriege, Hungersnöte, Kindersterblichkeit, Verbrechen, Naturkatastrophen, unheilbare Krankheiten usw. in vielen Weltregionen an der Tagesordnung sind.
  Davor kann niemand die Augen verschließen, denn wir werden durch die Medien tagtäglich darüber informiert. Und das ist vermutlich nur die Spitze eines riesigen Eisberges. Wenn Luther die Welt als ein Jammertal bezeichnete, ist dies nicht ganz von der Hand zu weisen. Obwohl es natürlich auch das Schöne und Gute gibt und es wahrscheinlich sogar überwiegt.
    Dennoch steht die Frage im Raum: „Wie kann ein allmächtiger und gütiger Gott das alles zulassen? Ist das nicht geradezu ein Beweis seiner Nichtexistenz?“

So berechtigt dieses Argument ist, so sollte man – aus meiner Sicht – die Gottesfrage damit nicht als entschieden betrachten. Die christliche Theologie hat zwar keine umfassende Erklärung anzubieten, aber sie kann zumindest biblisch a) auf den Sündenfall und die genannten Folgen b) und auf den freien Willen des Menschen verweisen.
  Besonders ersteres wird gerne von den Theodizee-Argumentierern übersehen, dass es da biblisch gesehen eine Urschuld gibt, die aus einem paradiesischen Zustand ins Jammertal gebracht hat. Übrigens auch in eine Gottesferne.
  Folgt man dieser Annahme, so verliert das Theodizee-Argument deutlich an Gewicht, wenn es  damit natürlich noch nicht vollständig vom Tisch  ist. Es bleibt durchaus ein starkes Gegenargument. Aber nicht so stark, dass sie das, was wir als Christen auf die Proseite der Waage legen, nach oben drücken könnte. Dazu aber anderer Stelle mehr!

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Cora (29)
(01.08.19)
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 derNeumann (01.08.19)
Guten Tag.
Wieso sollte ein Atheist so eine Frage stellen? Das ist absurd.

Diese Frage ist etwas für Menschen in einer Glaubenskrise oder (vielleicht) für Agnostiker, also für Menschen, die noch mit der möglichen Existenz höherer Wesen liebäugeln (oder sie nicht ausschließen wollen). Hier gibt es ein wirkliches Interesse an einer Antwort.
Missionarisch eingestellte Atheisten könnten provokant mit solch einer Frage beginnen, aber jede tiefere Diskussion würde auf den falschen Weg führen. Darum ist es keine gute Eingangsfrage, denn es bliebe im Bereich der Provokation hängen.

Einem (christlich inspirierten) Agnostiker beschäftigt vielleicht die Frage, ob und warum ein höheres Wesen überhaupt Interesse an den Menschen haben könnte. Als größenwahnsinniger Tyrann? Als Gelangweilter? Als Einsamer? - Und wenn schon Interesse angenommen wird, dann käme die Frage: Warum sollte auch noch das "ewige" Leben angeboten werden?

Mir ist der Text zu sehr in Richtung Christentum gegen Atheismus. Da fehlen eindeutig die anderen Religionen, vor allem der Buddhismus. Jedwede Antwort kann so nur so wertvoll wie ein kleines Steak sein, ein kleines Steak auf einem sehr großen Buffet.

es grüßt der Neumann

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 01.08.19:
Ich glaube, Bluebird duldet keine anderen Götter bzw. Religionen neben dem seinen. Kann das sein?

Lustig, dass auch hier wieder der Steakvergleich auftaucht.
Cora (29) antwortete darauf am 01.08.19:
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Jack (36)
(01.08.19)
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 derNeumann schrieb daraufhin am 01.08.19:
Buddhismus und Pantheismus zucken bei der Frage nur mit den (nicht vorhandenen) Schultern. Nicht für jede Religion ist die Theodizee-Frage auch nur ansatzweise interessant, es muss schon ein "guter" und "omnipotenter" Gott sein.

 LotharAtzert äußerte darauf am 01.08.19:
I am the eggman, I am the walrus hukuchechu …
Leiden sind, um an ihnen zu wachsen. Irgendwas Qualitatives sollte man schon an die Nachkommen weitergeben, odr?
Jack (36) ergänzte dazu am 01.08.19:
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 Bluebird meinte dazu am 01.08.19:
In der Tat ist das hier erst einmal auf "Christentum vs. Atheismus" zugespitzt ... und in der Tat erlebe ich in Diskussionen mit Atheisten sehr häufig, dass das Theodizee-Argument da gebracht wird ... um diesem Argument als christlicher Apologet standhalten zu können, muss ich natürlich etwas sehr Gewichtiges auf die Gegenseite der Waage legen
Cora (29) meinte dazu am 01.08.19:
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 derNeumann meinte dazu am 08.08.19:
@ Bluebird: es sind trotzdem keine Atheisten, von denen Du schreibst. Es sind vielleicht Glaubenszweifler oder Suchende.
Da helfen keine Argumente, sondern nur die Erinnerung an die christlichen Werte, denn die fehlen weitaus stärker, als die Fragen nach "warum-lässt-Gott-das-zu?" oder "war-Christus-Mensch-oder-Gott?". Nächstenliebe, das Füreinander-da-sein und andere zwischenmenschliche Belange halten die Menschen in den Gemeinden, auch mit Zweifeln. Aber kalte Totalität sucht nach Auswegen aus dem Gewohnten. Da bieten sich sachlich scheinende Argumente an, da das andere zu nah geht.

Das kann durchaus als Tipp an die (christlichen) Gemeinden gesehen werden, als Tipp eines Atheisten, der diese Werte durchaus zu schätzen weiß und darum nie ausgetreten ist..

es grüßt der Neumann

Antwort geändert am 08.08.2019 um 23:16 Uhr

 Graeculus (29.07.21)
Mir ist nicht klar, inwiefern der Mensch schuld sein soll an den fünf Großen Auslöschungen, die es auf der Erde gegeben hat, bevor der Mensch überhaupt auf der Bühne des Lebens erschienen ist.

Indem du den Blickpunkt geschickt von vornherein auf die menschengemachten Geonzide beschränkst, verschleierst du dieses Problem.

Nicht alle Katastrophen in diesem großen Universum hat der Mensch zu verantworten.

(Und selbst der Mensch ist, so wie er ist, nach deinem Glauben ein Geschöpf Gottes - ebenso wie der Teufel. Selbst Eltern fragen sich, wenn ihre Kinder zu Verbrechern werden, ob sie etwas dazu beigetragen haben.)
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