Gedanken

Text

von  Mondscheinsonate

Meine Güte, die Deutschprofessorin war wirklich böse auf mich als ich sagte, dass ich nicht in Deutsch mündlich maturieren werde, sondern in Chemie, Physik, Geschichte und Biologie. 

Nun, es war zu schön, der Ausflug ins CERN zum Hadron Large Collider, die DNA und RNA zu erforschen und darüber zu schreiben. Geschichte interessierte mich immer schon und Biologie redete mir eine Bekannte ein, die in einem Nationalpark Managerin ist und mir half. Nein, Deutsch! Wie öd! Es war sowieso schriftlich ein Pflichtfach. Außerdem hatte ich keine Lust, eine Leseliste über 25 Bücher zusammenzustellen und dann, am Ende sowieso, hätte ich eine Arbeit über Thomas Bernhard geschrieben, klar. Das wäre alles keine Herausforderung gewesen, außerdem, da schlug der Zwilling komplett durch, hätte ich mich sowieso nicht für 25 Bücher entscheiden können. 

Sie war also wirklich böse, denn ich war ihre beste Schülerin, die wirklich alle Bücher las. Bei der Schriftlichen mein erster Dreier, kein Sehr gut, das erboste sie noch mehr. Ich war gelangweilt, Maurice und ich tratschten und ich patzte. Zugegeben, das wurmt mich acht Jahre später schon noch, denn diese Note stört mich wahrlich. Überhaupt Mathematik! Nur Sehr gut und bei der Matura plötzlich ein Nicht genügend. Aber, ich war krank, sehr krank in der Zeit, der mündliche Zusatz war wieder ein Sehr gut. Sie schmissen mir ein Befriedigend ins Zeugnis. 

Der Chemielehrer war überhaupt stolz auf mich und der Englischlehrer hasste mich und ich ihn, als Schülervertreterin zerrte ich ihn einmal vor den Khadi, tja - aber, er schenkte mir ein Genügend.

"Kathi, du weißt schon, dass wir Public International Law in Englisch schreiben müssen?" "WAAAAAAS?" 

"Ja und eine mündliche Präsentation abliefern müssen." "WAAAAS? NEIN!"

Machen wir, irgendwie. Die Laune war im Keller.

"Sag, Kathi, was ist das, bitte? Auf der DVD redet der nur Latein! Muss ich das zur Klausur können?" "Nein, aber zur Fachprüfung." Wenn man denkt, es ist schlimm, dann kommt es schlimmer. 

Vielleicht hätte ich in Deutsch maturieren sollen, Germanistik und Romanistik, vielleicht auch Komparatistik studieren sollen oder Publizistik. Komisch, ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, das, als Leseratte. Nein, es waren sofort die Rechtswissenschaften. Die Kleine mit dem Stecken in der Höhe:"Ich bin ein Muskeltier! Retterin der Menschheit!"

Popperle, kleines Scheißerle, sonst nichts. 

Doch! Auf der Umweltkonferenz lauschend. Inflationärer Begriff "Sustainability" - Ich kotze. 
Ich spüre eine Aufgabe in mir wachsen. 

Aber, was sollen Unternehmen machen? Sie müssen davon reden, sonst sind sie draußen.

Ein Blick - heute ist Fat Cat Day - die Arbeiterkammer prangert die Gehälter der Top Manager in Österreich an. Der BAWAG Chef verdient in 1-2 Tagen ein Jahresgehalt eines Normalbürgers, letztes Jahr bekam er 9,4 Millionen. Der Staat freut sich befristet bis 2025 auf 55% Lohnsteuer. Das wird verschwiegen. Es wird sich nichts ändern, blöd wäre der Staat. Aber der kleine Bürger regt sich auf:"Die bösen Reichen!" Finde ich gar nicht, deren Verantwortung und Haftung möchte ich NICHT haben. Ich finde, die kleinen Löhne sollen erhöht werden, das steigert die Kaufkraft. Überall ein Euro mehr, man dreht das Geld um. Ich habe heute meinen Job verloren, das ist mir Recht, das Schachspielen mache ich gerne privat, ich bin ein Arbeitstier, hasse es, nichts tun zu können und dürfen. Was war das für ein Scheiß?
So, jetzt habe ich lange genug den Kopf ausgelüftet, weiter geht es. Das Schauen in ein Kaleidoskop entspannt. 



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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (08.01.24, 22:53)
Ich habe nicht den Eindruck, daß Deutschunterricht, selbst das Germanistikstudium, kompatibel ist mit dem, was ich als Liebe zur Literatur empfinde. Möglicherweise hängt es damit zusammen, daß Deutschlehrer oder -professoren verhinderte Schriftsteller sind.
Das ist nur ein Aspekt dessen, worüber Du schreibst, aber der, der mich vor allem berührt. "He who can does, he who cannot teaches." (George Bernard Shaw)
Deutsch zu unterrichten und Literatur zu lieben, das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 08.01.24 um 23:05:
Sie war Dr. in Psychologie und Dr. in Germanistik und psychologisierte jede literarische Zeile, das war ungut. Untertags Psychologin, abends Abendgym. Mein Highlight war ja, als sie vor der Matura dahinterkam, dass keiner von uns die Grammatik wirklich kann. Da schrieb sie Sätze an die Tafel, wir mussten jedes Wort bestimmen. Gnade! Bäh. Ich sagte:"Das hab ich vor 30 (!) Jahren das letzte mal gemacht, da bekam ich gleich drei Sätze mehr und dann rutschte mir Imperfekt raus! "Das heißt seit 20 Jahren Präteritum!" Gnade!

 Graeculus antwortete darauf am 08.01.24 um 23:11:
"Imperfekt" hätte auch ich gesagt. Aber ich bezweifle, ob ich heute noch das Abitur bestehen könnte. Wenn morgen die entscheidenden Prüfungen wären: nein. Erst müßte ich wieder die komplette Oberstufe durchlaufen.

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 08.01.24 um 23:20:
Fakt: Goethe musst du kennen, aber nicht gelesen haben. Hoch lebe die kompetenzorientierte Matura.
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