Der Gewinn

So hatte ich einmal einen Bekannten, der war kreuzworträtselsüchtig, aber nicht nur das, er spielte bei jedem Gewinnspiel mit. Abgesehen davon, dass das mörderisch ins Geld ging und er nur die deutschen Kreuzworträtsel ausfüllte, die aus der New York Times wären wenigstens anspruchsvoll gewesen, wiederholten sich die gesuchten Wörter häufig und er füllte irgendwann die Felder in einer automatischen Geschwindigkeit aus. 

Kreuzworträtsel lösen ist sowieso ein eigenes Phänomen, dazu bedarf es nicht unbedingt Intelligenz, dennoch wirkt es hochgradig intelligent. 

Was mich fasziniert, das sind die, die Sudokus mit links lösen, aber meinen, sie wären keine Zahlenmenschen, man solle sie bloß mit Mathematik in Ruhe lassen! 

Auf jeden Fall, der Bekannte spielte überall mit und gewann auch Sachpreise. Kam man zu ihm, sah man, dass er drei Radios stehen hatte, er meinte, ungefähr 20 wären noch im Keller. Er hatte viele Sonnenbrillen, teure Kosmetik für die Frau (er hatte keine), zwei Gartengarnituren an die Wand gelehnt, er hatte weder Garten, noch Balkon, 18 Kochschürzen, einen Jahresvorrat an Hundefutter, er hatte zwei Katzen, vier Kaffeemaschinen, die standen nebeneinander wie Trophäen, Geldgewinne über 8.000 Euro, was das einzig Schöne an der Sache war, gewann zwei Nilkreuzfahrten, wobei er nach der ersten drei Wochen im Spital lag, weil er sich einen elenden Keim holte, dann fuhr er nochmals, kam gesund zurück und auch gewann er Wochenendausflüge. 

Diese Sucht war also durchaus lukrativ, aber er hortete nur. Das Problem war nur, dass er derart süchtig war, dass er seine Jobs verlor, da er nur noch löste, seine Ehe in die Brüche ging, weil er häufte, er konnte sich auch nicht von den Zeitschriften trennen, zwischen Dingen und Zeitschriften konnte kein Zweiter Platz haben, er sich selbst und die Katzen vernachlässigte und schlussendlich kam er in die Psychiatrie.

Das ist tatsächlich passiert und der Prozess ging über 15 Jahre. Einmal gewann er nämlich ein Haus, das musste er ablehnen, weil er keinen Grund hatte, sich auch keinen leisten wollte und konnte, da drehte er durch und warf alles aus dem Fenster, verletzte einen Passanten, beschädigte damit Autos, da kam die Polizei und nahm ihn mit. Er schrie herum, dass das endlich das Ende gewesen wäre, das Ende, mehr wollte er nie, nur das!