Wienerische Freundlichkeit
Text
von Mondscheinsonate
Kommentare zu diesem Text
Mein lieber Schwan! Und all das sagt ein Wiener, bloß weil man ihn nach dem Weg zur Geschäftsstelle der Grünen gefragt hat?
😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂
Kann es sein, daß das Gesprächsklima in Wien sich noch ein klitzekleines bißchen verschärft hat, seit Kurt Sowinetz zur Melodie von Beethovens "Hymne an die Freude" gesungen hat:
Kann das sein?
Alle Menschen san ma zwider,
i möcht ´s in die Goschen haun,
mir san alle Menschen zwider,
in die Goschen möcht i ´s haun;
Vater, Mutter,
Schwester, Bruder
und de ganze Packelraß,
alle Menschen san ma zwider,
wann i Leut siech, geh i haaß!
i möcht ´s in die Goschen haun,
mir san alle Menschen zwider,
in die Goschen möcht i ´s haun;
Vater, Mutter,
Schwester, Bruder
und de ganze Packelraß,
alle Menschen san ma zwider,
wann i Leut siech, geh i haaß!
Kann das sein?
Und noch schlimmer, nur gibt's fast kein Wienerisch mehr. Das ist jetzt irgendwas, ja, Deutsch, aber komisch.
Depperter! Gibt es noch.
Mir fällt dazu zweierlei ein:
1. Ich habe noch nie eine solch brutale Sprache gehört, weder im Rheinland noch hier im Schwarzwald. Dabei stamme ich aus einfachen Verhältnissen, nix Bildungsbürgertum. Selbst die Marktfrauen auf dem Karlsplatz in Düsseldorf sprechen nicht einmal annähernd so.
Allerdings habe ich auch in Wien nie so etwas zu hören bekommen. Nur auf der Schallplatte von Sowinetz. Aber der hat das ja nicht ernst gemeint.
Wie kann man das erklären? Ich meine, Du hast Dir das ja nicht ausgedacht.
2. Klar, der alte Dialekt verschwindet mehr und mehr, das ist hier nicht anders. Allerdings ist hier ein neuer Dialekt entstanden, das Kiezdeutsch aus türkischen und deutschen Elementen. Ist das auch bei Euch so?
Das heißt, die Sprache entwickelt sich weiter, ohne daß der Unterschied zwischen Hochdeutsch und Dialekt verschwindet. Sie entwickelt sich entsprechend der Entwicklung der Bevölkerung.
1. Ich habe noch nie eine solch brutale Sprache gehört, weder im Rheinland noch hier im Schwarzwald. Dabei stamme ich aus einfachen Verhältnissen, nix Bildungsbürgertum. Selbst die Marktfrauen auf dem Karlsplatz in Düsseldorf sprechen nicht einmal annähernd so.
Allerdings habe ich auch in Wien nie so etwas zu hören bekommen. Nur auf der Schallplatte von Sowinetz. Aber der hat das ja nicht ernst gemeint.
Wie kann man das erklären? Ich meine, Du hast Dir das ja nicht ausgedacht.
2. Klar, der alte Dialekt verschwindet mehr und mehr, das ist hier nicht anders. Allerdings ist hier ein neuer Dialekt entstanden, das Kiezdeutsch aus türkischen und deutschen Elementen. Ist das auch bei Euch so?
Das heißt, die Sprache entwickelt sich weiter, ohne daß der Unterschied zwischen Hochdeutsch und Dialekt verschwindet. Sie entwickelt sich entsprechend der Entwicklung der Bevölkerung.
Antwort geändert am 25.01.2024 um 22:18 Uhr
Wohlgemerkt, ich bin schonmal, 2010 war das, nächtens durch die Kneipen von Hernals gezogen, und das kam mir nicht als besonders edler Stadtteil von Wien vor. So hat niemand mit mir gesprochen. Was habe ich falsch gemacht?
Na ja, ausgedacht, in dem Sinne, dass ich übertrieben habe. Siehst du dir aber das zweite Video an, so gibt es das wohl. Nur, sei nicht streng, Schimpfen als Druckausgleich, danach geht man auf ein Bier, zumindest die Männer, Frauen können das weniger. Der Wiener hat ein weiches Herz, wahrlich, zeigt es auch, aber vorher wird geschimpft.
Zu den Einflüssen: Eingebürgerte aus Ex-Jugoslawien schimpfen am Heftigsten in einer Mischkulanz aus Wienerisch und Eigenkreationen. Der Wiener selbst, über Generationen in Wien, schafft Bilder beim Schimpfen, so wie die "eing'haute Wirtshaustüre" oder "I beiß da a Wendeltreppn ins Gnack!", herrlich! Äußerst kreativ. Die Hurenbeidlgschichten sind eher Unterschicht. Man ging davon weg und hat zu viele Deutschlandeinflüsse, Wixer oder Arschgesicht, schimpft verständlicher, auch Alter statt Oida, so schimpfen die Jungen, durch die RTL-Einflüsse. Das find ich persönlich ziemlich schad.
P.S. Ein Spengler ist übrigens ein Polizist, aber das wird selten gebraucht, eher Kiwara. Auch folgt das Schimpfen im Normalfall einer Logik: Dialekt, es folgt ein hochdeutscher Satz: Hearst Depperter, haben's dir ins Hirn g'schissn? Möchtest du dich eventuell klarer ausdrücken?
Zu den Einflüssen: Eingebürgerte aus Ex-Jugoslawien schimpfen am Heftigsten in einer Mischkulanz aus Wienerisch und Eigenkreationen. Der Wiener selbst, über Generationen in Wien, schafft Bilder beim Schimpfen, so wie die "eing'haute Wirtshaustüre" oder "I beiß da a Wendeltreppn ins Gnack!", herrlich! Äußerst kreativ. Die Hurenbeidlgschichten sind eher Unterschicht. Man ging davon weg und hat zu viele Deutschlandeinflüsse, Wixer oder Arschgesicht, schimpft verständlicher, auch Alter statt Oida, so schimpfen die Jungen, durch die RTL-Einflüsse. Das find ich persönlich ziemlich schad.
P.S. Ein Spengler ist übrigens ein Polizist, aber das wird selten gebraucht, eher Kiwara. Auch folgt das Schimpfen im Normalfall einer Logik: Dialekt, es folgt ein hochdeutscher Satz: Hearst Depperter, haben's dir ins Hirn g'schissn? Möchtest du dich eventuell klarer ausdrücken?
Antwort geändert am 26.01.2024 um 06:58 Uhr
Auch folgt das Schimpfen im Normalfall einer Logik: Dialekt, es folgt ein hochdeutscher Satz
Aha, das war mir aufgefallen, daß Du an zwei Stellen unvermittelt ins Hochdeutsche verfällst. Ganz eigentümlich! Dafür kenne ich überhaupt keine Parallele. Wenn hier jemand stark schwäbelt, darf man davon ausgehen, daß er Hochdeutsch gar nicht kann.
Ich glaube, nach solch einer Beschimpfungsorgie einander auf die Schultern zu klopfen und ein Bier trinken zu gehen, das wäre nichts für mich. Ich dächte, wie die Griechen: Das sind ja Barbaren! Selbst wenn man einander Feind ist, bedient man sich einer geschliffenen Sprache. À la Karl Kraus, mindestens.
Na, das ist Wien
Ich zeig dir was, wir haben sogar Lieder... man beachte den Schluss!
Antwort geändert am 26.01.2024 um 18:40 Uhr
Aha, verstehe. Sollte es mich einmal nach Wien verschlagen und wir vereinbaren bei dieser Gelegenheit ein Kennenlern-Treffen, dann begrüßt Du mich mit: "dei G'sicht schaut aus wie a eing'haute Wirtshaustür", und in diesem Stil geht es dann eine Stunde weiter, bevor wir irgendwo einkehren und ein Glas Wein trinken. Entschuldigung, ein Glas Bier. Bei mir wäre es unter diesen Umständen wohl etwas mehr.
Tja, denke ich, sich einsam fühlen ist eigentlich ganz einfach - man muß sich nur mit einem Wiener unterhalten.
Tja, denke ich, sich einsam fühlen ist eigentlich ganz einfach - man muß sich nur mit einem Wiener unterhalten.
Fazit: Mondscheinsonate ist brav, ich spreche, das weißt du, nie so, auch nicht "original" wienerisch, außer einer kommt mir deppert. Und es tut total gut.
Auffallend: Du wirkst (auf mich) richtiggehend begeistert von einem Umgangsstil, der mir - ich sag's, wie's ist - barbarisch vorkommt.
Selbst die berühmte Berliner Schnauze ist mir nie so abstoßend vorgekommen. Die hat oft einen, wenn auch etwas arroganten, Witz.
Selbst die berühmte Berliner Schnauze ist mir nie so abstoßend vorgekommen. Die hat oft einen, wenn auch etwas arroganten, Witz.
Ja, weilst es nicht gewöhnt bist. Wir Wir Wiener lachen dann meistens extrem, außer einer zeigt auch körperliche Aggression. Ur gruselig!!!
ich spreche, das weißt du, nie so,
Das weiß ich nicht. Hier auf kV jedenfalls kannst Du manchmal ziemlich zulangen, verbal. Und Deine Begeisterung für "große Schimpfer" ist auffallend. Selbst wenn Du es nicht gar so weit treibst, gefällt Dir etwas daran.
Nun, ich nehm's, wie's ist. Und, ich wiederhole mich, ich habe das in Wien nie so erlebt.
Als ich einmal in einem Restaurant ein Essen bestellt habe, sagte der Kellner ganz normal: "Wird gemacht." Zugegeben, das war ein Grieche, aber immerhin lebte er in Wien.
Wie soll man, wenn man Ludwig Hirsch liebt, Arik Brauer und Wolfgang Ambros, auf sowas kommen?
Antwort geändert am 26.01.2024 um 19:04 Uhr
Begeisterung für große Schimpfer...hmm... lustig manchmal, amüsiert mich sehr, stimmt.
Zugegeben die Körpersprache muß man dazunehmen. Aber die haben wir ja in dem Film mitgeliefert bekommen.
Mir taten die Kinder leid!
Mir taten die Kinder leid!
Mir auch und DA fand ich es nicht lustig, gar nicht, weil die hochaggressiv waren ((( Wiener, die andere Wiener beschimpfen, das ist lustig, bei Kindern hörts sichs auf.
Die Leut kannst ja grundsätzlich nicht ernst nehmen. SCHAU...
Antwort geändert am 26.01.2024 um 19:00 Uhr
Diese Dame hat mich übrigens auch schon erwischt, bei der U6. Die ist nicht dicht.
Ich bin immer noch damit beschäftigt, Deine Schilderungen mit meinen Erlebnissen in Einklang zu bringen.
Mir gegenüber ist nie jemand aggressiv geworden, und ich glaube, ich fordere das im persönlichen Umgang auch nicht heraus, oder wie sagt man? ich triggere das nicht.
Allerdings habe ich auch nie bei Wienern eine aufgeschlossene Herzlichkeit einem Fremden gegenüber erlebt. Also meine übliche Art, mit einem Scherz das Eis zu brechen, hat dort nicht gut funktioniert. Bisher habe ich immer gedacht: Na gut, mein Humor ist nicht jedermanns Sache.
Wiener untereinander habe ich natürlich weit seltener beobachtet.
Mir gegenüber ist nie jemand aggressiv geworden, und ich glaube, ich fordere das im persönlichen Umgang auch nicht heraus, oder wie sagt man? ich triggere das nicht.
Allerdings habe ich auch nie bei Wienern eine aufgeschlossene Herzlichkeit einem Fremden gegenüber erlebt. Also meine übliche Art, mit einem Scherz das Eis zu brechen, hat dort nicht gut funktioniert. Bisher habe ich immer gedacht: Na gut, mein Humor ist nicht jedermanns Sache.
Wiener untereinander habe ich natürlich weit seltener beobachtet.
Ui, Graec du bist bei uns ein Piefke... solltest nie scherzen. Nee, überhaupt Fußball ist ein heikles Thema....😂😂😂 dann kommen's dir mit Cordoba. Hängen dran wie am letzten Strohhalm.
Die Kunst, möglichst rasch eine kooperative Atmosphäre zu schaffen und bei Konflikten zu deeskalieren, gehörte klarerweise zu meinem Beruf. Auch deshalb interessiert mich das Thema.
In Wien bist chancenlos, wir Wiener sind vaserln. Das heißt: Gehen schnell über.
Aber deutscher Humor ist auch lustig, schau ... (ich habe übrigens über das Gutachten eine Arbeit geschrieben)
Ich hätte Lust, mal eine Lesung in Wien zu veranstalten. Scheint eine echte Herausforderung zu sein.
Wenn da nicht in fünf Minuten ein Funke überspringt, habe ich versagt.
Es muß da doch eine Brücke geben, selbst für einen Piefke.
Selbstverständlich würde ich nicht zur Begrüßung den Königgrätzer Marsch pfeifen. Allerdings auch nicht auf einem Lipizzaner einreiten - Anbiederung ist mir verhaßt.
Wenn da nicht in fünf Minuten ein Funke überspringt, habe ich versagt.
Es muß da doch eine Brücke geben, selbst für einen Piefke.
Selbstverständlich würde ich nicht zur Begrüßung den Königgrätzer Marsch pfeifen. Allerdings auch nicht auf einem Lipizzaner einreiten - Anbiederung ist mir verhaßt.
Probiers.
Wie sich wohl die Wienerische Unfreundlichkeit anhört...
Schöne Grüße,
Dirk
Schöne Grüße,
Dirk
Kommentar geändert am 25.01.2024 um 22:41 Uhr
Antwort geändert am 26.01.2024 um 06:45 Uhr
Ich als Kind des deutschen Nordwestens habe nicht viel verstanden. Aber...vielleicht doch das Wesentliche...