Grenzstein - Thomas Bernhard

Text

von  Mondscheinsonate

"immer an der Grenze der Verrücktheit/ niemals diese Grenze überschreiten/ aber immer an der Grenze der Verrücktheit/ verlassen wir diesen Grenzbereich/ sind wir tot". Thomas Bernhard, Ritter/Dene/Voss

Wenn man sich so umsieht, so laufen die Untoten bereits herum. Aber, lassen wir das, zurück zum Zitat!

Das Verrückte, die Irrenanstalt und der Tod, das waren zentralen Punkte in Bernhards Werk. 

Man tut einem Autor unrecht, wenn man ihn auf seine Sprache und auf seine Polemiken reduziert, Polemik ist ganz etwas anderes als die Beleidigung, das haben Rechtspopulisten und Sozialisten, die er stets in seinen Texten erwähnte, aus Mangel an Bildung nicht erkannt, so sind diese zentralen Themen tiefsinnig genug um über sie wirklich nachzudenken. 

Ein junger Mensch in der Lungenheilanstalt, die größte Freude war das Singen, blickte monatelang im Angesicht seines eigenen Todes auf einen Friedhof, sofern wahr, der Übertreibungskünstler übertrieb oft, ich werde es aber herausfinden, denn im Herbst wird in dieser Lungenheilanstalt ein Thomas Bernhard - Festival ausgetragen, das erfuhr ich am Dienstag, näheres folgt noch, durfte auch nicht mehr singen, selbst, wenn er das Singen gewollt hätte, dort, im Angesicht des Todes, hätte er es nicht mehr gekonnt, also, der junge Mensch lag monatelang und man schrieb ihn bereits den Toten zu, jedoch überlebte er die Krankheit, die jedoch blieb, so hatte er ein Leben lang den Todesvogel auf den Schultern sitzen und dieser mischte sich ständig und permanent in sein Werk, der Tod, besonders auch der Selbstmord, eindrücklich in "Ja", das großartige Werk bleibt allzuoft unbeachtet, empfinde ich aber als bedeutend, weil erschütternd, und menschliche Abgründe. Bernhards Faszination nach dem Verrückten kam auch, dass er durch das alles, Kindheit, Jugend und Drumherum nicht verrückt wurde, was ein Wunder war, so waren die Verrückten die, die er besser verstand als die Nichtverrückten. 

Freunde Bernhards erzählten alle unabhängig voneinander, dass er ein großzügiger und liebenswerter Mensch war, vorallem lustig, letzteres blitzt auch in seinem Werk hervor. 

Peymann erzählte in einem Gespräch mit Harald Schmidt, dass selbst Romy Schneider von dem Schriftsteller eingenommen war, er war keine Schönheit, hatte aber einen unglaublichen Charme. Das alles liest man im Werk heraus, sofern man sich von der Monotonie der immer wiederholenden Passagen und Sätzen nicht zu sehr einlullen lässt und achtsam bleibt. 

Der Satz aus "Ritter/Dene/Voss" ist allemal interessant, weil er das ganze Werk Bernhards beschreibt, ja, den Schriftsteller selbst, der untrennbar mit diesem ist. 


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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (15.02.24, 23:04)
Endlich jemand, der den Bernhard verstanden hat! 🎩

 Mondscheinsonate meinte dazu am 16.02.24 um 01:16:
Ein Versuch.

Antwort geändert am 16.02.2024 um 01:17 Uhr

 Quoth (15.02.24, 23:19)
Der junge Mensch dürfte wohl Bernhard selbst sein, den Du da porträtiertst mit dem Todesvogel auf der Schulter, gut, ich  kenne so eine Klinik mit Blick auf den Friedhof, sehr erbaulicher Ausblick, mein Vater hat seine Krankheit dort nicht überlebt, aber immer, wenn jemand stirbt, bin ich dort wieder zu Gast, Ja, ein schöner Titel für ein so ganz und gar verneinendes Buch! Danke, dass Du uns Deinen großen Landsmann mal wieder präsentiert hast.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 16.02.24 um 00:25:
Ja, ist er. Dankeschön.

 AchterZwerg (16.02.24, 07:09)
Als Bernhardaficionada kann ich hier nur zustimmend nicken! ---

Du hast deinem Text aus meiner Sicht einen überaus passenden Titel verliehen! :)

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 16.02.24 um 07:19:
Dankeschön :)

 AngelWings (16.02.24, 08:21)
Verrücktheit hat nicht mit Toten zutun. 
Untoten, wandern und Geschichte von David entschuldigt David B.Also ich bin eins der Untoten Jägerin. 

Es ist besser, wenn man in der Klinik stirbt, als Zuhause einsam. 

Vater und mein Bruder, sind auch Klinik gestorben! Vater konnte durch ein Tag, am Leben gehalten, bis schwache Herz auf hört Zuschlag. 

Mein Bruder dagegen, weil Am Rhein Wohnt, und sein Partnerin und seine Tochter in Emsdetten, und ich Gera konnte noch sein Partnerin, die aber später er fuhre das mein Bruder in Klinik ist. Mein Bruder konnte leider, nicht wieder gesunde werden, und ist dann in Klinik gestorben.

 Dieter_Rotmund (17.02.24, 14:38)

im Herbst wird in dieser Lungenheilanstalt ein Thomas Bernhard - Festival ausgetragen, das erfuhr ich am Dienstag, näheres folgt noch
Oh, ja bitte!

P.S.: Alles -> alles

Kommentar geändert am 17.02.2024 um 14:39 Uhr
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